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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Herzlichkeit. Sie erinnerte sich allzu gut an die Weigerung ihres Vaters, die Heirat mit Gaius auch nur in Erwägung zu ziehen. Das hatte dazu geführt, daß sie sich in einer zwar sehr ehrenvollen und einflußreichen Position befand, ihr Sohn aber ein Fremder für sie sein mußte und Gaius in Londinium lebte.
    Eilan stellte sicher, daß Gawen an diesem Nachmittag nicht in der Nähe war, denn Bendeigid würde natürlich wissen, daß Mairi nicht noch ein Kind bekommen hatte. Außerdem glich Gawen, je älter er wurde, mehr und mehr seinem Vater. Sie hätte Bendeigid sein Enkelkind gern gezeigt, aber sie wußte, daß er sich auch kaum etwas aus Mairis Kindern machte. Vielleicht würde er Eilans Sohn ebenso ablehnen wie den Vater. Eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, war das Risiko jedenfalls nicht wert.
    Ein Krug mit frischem Wasser, das Senara von der heiligen Quelle geholt hatte, stand auf dem Tisch. Eilan bedeutete Huw, den Besucher eintreten zu lassen. Es bereitete ihr eine gewisse Genugtuung, daß ihr Leibwächter bei dem Gespräch anwesend sein würde. Im Vergleich zu dem riesigen Huw wirkte selbst der große und starke Bendeigid klein. Eilan hatte zunächst befürchtet, es werde unangenehm sein, ständig von einer Art Wachhund begleitet zu werden, denn Huw hatte seine Loyalität sofort auf sie übertragen, als sie schließlich die Zeit der Zurückgezogenheit beendete und Besucher empfing. Aber er war nie aufdringlich. Huw war einfach immer gegenwärtig, und allmählich lernte sie ihn zu schätzen, wenn sie Besucher loswerden wollte oder er wie jetzt verhinderte, daß sich jemand ihr gegenüber zuviel herausnahm.
    »Womit kann ich dir dienen, mein Vater?« fragte sie höflich, so wie sie jeden einflußreichen Druiden begrüßt hätte.
    Aber sie sah nicht ohne Mitgefühl, daß die Zeit im Norden ihn sehr verändert hatte. Er wirkte zwar noch immer stark und unbeugsam, aber aus dem kraftvollen Mann, an den sie sich noch gut erinnerte, war ein hagerer Greis geworden.
    Bendeigid blieb stehen und sah sie seltsam an. Eilan fragte sich, was er wohl sah. Bestimmt nicht die Tochter, an die er sich erinnerte. Aus dem Gesicht, das Eilan im heiligen See gesehen hatte, war die mädchenhafte Weichheit verschwunden. Das Leid und die Verantwortung zeigten sich auch in ihren wachsamen Augen, die nicht mehr bereit waren, jeden mit offener Freundlichkeit und Verständnis anzusehen. Aber vielleicht waren diese weniger sichtbaren Zeichen ihrer Entwicklung nicht so auffällig wie die goldenen Insignien und der Halbmond zwischen den Brauen.
    Eilan hatte zwar den dünnen dunkelblauen Leinenschleier zurückgeschlagen, aber er umrahmte ihren Kopf, und die weichen Falten lagen hoheitsvoll auf den Schultern. Seit ihrer Rückkehr nach Vernemeton ging sie wie Dieda verschleiert, damit niemandem etwas auffallen sollte. Inzwischen hätte sie auf diese Vorsichtsmaßnahme verzichten können, aber sie hatte sich an den Schleier gewöhnt und betrachtete ihn als einen gewissen Schutz. Außerdem fand sie, daß der Schleier ihre Autorität unterstrich und ihr etwas Geheimnisvolles gab.
    »Ich möchte dir nur meine Ehrerbietung erweisen, Tochter… oder sollte ich… Herrin sagen«, erwiderte der alte Druide. »Es ist viel Zeit vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich wollte mich vergewissern, daß es dir gutgeht… «
    Du hast lange gebraucht, um auch an mich zu denken.
    Sie wollte jedoch nicht bitter werden und ihm keine Vorwürfe machen. Es war deutlich zu sehen, daß die letzten Jahren auch für ihn sehr schwer gewesen waren. Nicht nur der riesige Huw ließ ihn kleiner wirken. Er war inzwischen völlig ergraut und hatte Falten um den Mund und auf der Stirn. Bendeigid war schon immer streng gewesen, aber jetzt glühte in seinen Augen ein gefährliches Feuer.
    Eilan reichte ihm das Wasser in einem mit Silber eingelegten Holzbecher, und er setzte sich auf eine Bank, während sie auf dem großen geschnitzten Lehnstuhl Platz nahm.
    »Bestimmt ist das nicht der einzige Grund, der dich hierher führt, mein Vater«, sagte sie ruhig. »Was möchtest du mir sagen?«
    »Lhiannon war alt.«
    Er starrte in den Becher und sah sie dann wieder an. »Ich kann sehr gut verstehen, daß sie das Land nicht von Krieg ausgeblutet sehen wollte… Und vielleicht hat die Göttin in den letzten Jahren deshalb immer den Frieden beschworen.« Er richtete sich auf.
    »Aber die Zeiten haben sich geändert, und es gibt eine neue Hohepriesterin in Vernemeton.

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