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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schwierig war, denn sie hatte die Kunst des Färbens von allen Priesterinnen am besten beherrscht.
    Kein Gesetz verlangte von Eilan, solche körperlichen Arbeiten zu übernehmen. Doch sie bemühte sich seit Jahren darum, die Sonderstellung abzubauen, die ihr Amt mit sich brachte. Sie versuchte stets, am Leben ihrer Priesterinnen teilzunehmen, solange sie die Verantwortung für Vernemeton trug.
    So war sie auch an diesem Tag wieder sofort nach dem Frühstück zu den Farbbottichen gegangen. Sie rollte die Ärmel hoch und hatte bald an Unterarmen und Händen blaue Farbflecken.
    Eilan war so in die Arbeit vertieft, daß sie kaum den Schatten bemerkte, der plötzlich den Eingang verdunkelte. Erst das aufgeregte Kichern der Frauen ließ sie auf den jungen Druiden in seinem weißen Gewand aufmerksam werden, der schwitzend und mit gerötetem Gesicht dort stand. Das Färberhaus befand sich nicht im inneren Bereich, zu dem nur die höchsten Priester Zugang hatten, aber die Frauen waren an den Anblick von Männern nicht gewöhnt, und ein verlegenes Schweigen entstand.
    »Wo ist die Hohepriesterin… ?« stieß der Druide aufgeregt hervor. »Ist die Herrin Eilan hier?«
    Die Frauen blickten stumm auf Eilan, und der junge Mann wurde noch verlegener. Vermutlich hatte er die Hohepriesterin noch nie aus der Nähe und ohne Schleier gesehen.
    Er rang nach Worten. »Bitte Herrin… der höchste Druide ist krank. Du mußt… sofort… zu ihm gehen… «

    Eilan blieb im Eingang des Zimmers stehen, in dem Ardanos lag. Sie erschrak, obwohl man sie auf den Anblick vorbereitet hatte. Miellyn schlug fassungslos die Hand vor den Mund. Eilan bedeutete ihr und Huw, an der Tür zu warten. Dann setzte sie sich an das Bett des Sterbenden. Es gab wirklich keinen Zweifel mehr, Ardanos lag im Sterben. Jeder Atemzug klang röchelnd und mühsam, als sei es der letzte. Eilan sah das eingefallene Gesicht und den Schädel unter der wächsernen Haut.
    Sie erinnerte sich noch gut daran, wie Ardanos während der langen Krankheit von Lhiannon an ihrem Bett gesessen hatte. Auch wenn sie ihn manchmal gehaßt hatte, hoffte sie jetzt, er werde nicht unter großen Qualen hinübergehen müssen.
    »Er ist beim Essen zusammengebrochen«, flüsterte einer der alten Priester. »Er war bis vor kurzem bewußtlos… Wir haben auch Bendeigid rufen lassen.«
    Eilan schlug den Schleier zurück und griff nach seiner Hand.
    »Ardanos… «, sagte sie leise. »Kannst du mich hören?«
    Die durchscheinenden Augenlider bewegten sich mühsam. Nach einem Augenblick der Unsicherheit wurde sein Blick jedoch klar.
    »Dieda… «, flüsterte er.
    »Großvater, erkennst du mich noch immer nicht?« erwiderte sie kopfschüttelnd. »Dieda ist im Süden bei jungen Frauen, die als Novizinnen zu uns kommen wollen. Ich bin Eilan.«
    Sein Blick richtete sich auf den goldenen Torque . Eilan hatte sich die Zeit genommen, vor diesem Besuch die Insignien der Hohenpriesterin anzulegen.
    Etwas schien Ardanos auf der Seele zu lasten, denn er rang nach Luft, dann seufzte er und flüsterte: »Du warst doch die Richtige… ja… wenigstens das ist… «
    »Ardanos«, sagte Eilan ruhig und klar, »als Hohepriesterin ist es meine Pflicht, dir zu sagen, daß du stirbst. Du darfst nicht von uns gehen, ohne deinen Nachfolger zu benennen. Sag uns, höchster Druide, wer soll die goldene Sichel tragen, wenn du gestorben bist?«
    Seine Augen blickten unverwandt auf ihr Gesicht, als erwarte er von Eilan die Hilfe, die er dringend brauchte.
    »Göttin… Ich habe alles versucht… Ich habe das Schlimmste verhindern wollen… so gut ich es konnte«, flüsterte er. »Der Merlin weiß es… «
    »Aber wir müssen es wissen!« sagte der Druide, der am Kopfende des Bettes stand. »Wen wählst du zu deinem Nachfolger?«
    »Friede!«
    Ardanos sagte das mit plötzlicher Kraft, als befehle er allen zu schweigen.
    »Friede… «
    Das Wort erstarb mit dem schwindenden Atem. Noch einmal rang der alte Mann nach Luft, dann verstummte er.
    Einen Augenblick lang bewegte sich niemand. Dann griff der Druide nach der schlaffen Hand und fühlte den Puls. Er wartete, zählte und ließ die leblose Hand los.
    »Er ist tot!« sagte er, und es klang vorwurfsvoll.
    »Es tut mir leid… «, sagte Eilan. »Was werdet ihr tun?«
    »Wir müssen alle Mitglieder unseres Ordens zusammenrufen«, sagte ein anderer und nahm die Dinge bereits in die Hand. »Geht jetzt, Herrin. Du hast als Hohepriesterin deinen Teil getan. Wir werden dich

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