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Die Waffen nieder!

Die Waffen nieder!

Titel: Die Waffen nieder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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mit diesem Autor bekannt zu machen, den er dann ebensosehr bewunderte, wie ich; dabei vernachlässigten wir auch die Dichter und Romanschriftsteller nicht, und so gestalteten sich unsere gemeinschaftlichen Leseabende zu wahren Festen des Geistes – während unsere übrige Existenz eigentlich ein ununterbrochenes Fest des Herzens war. Täglich gewannen wir uns lieber; was die Leidenschaft an Feuer einbüßte, das gewann die Zuneigung an Innigkeit, die Achtung an Festigkeit. Das Verhältnis zwischen Friedrich und Rudolf war der Gegenstand meines Entzückens. Die beiden waren die besten Kameraden der Welt, und sie miteinander spielen zu sehen, war köstlich. Friedrich war dabei von den zweien beinahe der kindischere. Natürlich mischte ich mich sofort auch in die Partie, und was da für Dummheiten getrieben und geredet wurden, das mögen uns die Weisen und Gelehrten verzeihen, deren Werke wir lasen – wenn Rudolf zu Bett gebracht war. Zwar behauptete Friedrich, daß er von Hause aus kein besonderer Kinderfreund sei; aber einmal war der Kleine seiner Martha Sohn, und zweitens war er wirklich lieb und herzig und schmiegte sich seinem Stiefvater gar so zärtlich an. Wir machten häufig Pläne für die Zukunft des Knaben. Soldat? ... Nein. Dazu würde er nicht taugen, denn in unserem Erziehungsplan würde die Drillung zur Kriegsruhmliebe keinen Platz finden. Diplomat! Vielleicht. Am wahrscheinlichsten aber Landwirt. Als künftiger Erbe des Dotzkyschen Majorats, welches ihm von dem nunmehr sechsundsechzigjährigen Onkel Arnos einst zufallen mußte, würde es ihm Berufs genug sein, seine Besitzungen rationell zu verwalten. Dann sollte er seine kleine Braut Beatrice heimführen und ein glücklicher Mensch werden. Wir waren selber so glücklich, daß wir gern für die ganze Mitwelt, und für die künftigen Geschlechter obendrein, Schätze von Lebensfreude hätten gesichert sehen wollen ... Dennoch verschloß sich unsere Einsicht dem Elend nicht, unter welchem der größte Teil der Menschheit seufzt und wohl noch durch manche Generation wird seufzen müssen: Armut, Unwissenheit, Unfreiheit – so vielen Gefahren und Übeln ausgesetzt – unter diesen Übeln das fürchterlichste: der Krieg. »Ach, wenn man beitragen könnte, es abzuwälzen!« Dieser seufzende Wunsch entrang sich unseren Herzen, aber die Betrachtung der herrschenden Zustände und Ansichten stellte solchen Wünschen ein entmutigendes »Unmöglich« entgegen. Leider – der schöne Traum, daß es allen »wohlergehe, und alle lange leben mögen auf Erden«, läßt sich nicht erfüllen – wenigstens nicht in der Gegenwart. Aber die pessimistische Lehre, daß das Leben ein Übel sei, daß es allen besser wäre, sie wären nie geboren – die war uns doch durch unser eigenes Dasein gründlich widerlegt.
    Zu Weihnachten unternahmen wir einen Abstecher nach Wien, um die Festtage im Kreise meiner Familie zuzubringen. Mein Vater war nunmehr mit Friedrich völlig ausgesöhnt. Die Tatsache, daß dieser den Militärdienst nicht verlassen, hatte die anfänglichen Zweifel und Verdächtigungen verscheucht. Daß ich eine »schlechte Partie« gemacht, das blieb freilich sowohl meines Vaters als auch Tante Mariens Überzeugung; anderseits mußten sie aber auch die Tatsache anerkennen, daß mich mein Mann sehr glücklich machte, und das rechneten sie ihm doch zugute.
    Rosa und Lilli tat es leid, daß sie im kommenden Fasching nicht unter meiner , sondern unter der weit strengeren Aufsicht der Tante in »die Welt« gehen sollten. Konrad Althaus war nach wie vor ein eifriger Besucher des Hauses, und es wollte mir scheinen, als hätte er in der Gnade Lillis einige Fortschritte gemacht.
    Der heilige Abend fiel sehr heiter aus. Es ward ein großer Christbaum angezündet, und von einem zum andern wurden allerlei Geschenk getauscht. Der König des Festes und der Meistbeschenkte war natürlich mein Sohn Rudolf; aber auch alle übrigen wurden bedacht. So erhielt Friedrich von mir einen Gegenstand, bei dessen Anblick er einen Freudenschrei nicht unterdrücken konnte. Es war ein silberner Briefbeschwerer in Gestalt eines Storches. Derselbe hielt einen Zettel im Schnabel, auf welchem von meiner Schrift die Worte standen: Im Sommer 1864 bringe ich etwas.
    Friedrich umarmte mich stürmisch. Wären die anderen nicht dabei gewesen, er hätte sicherlich einen Rundtanz mit mir aufgeführt.
    * * *
    Am ersten Feiertag versammelte sich die ganze Familie wieder bei meinem Vater zum Diner. Von Fremden

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