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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Aufgaben des Wiederaufbaus der Kaserne und der Bereitstellung von Lanzenkämpfern für die Kaiserlichen Buchhalter hinzu, die seit dem Tod des vorherigen Oberst ohne diese Unterstützung auskommen mussten.
    In meinen Gemächern, die viel größer sind als jemals erhofft und sogar für eine Gemahlin passend wären – zumindest für einen Besuch –, wenngleich sie etwas altmodisch sind, habe ich genügend Platz, um in Ruhe lesen und nachdenken zu können. Und ich habe ein Dienstmädchen, das mit einem der älteren Lanzenkämpfer verheiratet ist. Sie macht sauber und kocht das Abendessen. Obwohl sie einfach und bescheiden kocht, schmeckt das Essen doch viel besser, als es bei meinen früheren Dienstposten der Fall war … Da ich sehr damit beschäftigt bin, die ungeklärte Lage, die durch den frühen Tod meines Vorgängers entstanden ist, in Ordnung zu bringen, hatte ich noch nicht viel Gelegenheit, mir die Stadt näher anzusehen oder festzustellen, welche besonderen Waren hier gehandelt werden … . aber ich habe nicht vergessen, dass dies wichtig ist … Ich vermisse dich und hoffe, dass es dir gut geht.
     
    Lorn legt die Schriftrolle zum Trocknen beiseite und lehnt sich für einen Moment in dem uralten und nicht überaus bequemen Stuhl zurück. Irgendwie erinnern ihn die Räumlichkeiten hier an das Büchlein mit dem Silbereinband, es ist fast so, als würden sie die Zeiten des ehrwürdigen Schreibers heraufbeschwören. Biehl ist eine alte Stadt, und es ist durchaus möglich, dass die Kasernenmauern schon in den ersten Jahren Cyadors erbaut wurden. Aber sein Quartier ist vermutlich erst drei Generationen alt, bestimmt nicht älter.
    Während die Schriftrollen trocknen, nimmt Lorn das dünne Silberbuch zur Hand, das noch immer so unversehrt ist wie damals, als Ryalth es ihm förmlich aufdrängte, obwohl er es schon einige Male kreuz und quer durch Cyador mitgenommen hat. Er schlägt das Buch auf und blättert durch die Seiten, bis ihm einer der rätselhaften Verse ins Auge fällt.
     
    Ich höre die einsamen Magi’i,
    sie kerkern ihre Chaos-Seelen ein
    in den Korridoren des Viertels,
    sie schmieden Feuerwagen, Schiffe und Feuerspeere,
    damit die alte Welt niemals mehr zum Vorschein kommt.
    Ich höre die Kämpferseelen, die ihre Lanzen erheben
    gegen das, was der Zukunft Vergangenheit uns bringt,
    während Zeittürme halten in Schach
    die Winter der kommenden Tage,
    die wir nicht sehen werden,
    die wir nicht auslöschen können …
    bis die Türme zu Sand zerfallen und Cyad nicht länger sein wird.
     
    Lorn runzelt die Stirn, während er weiter durch die Seiten blättert und einen anderen Vers findet, der Cyad als etwas weitaus Größeres darstellt. Er liest die ersten zwei Strophen laut.
     
    In dieser Zeit sind die Steine scharf und klar
    durch Entscheidungen, einst getroffen in Furcht und
    Hoffnung,
    Traditionen, aufgepfropft von lange verlorenen Sternen,
    ferne Schlachten, gekämpft, ohne an die Opfer zu denken,
    Länder, dem Griff der toten Hände der Ordnung entrissen,
    damit Flüchtlinge ein fruchtbares Land bestellen konnten.
     
    Cyad, von deinen Plätzen und Straßen aus weißem Stein
    wird der erste Frieden kommen, den dieses Land sieht.
    Von den Rationalen Sternen und den drei Wegen
    wird Hoffnung und Gerechtigkeit für alle Tage folgen …
     
    Lorn murmelt die restlichen Zeilen des Gedichts in sich hinein. Es ist immer derselbe Autor, erst schreibt er über die Größe Cyads, dann wieder über den unvermeidlichen Niedergang der Stadt. Lorn runzelt die Stirn. Cyad darf nicht fallen – nicht, solange er lebt.
    Langsam klappt er das Buch zu. Der Schriftsteller wusste schon vor so vielen Jahren, dass die Türme versagen würden, und doch harrte er aus. Lorn legt erneut die Stirn in Falten. Tat er das? Das Buch liefert keine Beweise dafür. Es gibt kein einziges Gedicht, das davon erzählt, was aus dem Verfasser geworden ist, und keinen einzigen Hinweis darauf, wie dieses dünne Büchlein in die Hände von Ryalths Mutter gelangt ist.
    Lorn wirft einen Blick aus dem Fenster in die Dunkelheit. Er wird versuchen, die Garnison und die Kaserne wieder aufzubauen. Wird ihm das gelingen? Kann Cyad neu aufgebaut werden, damit es seine Größe auch ohne Feuerwagen, Feuerschiffe und Feuerlanzen behalten kann? Wird es dann noch Cyad sein?
    Was ist Cyad denn?, fragt er sich. Doch noch immer weiß er keine Antwort auf die Frage seines Vaters, zumindest keine, die ihn zufrieden stellen würde. All diese Fragen und die

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