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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wie möglich auffallen darf, denn ein intelligenter Offizier, der sehr jung ist für seinen Rang, ist bereits verdächtig.
    »Ser?« Helkyt späht durch die Tür ins Arbeitszimmer. »Seid Ihr schon lange hier?«
    »Seit der Morgendämmerung, glaube ich.« Lorn lacht. »Komm herein und erzähl mir von den Kaiserlichen Buchhaltern. Schließ die Tür.«
    Helkyt macht die Tür hinter sich zu und nimmt auf dem Stuhl neben der Wand Platz. Er streicht sich eine dünne, lange Strähne seines graublonden Haares aus dem Gesicht und drapiert sie quer über den Schädel, von dem die meisten Haare schon verschwunden sind. »Vielleicht … vielleicht, Ser, ist es am besten, ich erzähle Euch etwas über die Kaiserlichen Buchhalter in Biehl, bevor Ihr sie besucht.« Über Helkyts Augenbrauen stehen Schweißperlen, obwohl die Luft im Arbeitszimmer kühl ist.
    »Erzähl mir von ihnen«, fordert Lorn ihn munter auf.
    »Es gibt drei Buchhalter: Flutak, Neabyl und Comyr. Oberbuchhalter Flutak«, fährt Helkyt fort, »ist dafür verantwortlich, die Zölle einzutreiben und zu verwalten. Neabyl durchsucht die Schiffe und stellt sicher, dass sie keine Schmuggelware transportieren. Comyr ist der jüngste der drei. Er tut alles, was die älteren Buchhalter ihm auftragen.«
    »Wie lange hat Flutak den Posten als Oberbuchhalter bereits inne?«
    Helkyt zuckt unruhig die Schultern. »Er war schon Oberbuchhalter, lange bevor ich hierher versetzt wurde.«
    »Und du bist schon wie lange hier?«
    »Fast acht Jahre, Ser.«
    »Verbringt Flutak viel Zeit bei den Händlern in der Stadt? Oder unterhält er Beziehungen zu irgendwelchen Handelshäusern?«
    Helkyt fährt sich mit der Zunge über die Lippen. Schließlich spricht er: »Nicht dass ich wüsste, Ser, zumindest weiß ich es nicht sicher. Man sagt, er hätte mächtige Verwandte in Cyad. In Biehl hat er angeblich gute Beziehungen zu Baryat, dem Olivenbauern … vielleicht auch zu anderen, doch davon habe ich bisher nichts gehört.«
    Lorn nickt. »Was ist mit Neabyl?«
    »Er kam erst vor fünf Jahren hierher und Comyr vor dreien.«
    »Hat einer der drei seine Gemahlin hier?«
    »Flutak ist nicht verheiratet, aber man sagt, er hätte eine Mätresse. Die jüngste Tochter von Baryat. Baryat besitzt große Ländereien im Süden und Westen. Dort ist es trockener und sonniger.«
    »Werden von Biehl aus viele Oliven verschifft?«
    »Mehr Oliven als alles andere, Ser. Außer Ton, aber der bringt nicht so viel ein.«
    Was Lorn nicht versteht – oder fürchtet, nicht zu verstehen – ist, dass das, was Helkyt ihm hier enthüllt, ohnehin offensichtlich ist.
    »Und Neabyl?«
    »Seine Gemahlin lebt in Sommerhafen, und man sagt, dass sie allenfalls zu Besuch nach Biehl kommt. Comyr – der ist jung und nicht verheiratet, nicht dass ich wüsste.«
    »Du weißt nicht zufällig, wer diese mächtigen Verwandten von Flutak sein könnten oder ob sie vielleicht irgendeinem großen Handelshaus angehören?«
    »Leider nicht, Ser.«
    »Du kannst wieder an die Arbeit gehen, Helkyt. Wir werden in Kürze aufbrechen, um den Buchhaltern einen Besuch abzustatten. Ich möchte mir vorher nur noch ein paar Notizen machen.«
    »Ja, Ser.« Helkyt erhebt sich vorsichtig von dem Stuhl.
    Lorn fügt noch einige Punkte zu seiner Liste hinzu, die in den wenigen Stunden, die er nun in Biehl ist, erschreckend lang geworden ist; dann verlässt er das Arbeitszimmer.
    Helkyt blickt von einem Stapel Papier auf. »Ser?«
    »Wir treffen uns im Stall.«
    »Komme sofort, Ser, nur einen Moment noch, wenn Ihr gestattet.«
    Lorn nickt und geht hinaus, vorbei an der Tür zu dem ungenutzten Raum auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs, dem Raum, der so etwas wie ein Audienzzimmer zu sein scheint oder ein Raum für offizielle Anlässe.
    Draußen bläst der Wind nun stärker als vorher, aber wärmer und aus südlicher Richtung.
    Vor dem Stall kommt ihm ein Stallbursche entgegen, der wie die meisten Soldaten in Biehl schon etwas älter ist. Er hat weiße Haare und es fehlen ihm einige Zähne. »Ich heiße Chulhyr, Ser.« Neugierig beäugt er Lorns Abzeichen.
    »Ich heiße Lorn, der neue Oberst. Du warst nicht da, als ich ankam, sagte mir Helkyt.« Lorn lächelt. »Ich brauche ein Pferd. Wenn du mir ein gutes empfehlen könntest …«
    »Ihr wollt einen Hengst, Ser?«
    Lorn lacht. »Ich möchte ein Pferd, das macht, was ich will und nicht störrisch ist.«
    Der Stallbursche lacht ebenfalls. »Ja, Ser.«
    Als Chulhyr die braune Stute hinausführt, kommt

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