Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)
Brandeisen bearbeitet anfühlen musste. Außerdem trieb er es aus Prinzip nicht mit den Menschen, die sein Siegel trugen. Das war der Hauptgrund, warum er seine Erregung zu verbergen versuchte. Das musste warten, bis er sie an Dantalion oder einem anderen Freiwilligen auslassen konnte.
Über Mortens Gesicht liefen ungewollte Tränen, die er mit keiner Macht der Welt hätte zurückhalten können. Solche Schmerzen hatte er nie zuvor im Leben gehabt, das wusste Seere. Die knapp dreißig Sekunden, die Seere seine Hände auf seiner Brust gepresst hatte, fühlten sich für die jeweils betroffenen Menschen wie eine Ewigkeit an .
Morten blinzelte und versuchte, seine Umgebung, die vor seinen Augen in Scherben zerfallen war, wieder zusammenzusetzen.
Seere strich ihm zart über das Gesicht, wischte mit dem Daumen das Wasser weg, das Morten über die Wangen rollte.
„Alles klar?“, erkundigte er sich einfühlsam – einen Tonfall, den er sich mühsam antrainiert hatte. Mitleid war, wie viele andere Emotionen auch , nichts, was Dämonen normalerweise empfinden konnten. Doch Seere wusste, dass Morten es nicht verstanden hätte, wenn er jetzt cool geblieben wäre, ebenso wenig wie er verstanden hätte, wenn er nun seine brennende Lust an ihm auslassen würde. Es kostete ihn eine unglaubliche Menge an Kraft, weiter ruhig zu bleiben, während sich die nackte Brust direkt vor seinen Augen in rasender Folge hob und senkte, als hätte Morten einen Marathonlauf hinter sich gebracht. Oder einen Orgasmus gehabt. Doch Seere wusste aus Erfahrung, dass es besser war, seinen Gelüsten jetzt nicht nachzugeben. Morten würde später gefügiger und williger sein, in jeglicher Hinsicht, wenn er ihm jetzt die Zeit ließ, die er benötigt e, um zu sich selbst zu finden. Es würde ihre Zusammenarbeit wesentlich vereinfachen.
Morten brauchte eine kurze Weile, um schlussendlich zu nicken.
„Das ... geht das wieder weg oder bleibt das etwa so?“, fragte er und schielte dabei auf das gut sichtbare Siegel, als er endlich Atem geschöpft hatte.
„Da es ein Siegel ist, wirst du es genau als solches tragen.“
Dass Seere es durchaus magisch verschleiern könnte, verschwieg er. Er genoss es, die Stempel seines Besitzes zu sehen und das war bei Morten nicht anders.
„ Nur keine Sorge, es ist lediglich für Dämonen und Eingeweihte sichtbar. Du kannst es unter anderem als Ausweis nutzen, das könnte dir bei einigen Aufträgen zugutekommen.“
Beinahe liebevoll strich er über die gewölbten Lini en, die sich deutlich von Mortens übriger Haut abhoben. Es war lange her, seit er zum letzten Mal jemanden als sein Eigentum gekennzeichnet hatte. Viel zu lange. Etwas wie Besitzerstolz machte sich in ihm breit, Seere hatte alle Hände voll zu tun, nicht überbreit zu grinsen. Er war Leonard wirklich dankbar, dass er ihm das Siegel gestattet hatte.
Umsichtig stieg er von Morten u nd betrachtete ihn von oben herab, als er neben der Couch stand. Morten sah ziemlich ... durchgenommen aus, auch wenn Seere wusste, dass nicht Sex daran schuld war. Nichtsdestotrotz blieb das überaus erotische Erscheinungsbild, das ihn zusätzlich erregte. Verdammt, er brauchte Sex. Dringend. Am besten sofort.
„Ruh dich aus“, riet er Morten und hob die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln an. „Morgen dürfte es dir eigentlich schon wieder gut gehen. Wenn nicht, werde ich es wissen und mich um dich kümmern. “
Bevor Morten etwas antworten konnte, konzentrierte sich Seere, blinzelte und verschwand so mit einem leisen ‚Plopp‘.
– —
Als Morten aus dem Schwächeanfall erwachte, in den Schmerz, Wut und der Schock über Damians plötzliches Verschwinden ihn gebracht hatten, war er einen Moment lang desorientiert.
Er fragte sich, ob er weiter halluzinierte, doch nein. Er brauchte nur an sich hinabzuschauen, um die Prägung des Dämons auf sich zu erblicken. Mit wackeligen Beinen taumelte er zu seinem bodenlangen Schrankspiegel im Schlafzimmer. Eingehend betrachtete er das Mal auf seiner Brust, das sich nicht nur wie eine Zeichnun g über seine Haut legte, sondern sich gleich einem Implantat darunter befand. Dass er es auf diese Weise deutlich ertasten konnte, machte die Situation zusätzlich um einiges g rotesker. Nun, im Nachhinein fragte er sich, warum er das getan hatte. Zwar bereute er es nicht wirklich, genau konnte er den Grund für seine Entscheidung allerdings nicht umreißen. Es fühlte sich einfach richtig a n, auch wenn jede Vernunft vielleicht
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