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Die Waffen nieder!

Die Waffen nieder!

Titel: Die Waffen nieder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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Rauch – im Nebenzimmer, der Kamin ... Setzen Sie sich, Tilling ... Ich bin froh, daß Sie gekommen sind –«
    »Und ich glücklich, daß Sie mir befohlen haben zu kommen – erinnern Sie sich? im Namen meiner Mutter befohlen ... Auf das hin habe ich mir vorgenommen, Ihnen alles zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Ich –«
    »Nun – warum halten. Sie inne?«
    »Das Sprechen wird mir schwerer noch, als ich glaubte.«
    »Sie zeigten mir doch so viel Vertrauen – in jener schmerzlichen Nacht, wo Sie an einem Sterbebette wachten. – Wie kommt es, daß Sie jetzt so alles Vertrauen wieder verloren haben?«
    »In jener feierlichen Stunde war ich aus mir selber herausgetreten – seither hat mich wieder meine gewohnte Schüchternheit erfaßt. Ich sehe ein, daß ich damals mein Recht überschritten – und um es nicht wieder zu überschreiten, hatte ich Ihre Nähe geflohen.«
    »In der Tat ja: Sie scheinen mich zu meiden. Warum?«
    »Warum? Weil – weil ich Sie anbete.«
    Ich antwortete nichts, und um meine Bewegung zu verbergen, wandte ich den Kopf ab. Auch Tilling war verstummt. Endlich faßte ich mich wieder und brach das Schweigen: »Und warum wollen Sie Wien verlassen?« fragte ich.
    »Aus demselben Grunde.«
    »Können Sie Ihren Entschluß nicht mehr rückgängig machen?«
    »Ich könnte wohl – noch ist die Versetzung nicht entschieden.«
    »Dann bleiben Sie.« Er faßte meine Hand – »Martha!« Es war zum zweitenmal, daß er mich bei meinem Namen nannte Diese beiden Silben hatten einen berauschenden Klang für mich ... Darauf mußte ich etwas erwidern, was ihm ebenso süß klänge – auch zwei Silben, in welchen alles lag, was mir das Herz schwellte, und meinen Blick zu ihm erhebend sagt ich leise: »Friedrich!«
    In diesem Augenblicke öffnete sich die Tür und mein Vater kam herein.
    »Ah, da bist du ja! Der Bediente sagte, du wärest nicht zu Hause ... ich aber antwortete, daß ich auf dich warten wollte ... Guten Tag, Tilling! Nach Ihrem gestrigen Abschied bin ich sehr überrascht, Sie hier zu finden –«
    »Meine Abreise ist wieder aufgehoben, Exzellenz, und da kam ich –«
    »Meiner Tochter eine Antrittsvisite machen? Schön. Und jetzt wisse, was mich zu dir führt, Martha. Es ist eine Familienangelegenheit ....«
    Tilling stand auf:
    »Dann störe ich vielleicht?«
    »Meine Mitteilung hat ja keine solche Eile.« –
    Ich wünschte Papa samt seiner Familienangelegenheit zu den Antipoden. Ungelegener hätte mir keine Unterbrechung kommen können. Tilling blieb jetzt nichts anderes übrig, als zu gehen. Aber nach dem, was eben zwischen uns vorgefallen, bedeutete Entfernung keine Trennung: Unsere Gedanken, unsere Herzen blieben beieinander.
    »Wann seh' ich Sie wieder?« fragte er leise, als er mir zum Abschied die Hand küßte.
    »Morgen um neun Uhr früh im Prater, zu Pferd,« antwortete ich rasch im selben Tone.
    Mein Vater grüßte den Fortgehenden ziemlich kalt, und nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen:
    »Was soll das bedeuten?« fragte er mit strenger Miene. »Du lassest dich verleugnen – und ich finde dich in tête-à-tête mit diesem Herrn?«
    Ich wurde rot – halb in Zorn, halb in Verlegenheit.
    »Was ist die Familienangelegenheit, welche du –«
    »Das ist sie. Ich wollte deinen Courmacher nur entfernen, um dir meine Meinung sagen zu können .... Und ich betrachte es als eine für unsere Familie sehr wichtige Angelegenheit, daß du, Gräfin Dotzky, geborene Althaus, deinen Ruf nicht etwa verscherzest.«
    »Lieber Vater, der sicherste Wächter meines Rufes und meiner Ehre ist mir in der Person des kleinen Rudolf Dotzky gegeben, und was die väterliche Autorität des Grafen Althaus anbelangt, so lasse mich in aller Ehrerbietung dich erinnern, daß ich in meiner Eigenschaft als selbständige Witwe derselben entwachsen bin. Ich beabsichtige nicht, mir einen Liebhaber zu nehmen, denn das ist's, was du zu vermuten scheinst; aber wenn ich mich entschließen wollte, wieder zu heiraten, so behalte ich mir vor, ganz frei nach meinem Herzen zu wählen.«
    »Den Tilling heiraten? wo denkst du hin? Das gäbe erst eine rechte Familienkalamität. Da wäre mir beinahe noch lieber ... nein, das will ich nicht gesagt haben ... aber ernstlich, du führst doch keine solche Idee im Schilde?«
    »Was wäre dagegen einzuwenden? Du hast mir erst neulich einen Oberleutnant, einen Hauptmann und einen Major in Vorschlag gebracht – Tilling ist nun gar schon Oberstleutnant –«
    »Das ist das

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