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Die Waffen nieder!

Die Waffen nieder!

Titel: Die Waffen nieder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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Frieden zu erhalten, aber der Druck, der von den Räten, von den Sprechern, Schreiern und Schreibern kommt, dem kann ein einzelner Mensch – selbst auf dem Thron nicht Widerstehen.
    * * *
    Am 1. Juni erklärt Preußen dem Bundestage, es werde sofort abrüsten, wenn Österreich und Sachsen das Beispiel geben. Dagegen erfolgt von Wien geradeheraus die Anschuldigung, daß Preußen schon lange mit Italien einen Angriff auf Österreich geplant habe, weshalb letzteres sich nunmehr ganz dem deutschen Bund in die Arme werfen wolle, um diesen aufzufordern, die Entscheidung in Sachen der Elbherzogtümer zu übernehmen. Gleichzeitig wolle es die holsteinischen Stände einberufen.
    Gegen diese Erklärung legte Preußen Protest ein, weil dieselbe gegen den Gasteiner Vertrag verstoße. Damit sei zum Wiener Vertrag zurückgekehrt, nämlich zum gemeinschaftlichen Kondominat; folglich habe Preußen auch das Recht, Holstein zu besetzen, wie es seinerseits den Österreichern den Besitz Schleswigs nicht verwehre. Und zugleich rücken die Preußen in Holstein ein. Gablenz weicht ohne Schwertstreich, aber unter Protest zurück.
    Vorher hat Bismarck in einem Rundschreiben gesagt: Von Wien hatten wir gar kein Entgegenkommen gefunden. Im Gegenteil: es waren dem Könige von authentischer Quelle Auslassungen von österreichischen Staatsmännern und Ratgebern des Kaisers zu Ohren gekommen (Tritschtratsch), welche beweisen, daß die Minister den Krieg um jeden Preis wünschen (Völkermord wünschen ; welche furchtbare Verbrechensanklage!), teils auf Erfolg im Felde hoffend, teils, um über innere Schwierigkeiten hinwegzukommen und um den eigenen zerrütteten Finanzen durch preußische Kontribution aufzuhelfen. (Staatsklugheit.)
    Unterm 9. Juni erklärt Preußen dem Bundestag, derselbe habe kein Recht zur alleinigen Entscheidung in der schleswig-holsteinischen Frage. Ein neuer Bundesreformplan wird vorgelegt, nach welchem die Niederlande und Österreich ausgeschlossen bleiben sollen.
    Die Presse ist nunmehr ganz kriegerisch, und zwar, wie dies patriotische Sitte ist, siegesgewiß. Die Möglichkeit einer Niederlage muß für den loyalen Untertan, den sein Fürst zum Kampfe ruft, völlig ausgeschlossen sein. Verschiedene Leitartikel malen den bevorstehenden Einzug Benedeks in Berlin aus, sowie die Plünderung dieser Stadt durch die Kroaten. Einige empfehlen auch Preußens Hauptstadt dem Erdboden gleich zu machen. »Plünderung«, »Erdboden gleich machen«, »über die Klinge springen lassen« – diese Worte entsprechen zwar nicht mehr dem neuzeitlichen Völkerrechtsbewußtsein, sie sind aber, von den Schulstudien der alten Kriegsgeschichte her, an den Leuten hängen geblieben; derlei ward in den auswendig gelernten Schlachtberichten so oft hergesagt, in den deutschen Aufsätzen so oft niedergeschrieben, daß, wenn nun über das Thema Krieg Zeitungsartikel verfaßt werden sollen, solche Worte von selber in die Feder fließen. Die Verachtung des Feindes kann nicht drastisch genug ausgedrückt werden; für die preußischen Truppen haben die Wiener Zeitungen keine andere Bezeichnung mehr als »die Schneidergesellen«. General-Adjutant Graf Grünne hat geäußert: »Diese Preußen werden wir mit nassen Fetzen verjagen«. Mit derlei macht man einen Krieg eben »populär«. So etwas kräftigt das nationale Selbstgefühl.
    11. Juni. Österreich beantragt, der Bund solle gegen die preußische Selbsthilfe in Holstein einschreiten und das ganze Bundesheer mobil machen. Am 14. Juni wird über diesen Antrag abgestimmt und mit neun gegen sechs Stimmen – angenommen. O, diese drei Stimmen! Wieviel Jammer- und Wehgeheul hat diesen drei Stimmen als Echo nachgedröhnt!
    Es ist geschehen. Die Gesandten erhalten ihre Pässe. Am 16. fordert der Bund Österreich und Bayern auf, den Hannoveranern und Sachsen, welche bereits von Preußen angegriffen seien, zu Hilfe zu kommen.
    Am 18. ergeht das preußische Kriegsmanifest. Zu gleicher Zeit das Manifest des Kaisers von Österreich an sein Volk und die Proklamation Benedeks an seine Truppen. Am 22. erläßt Prinz Friedrich Karl einen Armeebefehl und eröffnet damit den Krieg. Ich habe die vier Urkunden zur Zeit abgeschrieben; hier sind sie:
    König Wilhelm sagt:
    »Österreich will nicht vergessen, daß seine Fürsten einst Deutschland beherrschten, will im jungen Preußen keinen Bundesgenossen, sondern nur einen feindlichen Nebenbuhler erkennen. Preußen, meint es, sei in allen seinen Bestrebungen zu bekämpfen, weil,

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