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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wäre? Oder dass Euer Vetter so korrupt ist, dass er vom Handelsberater des Kaisers bezahlt werden muss, um seine Pflicht ordentlich zu erfüllen?«
    »Manche Dinge sind zu bestimmten Zeiten nicht so, wie sie sein sollten, Eure Majestät.«
    »Das stimmt wohl. Besonders in diesem Fall.« Toziels Augen, die von dunklen Ringen umgeben sind, starren den Händler an. »Leugnet Ihr, dass Ihr einen Oberbuchhalter bestochen habt, während Ihr als Handelsberater im Dienste des Kaisers standet?«
    »Ich habe nicht um eine Sonderbehandlung des Hauses gebeten, Majestät.« Schweiß färbt den Stoff in den Achselhöhlen von Bluoyals Tunika dunkel und der Glanz auf seiner Stirn wird immer stärker.
    »Habt Ihr ihn bestochen, ja oder nein?«
    Bluoyal wirft einen seitlichen Blick zu Chyenfel, der den Handelsberater schon die ganze Zeit über anstarrt. »Ja, Eure Majestät … doch ohne böse Absicht.«
    »Manchmal, Bluoyal«, meint Toziel ruhig, »ist die Absicht unerheblich. Ihr seid hiermit aus den Kaiserlichen Diensten des Handelsberaters entlassen. Eure Entlassung wird unverzüglich dem Rat der Händler und ebenso allen klanlosen Händlern mitgeteilt, zusammen mit dem Grund für meine Entscheidung. Ich ersuche den Rat, drei Vorschläge für den nächsten Kaiserlichen Handelsberater zu unterbreiten.«
    Bluoyal senkt den Kopf.
    »Ihr könnt gehen.« Toziels Stimme klingt kalt wie Eis.
    Der Kaiser wartet, bis Chyenfel und Bluoyal den Saal verlassen haben, dann erhebt er sich. Die Kaiserin folgt ihm in ihren Salon, wo der Kaiser sich gemächlich auf dem weißen Diwan niederlässt. Schweigend sitzt er eine Zeit lang da.
    »Du hast Bluoyal nicht gern entlassen«, sagt Ryenyel schließlich.
    »Ich wünschte, ich hätte es nicht tun müssen«, antwortet er. »Nicht in Zeiten wie diesen.«
    »Alle Handelshäuser haben irgendwo derartige Vereinbarungen getroffen, mein Lieber«, bemerkt Ryenyel.
    »Ich weiß … die größeren zumindest. Ginge ich aber gegen alle vor, die so etwas tun, hätte ich bald keine Händler mehr und zudem Aufstand und Tumult im ganzen Reich.« Toziel zuckt müde mit den Schultern. »Doch … wenn im Palast des Ewigen Lichts … und in ganz Cyad bekannt wird, dass mein eigener Handelsberater den Oberbuchhalter eines Hafens bestochen hat …?«
    »Du musstest handeln. Und das hast du getan.« Ryenyel lächelt traurig. »Ich mochte Bluoyal, aber wenn er nicht schnell flüchtet, wird ihn die Dunkelheit verschlucken. Er hat sich Feinde gemacht und nun genießt er keinerlei Schutz mehr.«
    Der Kaiser lässt den Kopf sinken und massiert sich mit der linken Hand die verkrampften Nackenmuskeln. »Wen werden sie mir als mögliche Kandidaten nennen?«
    »Vyanat’mer, Veljan’mer und Tasjan’mer oder, was wahrscheinlicher ist, ein Oberhaupt aus einem niedrigeren Klan, vielleicht Kernys’mer, vielleicht aber auch einen anderen.«
    »Die Händlerin?«
    Ryenyel schüttelt den Kopf. »Das Haus Ryalor ist viel zu neu, zu klein und zu unerprobt. Und die Händler würden eine Frau niemals so weit nach oben kommen lassen.«
    »Wenn das die Kandidaten sind …« Toziel schüttelt den Kopf. »Dann ist Vyanat’mer derjenige, den ich wählen muss.«
    »Deswegen wird man dir genau diese Kandidaten vorschlagen«, prophezeit die Kaisergemahlin. »Nach allem, was vorgefallen ist, und all den Machenschaften wird keiner der Händler Bluoyals Klan mehr vertrauen, besonders wenn Denys’mer sein Nachfolger wird. Nur wenige außerhalb des Händlergeschlechts würden Tasjan und den Dyjani trauen, nicht wenn der Grünrock Sasyk weiterhin Soldaten ausbildet. Der Jekseng-Klan und der Kysan-Klan sind zu schwach …«
    »Vyanats Haus wird nun auch mehr Vorsicht walten lassen.«
    »Das sollte man meinen. Eine Zeit lang zumindest.«
    Toziel nickt langsam. »Ist es nicht immer so?«
    Die Kaiserin lächelt traurig.

 
XLVII
     
    D ie Dritte Kompanie, mit Emsahl und Lorn unter den Vorkämpfern, reitet durch einen warmen Nieselregen, der mehr zum Sommer als zum Herbst passen würde. Der schmale Pfad führt die Reiter nach Nordwesten, sobald er das breite, flache Tal verlässt. Gut zwei Meilen hinter der Kolonne und hinter den letzten Reitern von Quytyls Fünfter Kompanie liegen die Wälle und Scheunen eines kleinen Dorfes und die dazugehörigen, bereits abgeernteten Felder.
    Die Späher reiten gut drei Meilen vor ihnen über den niedrigen Pass zwischen zwei Hügeln.
    »Glaubt Ihr, dass wir Barbaren sehen werden?«, fragt Emsahl. »Wenn wir mit einem

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