Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
sagte der Centurio, und Gaius dachte: Er hört mir ebensowenig zu wie ich ihm.
    »Bei den Göttern, das Rindvieh stinkt, und dann die vielen Fliegen!«
    Der Centurio rümpfte angewidert die Nase, denn er war beinahe in einen noch dampfenden Kuhfladen getreten.
    »Also ich glaube, die Priester sind an allem schuld«, sagte er dann. Gaius wußte nun überhaupt nicht mehr, wovon der Mann sprach, und hing seinen Gedanken nach.
    Ich muß den Kerl so schnell wie möglich loswerden!
    »Die Leute wollen doch alle nur eine gute Ernte, gesunde Kinder und einigermaßen mit heiler Haut das Jahr überstehen. Ich sage immer, wenn nicht Unwetter, Krieg oder Krankheiten die Menschen plagen, dann die Priester. Hier sind es doch diese unheimlichen Druiden, die die Götter beschwören… «
    »Nicht nur«, erwiderte Gaius, »sie haben eine Priesterin, eine Art Vestalin, die ihre Göttin anruft und das Volk segnet.«
    Er schloß kurz die Augen und sah die überirdische Gestalt der Hohenpriesterin wieder vor sich, die in Trance die Arme zum Mond hob.
    »Gibt es auch Opfer?«
    Sie kamen wegen der Rinderherde nur langsam vorwärts. Die Tiere wurde immer unruhiger bei dem Lärm und Gedränge und den ausgelassenen Menschen.
    Gaius schüttelte den Kopf. »Nein, heutzutage nicht mehr. Die Druiden und die Priesterinnen opfern nichts - außer vielleicht Blumen.«
    »Ich habe gehört, daß sie Menschen verbrennen«, sagte der Centurio.
    »Das ist alles Unsinn!« Gaius erinnerte sich lächelnd, wie empört Eilan gewesen war, als er ihr diese Frage gestellt hatte.
    Eilan… wo bist du?
    »Bei allen Göttern, das habe ich befürchtet!« rief der Centurio, und Gaius blickte den Mann geistesabwesend an. »Wenn sie so weitermachen, werden die Rinder noch in Panik geraten… «
    Vor ihnen hörte man Geschrei. Die Menge drängte sich um zwei Männer, die sich mit hochroten Köpfen stritten. Ein grobschlächtiger Hüne beschimpfte einen der Rinderhirten. Die Umstehenden lachten und feuerten die Streithähne an. Gaius drängte sich vor, denn dazu war er hier - er sollte hören, worüber die Leute redeten, oder sehen, wer aus welchen Grund Unruhe stiftete. Aber er wollte auch endlich den geschwätzigen Centurio loswerden.
    Der Riese hob plötzlich einen Tonkrug und zerschlug ihn auf dem Kopf des anderen. Der Rinderhirte fiel wie ein Stein zu Boden. Daraufhin stürzten sich mehrere Männer wütend auf den Großen, und es kam zu einem Handgemenge. Die Rinder muhten unruhig, der allgemeine Lärm nahm zu. Gaius fühlte sich von allen Seiten eingeschlossen. Er konnte weder vor noch zurück. Später wußte er nur noch, daß jemand einen Kübel Wasser auf die Streithähne gießen wollte. Aber er traf mit dem Wasser einen Stier. Der Stier warf brüllend den Kopf hoch und stieß dabei mit einem Horn das Tier neben ihm in die Seite. Die Herde geriet in Panik. Die Tiere an der Spitze setzten sich zunächst schwerfällig, aber dann immer schneller in Bewegung und trampelten alles nieder, was sich in den Weg stellte oder nicht schnell genug ausweichen konnte. Der Lärm war ohrenbetäubend; Frauen rissen ihre Kinder an sich, Männer kletterten flink auf die nächsten Bäume oder sprangen in den Graben. Gaius hatte plötzlich das Gefühl, allein auf dem Weg zu stehen. Eine Kuh mit blutigen Hörnern rannte dicht an Gaius vorbei. Jemand packte Gaius am Arm und rief: »Komm schnell! Du… du mußt mir helfen. Mein Kind ist verletzt!«
    Eine dunkelhaarige Frau deutete mit bleichem Gesicht auf ein kleines Mädchen, das nicht weit entfernt auf der Erde lag.
    Das Mädchen war bewußtlos. Es hatte eine Platzwunde am Kopf. Die blonden Locken waren blutverschmiert. Gaius nahm die Kleine behutsam auf die Arme. Dann folgte er der aufgeregten Frau, die ihm schreiend und mit den Armen fuchtelnd einen Weg zum oberen Tor bahnte.
    Die Rinder waren aus seinem Blickfeld verschwunden. Er hörte sie nur noch von weitem brüllen. Überall herrschte große Aufregung. Kinder weinten, Frauen schrien. Gaius folgte der Mutter, die ihn geradewegs zu einem Zelt am Rand des großen Platzes führte.
    »Bei den Göttern, laßt uns vorbei!« rief die Frau atemlos den Wartenden vor dem Zelt zu, »mein Kind… Laßt uns vorbei!«
    Im Zelteingang erschien eine Frau in einem blauen Gewand. Die Mutter eilte zu ihr und deutete auf das Kind, das Gaius in den Armen hielt. Die Priesterin nickte, hob die Hand, und die Menschen wichen ehrerbietig zur Seite. Gaius stand der Schweiß auf der Stirn. Er ging unter den

Weitere Kostenlose Bücher