Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)
Jahren nur ein einziges Mal vorgekommen.“
Seeres Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Das war der Zeitpunkt, an dem die meisten Menschen einen Rückzieher machten.
Morten beknabberte nachdenklich seine Unterlippe.
„Ziemlich unfair“, hörte Seere ihn nuscheln. „Wenn ich irgendwann zu alt bin, um den Vertrag zu erfüllen, werde ich automatisch sterben.“
Seere lachte, ein weiches, fast samtiges Geräusch, das trotz der fehlenden Lautstärke das ganze Zimmer auszufüllen schien.
„Wir werden schon Rücksicht darauf nehmen, dir nichts zuzumuten, was du körperlich nicht mehr hinbekommst“, versprach er glucksend. Ehrlich, Sorgen hatten manche Menschen ... Allerdings war er wirklich froh, dass Morten nicht auf die Idee kam, einige Sondervereinbarungen auszuhandeln. Es kam nicht gut, wenn zu viele Menschen ein langes Leben erhandelten oder schlicht und ergreifend nicht alterten – obwohl das ebenfalls zu früheren Zeiten ein sehr beliebter Punkt bei solcher Art von Verträgen gewesen war. Aber damals gab es auch keine Rentenbeiträge oder Sozialversicherungsnummern; wenn jemand also hundertfünfzig Jahre und älter geworden war, war es kaum aufgefallen, zumal Menschenwesen, die solche Forderungen gestellt hatten, immerhin das Hirn besessen hatten, nicht zu lange an einem Platz zu verweilen. Im Zeitalter der Geburtsurkunden wurde das schon schwieriger.
„Wer gibt mir die Garantie dafür?“, fragte Morten scharf nach.
„Punkt 8.10 klärt Ausnahmefälle, in denen du von deiner Ausführungspflicht befreit bist. Krankheit gehört dazu. Allerdings zahlen wir kein Krankengeld. Du wirst also ein bisschen was zurücklegen müssen für deine alten Tage. Doch das dürfte bei deinem Gehalt ja kein Problem sein. Eine deiner Provisionen sollte für einen angenehmen Lebensabend reichen. Ach und noch eins: WIR werden nachprüfen, ob du zu etwas wirklich nicht in der Lage bist. Simulieren ist also nicht. Bei ernsthafter Krankheit oder altersbedingten Gebrechen sind wir tatsächlich vernünftig genug, uns andere Helferlein zu suchen.“
Seere grinste über das ganze Gesicht. Mortens wiederholte Nachfrage zeugte von wahrem Interesse. Er würde unterschreiben, da war sich Seere fast schon sicher. Dennoch blieb ein kleines Restrisiko, das ihm ein aufgeregtes Pric keln durch den Körper jagte, so als ob Hunderte Ameisen unter seiner Haut umherkrabbelten.
Urplötzlich prustete Morten los.
„Nein, wirklich, SO hatte ich mir einen Pakt mit einem Dämon sicher nicht vorgestellt. Das hat tatsächlich etwas von einem Vorstellungsgespräch an sich ... Unglaublich.“
– —
Seere wurde von dem ernsten Ausdruck aus den saphirblauen Augen getroffen und er ahnte, dass Morten die eine oder andere Frage auf der Zunge lag. Zu seiner Überraschung stellte Morten jedoch nur eine einzige: „Und womit wird das unterschrieben? Mit Blut, oder was?“
Seere konnte nicht anders, er lachte lauthals auf.
„So altmodisch sind wir nicht“, gab er immer noch lachend zurück und reichte Morten einen Kugelschreiber, der sich urplötzlich in seiner Hand befand. „Hier, das reicht vollkommen .“
Morten nahm den Kugelschreiber grinsend entgegen. Zu Seeres Überraschung zeigte sich nur kühle Herausforderung in seinem Gesicht , keinerlei Furcht.
„ Also dann ... A uf in die ewige Verdammnis?“, fragte er frech.
Seere schüttelte amüsiert den Kopf. „Nicht dadurch. Nur durch das, was du tust. Schlimmer als es schon ist, wird es dadurch nicht werden. Und der ganze Mist mit dem Fegefeuer ist ebenfalls etwas anders als die gängige altchristliche Vorstell ung. Aber das wirst du ja sehen, wenn es bei dir so weit ist.“
„Aha?“, hakte Morten interessiert nach.
Seere schüttelte lächelnd den Kopf. Mehr Information würde der Mensch nicht von ihm bekommen. Es war durchaus genug, dass er wusste, dass es nach dem Tod nicht vorbei war. Das Kribbeln in Seeres Körper verstärkte sich, als Morten den Stift zum Papier führte. Es war beinahe eine erregte Spannung, die sich bei ihm aufbaute, wenn er daran dachte, den entstehenden Pakt zu besiegeln.
Er biss die Zähne aufeinander, bis ihn die Kiefer schmerzten, um die ansteigende Nervosität zu kompensieren. Es kam ihm vor, als würden Jahre vergehen, bis die Spitze des Kugelschreibers auf das Papier traf und Morten kratzend seinen Namen auf das Dokument setzte. Als er den Stift weglegte, hatte Seere alle Mühe, nicht erleichtert aufzuatmen.
Ha! Da hatte er seine Quote für dieses
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