Die wahre Koenigin
..."
Die drei Männer gingen langsam zu den anderen, die bei einer Baumgruppe mit den Pferden warteten.
„Gott im Himmel!“ Brice starrte auf eine Stelle am Boden und kniete sich dann auf die Erde, dicht am Stamm eines dicken alten Baumes. Dort lag ein blanker Degen. Genau jenes Schwert, das in seiner Waffensammlung fehlte.
Angus und Alston kamen herangelaufen. „Blut!“, flüsterte Angus.
Brice ließ die Hand über den rot befleckten Stein gleiten. „Ja, Blut“, sagte er tonlos. Aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen.
„Aber es ist nicht sicher, dass es das Blut von dem Mädel ist“, versuchte Alston seinen Schock zu dämpfen.
„Kannst du’s beweisen? Es kann von ihr sein oder auch nicht.“ Brice schwang sich in den Sattel. „Bei allem, was heilig ist“, sagte er düster, „schwöre ich, dass Holden Mackay seine Strafe erhält!“ Er gab seinen Männern ein Zeichen. „Wir reiten nach Norden. Zum Teufel höchstpersönlich.“
Meredith musste gegen ihre Übelkeit ankämpfen, als sie Holden Mackays heißen Atem und den Druck seiner Hände auf ihren Hüften spürte. Es war erniedrigend genug gewesen, wie ein Sack Mehl auf sein Pferd geworfen zu werden. Aber dicht an ihn gepresst im Sattel zu sitzen und bei jedem Schritt des Pferdes seine feisten Schenkel an ihren zu spüren, das war unerträglich.
Meredith war kurz davor, in einen hysterischen Weinkrampf auszubrechen. Aber genau das wollte Holden. Er wollte sie schwach und am Boden sehen. Sie tat ihm nicht den Gefallen, die Beherrschung zu verlieren. Sie würde ruhig bleiben, ganz gleich, was der Kerl sagte oder tat.
Mackays Leute ritten der Reihe nach hinter ihm. Sie waren bei bester Laune, denn ihr kleiner Erkundungsritt an diesem Morgen hatte unerwarteten Erfolg gehabt.
Seit Wochen, seit Mackays Rückkehr von Kinloch House, war ihr Anführer ungenießbar gewesen. Aber siehe da - das unvermutete Auftauchen des Mädels hatte ihn spürbar belebt.
Es war offensichtlich, dass zwischen den beiden eine Fehde schwelte. Die Männer kannten zwar die Ursache nicht, aber sie waren heilfroh, dass Holden seinen Hass auf Campbell jetzt an jemand anderem auslassen konnte.
Meredith hüllte sich fest in ihren weiten Umhang, als es wieder zu regnen begann. Aber die Kälte kroch ihr bis auf die Haut. Sie zog sich noch mehr in sich zusammen, doch ein kalter Schauer nach dem anderen überrieselte sie.
Es waren Kälteschauer der Angst, wie sie sich schließlich eingestand. Denn schon tauchte in ihrer Fantasie wieder jene schreckliche Szene auf, die sie nie in ihrem Leben vergessen würde. Sie ahnte, was sie am Ende dieser Reise erwartete, und sie wurde die schrecklichen Gedanken nicht los.
Meredith konnte schwer einschätzen, wie lange sie schon geritten waren. Drei Stunden vielleicht, vielleicht auch länger.
Es war deshalb schwer zu sagen, weil die Männer immer wieder die ausgetretenen Wege verließen und kaum erkennbare, von Gesträuch und meterhohen Famen überwachsene Pfade benutzten. Der Ritt war beschwerlich, und Meredith fragte sich, warum Mackays Männer Umwege ritten. Sie sprachen kaum, schienen sich aber mit Zeichen zu verständigen. Wollten sie Verfolger abschütteln, oder gab es für jeden Reitertrupp genau zugewiesene Querfeldeinrouten, um das Gebiet der Mackays zu sichern?
Einen Moment lang dachte Meredith daran, um Hilfe zu rufen. Aber wer würde sie schon hier im Wald hören? Und warum sollte sie unnötig Mackays Zorn auf sich ziehen? Sie würde ihm einen willkommenen Vorwand bieten, sie besonders brutal zum Schweigen zu bringen.
Die Pferde kämpften sich durch einen wirbelnden Gebirgsbach. Das Wasser reichte ihnen bis zu den Bäuchen, und Meredith überlegte, ob sie sich wohl aus Mackays Griff befreien und schwimmend entfliehen könnte. Aber mit gebundenen Händen? Wahrscheinlich würden die Strudel des schäumenden Flusses sie hinabziehen und mit sich reißen.
Und wenn schon. Der Tod durch Ertrinken erschien Meredith in diesem Moment gnädiger als das Schicksal, das ihr Entführer ihr zudachte.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, schlang Holden Mackay die Arme noch fester um ihre Taille. Er ließ sein gemeines Lachen ertönen. „Ihr wollt mir doch nicht entwischen, Mylady?“ Er neigte das Gesicht vor. „Meine Männer würden Euch wie eine Forelle aufspießen, noch ehe Ihr im Wasser wärt.“ „Wenigstens wäre es ein schneller Tod.“
„Ja. Aber für mich wenig befriedigend.“
Meredith erschauerte. Die gehässige Antwort,
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