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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sprechen, die nicht von Römern begangen worden waren.
    »Ich habe die verkohlten Überreste eures Hauses mit eigenen Augen gesehen. Leider konnte ich nicht an der Strafexpedition teilnehmen, denn ich wurde dem Stab des Statthalters in Alba zugeteilt. Aber du kannst mir glauben, ich habe bei den Kämpfen gegen die Caledonier auf meine Weise Rache geübt.«
    Cynric nickte und trank langsam einen Schluck Wein. »Damals an Beltane, als du unser Gast warst, sind wir zum letzten Mal alle zusammen auf einem Fest gewesen. Die Familie ist jetzt auseinandergerissen.«
    »Ich war in diesem Jahr an Beltane wieder in Vernemeton«, sagte Gaius vorsichtig, »und ich habe dort beim Fest Dieda gesehen und auch Eilan. Ich war froh, daß sie noch am Leben sind. Wirst du Dieda heiraten?«
    »Sie sind beide Priesterinnen in Vernemeton«, erwiderte Cynric ausweichend.
    Gaius brach das entstandene Schweigen, indem er schließlich sagte: »Ich habe einen Freund in der Präfektur… «, und Cynric lachte laut.
    »Das überrascht mich nicht… «
    Gaius schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Seine Schwester hat einen Britonen geheiratet und ist von ihrer Familie verstoßen worden. Sie ist vor kurzem gestorben und hat eine kleine Tochter zurückgelassen. Ihr Mann ist geächtet und auf der Flucht. Mein Freund möchte sich um das kleine Mädchen kümmern, aber er weiß nicht, wo er es finden kann.«
    »Auf der Flucht… «, wiederholte Cynric nachdenklich. »Warum fragst du mich?«
    »Weil es heißt, daß er einer von denen ist, die um Mitternacht fliegen… «
    »Viele Vögel fliegen in der Nacht… Wie heißt der Mann?«
    »Hadron«, antwortete Gaius, »und seine Frau hieß Valeria.«
    »Ich weiß wenig über Vögel«, sagte Cynric, »aber ich kann mich erkundigen.«
    »Glaubst du, der Mann hat das Kind nach Vernemeton gebracht? Würden Dieda oder Eilan das wissen?«
    »Ich könnte sie fragen… «, sagte Cynric.
    Viel lieber würde ich Eilan selbst danach fragen!
    Aber das wagte Gaius nicht zu sagen. Außerdem quälte ihn der Gedanke, daß Eilan in Vernemeton möglicherweise glücklich und zufrieden war. Sollte er dann wirklich ihren Frieden stören und sie mit seiner Liebe, seiner Sehnsucht bestürmen? Er hatte sein Versprechen erfüllt, das er Valerius gegeben hatte. Sollte er jetzt das Gespräch beenden und Cynric gehen lassen?
    Gaius stellte plötzlich fest, daß sie beide schon sehr lange schwiegen, aber Cynric füllte noch einmal die Becher.
    »Du wolltest mit mir nicht nur über ein Waisenkind reden«, sagte der Britone. »Was hast du wirklich auf dem Herzen?«
    »Ich muß Eilan wiedersehen!« platzte Gaius mit der Wahrheit heraus. »Ich schwöre dir, ich will ihr nicht schaden… Ich will mich nur vergewissern, daß sie dort glücklich ist… «
    Cynric sah ihn verblüfft an, dann warf er den Kopf zurück und lachte so laut, daß alle im Raum sich nach ihm umdrehten.
    »Du liebst sie!« Er lachte wieder. »Ich hätte es gleich wissen müssen. Geht es mir nicht genauso? Auch Dieda ist hinter diesen Palisaden verschwunden!«
    »Aber sie gehört zu deiner Familie«, sagte Gaius ernst. »Du darfst bestimmt mit ihr sprechen. Kannst du nicht etwas unternehmen, damit ich Eilan sehen darf?«
    »Warum nicht?« Cynric grinste. »Ich sehe es ohnehin nicht ein, daß die Priesterinnen dort wie Gefangene gehalten werden. So etwas können sich nur die Römer ausdenken!«
    Er stützte den Kopf in beide Hände und brummte: »Seit Dieda in Vernemeton ist, will sie mich weder sehen noch mit mir reden. Aber Eilan ist ein freier Mensch. Ich werde sehen, was ich für dich tun kann.« Er leerte den Becher. »Sei heute in drei Tagen am Waldrand vor dem unteren Tor von Vernemeton. Dort ist nicht weit vom Weg entfernt eine kleine Lichtung. Aber du mußt spätestens eine Stunde nach Mittag da sein.«

    Als Eilan in der ungewöhnlich strahlenden Sonne des frühen Sommers am Waldrand wartete, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, daß sie zitterte.
    Da Cynric ein Treffen mit Gaius vorgeschlagen hatte, glaubte sie zuerst, ihre stummen Gebete seien erhört worden. Aber bald stellte sie fest, daß nichts gefährlicher ist als ein erhörtes Gebet. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr erkannte sie, daß kaum eine Möglichkeit bestand, die Begegnung geheimzuhalten. Und wenn man sie entdeckte, würde ihr niemand glauben, wie harmlos auch alles gewesen sein mochte.
    Schließlich ging Eilan zu Caillean und fragte sie um Rat.
    »Jetzt kannst du nichts mehr tun,

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