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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Unterwäsche.
    Miss Maggies Haus war eine einfache, verwitterte Hütte mit einem undichten Dach aus Teer und einer niedrigen Veranda, unter der zahlreiche Hühner und der ein und andere streunende Hund sich an heißen Tagen ausruhten. Auf der Veranda stand ein Schaukelstuhl aus geflochtenem Schilfrohr. Das Haus war etwas schief, es neigte sich leicht nach rechts. Es hatte eine Tür mit einer staubigen Fliegentür davor. Wenn es heiß war oder Miss Maggie nicht wollte, dass jemand hineinsah, hängte sie Öltücher vor ihre drei mehrfach ausgebesserten Fenster, die mit toten Fliegen gesprenkelt waren. Im Sommer standen die Fenster offen, um Luft durch die Fliegenfenster zu lassen. Wenn man Tiere hatte, besonders, wenn sie so nahe am Haus untergebracht waren wie hier, gab es doppelt so viele Fliegen wie anderswo.
    Ich ging zu der Fliegentür und wedelte die Viecher weg, die sich darauf niedergelassen hatten. Miss Maggie holte gerade Biskuits aus ihrem Holzofen. Ich roch sie durch die Fliegentür, und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ich rief ihren Namen, und sie drehte sich um und begrüßte mich, wie sie mich immer begrüßte; ihr geflochtenes Haar war jetzt noch weißer als bei meinem letzten Besuch. »Hey Kleiner«, sagte sie, »komm rein und setz dich hin.«
    Ich verscheuchte erneut die Fliegen und ging hinein. Ich setze mich an ihren kleinen Tisch auf den etwas wackeligen Stuhl. Sie legte ein paar Biskuits auf einen verbeulten Blechteller und träufelte Sirup darauf, den sie in einer Kanne auf dem Ofen erwärmt hatte, und sagte, ich solle nur zugreifen. Ich ließ mich nicht lange bitten.
    Diese Biskuits waren so weich, dass sie einem im Mund zergingen, und der Sirup, den sie wahrscheinlich gegen Mais eingetauscht hatte, war der beste, der jemals aus einer maultierbetriebenen Presse gekommen, der beste, der jemals von menschlicher Hand eingekocht worden ist. Während ich aß, sah ich mir das doppelläufige Gewehr an, das an zwei großen Nägeln an der Wand hing, und Miss Maggies schwarzen Hut daneben. Sie saß mir gegenüber und aß. »Ich glaube, ich hol mir ein bisschen gesalzenes Schweinefleisch«, sagte sie, »wie wär’s, willst du auch was?«
    »Gern, Ma’am.«
    Sie holte das Fleisch aus dem Ofenschrank, es war bereits geräuchert und hätte nur aufgewärmt werden müssen, aber sie gab etwas Schmalz in eine Pfanne, machte das Feuer im Ofen an und briet es. Es dauerte nicht lang, bis es fertig war. Wir aßen das Schweinefleisch und noch ein paar Biskuits. Sie sagte: »Ich seh dir doch an, du willst mir unbedingt was erzählen. Du platzt ja gleich.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es erzählen darf«, sagte ich.
    »Na, dann erzählst du’s halt nicht.«
    »Aber eigentlich hat mir auch niemand gesagt, dass ich’s nicht erzählen darf. Nicht ausdrücklich jedenfalls.«
    Miss Maggie grinste. Sie hatte zwei gut erhaltene Zähne oben und vier unten, einer davon sah allerdings nicht besonders gesund aus. Auf geheimnisvolle Weise gelang es diesen Zähnen immer noch, Biskuits und Schweinefleisch zu kauen.
    Ich beschloss, Miss Maggie alles zu erzählen. Sie würde nicht gleich damit zu Daddy laufen, und also berichtete ich ihr von der farbigen Frau, die wir unten am Flussufer gefunden hatten, und dass da etwas in den Wäldern Tom und mir gefolgt war.
    Als ich zu Ende erzählt hatte, schüttelte sie den Kopf. »Das ist grausig. Aber keiner wird einen Finger in der Sache rührn – ist ja nur noch ein toter Nigger.«
    »Daddy wird sich darum kümmern«, sagte ich.
    »Ja, er wär der Einzige, der’s tun würde, aber vielleicht auch nicht – schließlich ist er allein. Die machen ihm doch die Hölle heiß, Kleiner. Das Beste wär, einfach weiterzumachen und zu tun, wie wenn nix gewesen wär.«
    »Aber wollen Sie denn nicht, dass der Mörder geschnappt wird?«
    »Das wird nicht passieren, Junge. Verlass dich drauf. Meine Leute sind wie Spreu, weißt du – sie werden einfach weggeweht, und keinen kümmert’s. Da musst du schon ’nen Weißen um die Ecke bringen, damit du bestraft wirst.«
    »Das ist nicht gut«, sagte ich.
    »Besser, du sagst das nicht zu laut. Sonst hast du die Kluxers am Hacken.«
    »Daddy würde denen Beine machen.«
    Sie kicherte. »Wahrscheinlich.« Dann sah sie mich lange an. »Besser, du bleibst weg vom Wald, mein Kleiner. Leute, die so was tun, machen auch vor Kindern nicht Halt. Verstanden?«
    »Warum tut jemand so was, Miss Maggie?«
    »Das weiß keiner außer’m Herrgott persönlich. Ich

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