Die wahre Koenigin
werdet dieses Kleid und den Schmuck tragen. “
„Majestät.“ Meredith wich zurück. „Das kann ich nicht. Es ist viel zu prachtvoll für mich.“
„Aber Ihr werdet heute an meiner Stelle Hof halten. Ihr müsst von Kopf bis Fuß aussehen wie die Königin.“
Ein panischer Schrecken durchfuhr Meredith. „Bitte, Majestät, ich flehe Euch an. Vergesst Euren närrischen Traum. Ihr dürft diesen Plan nicht ausführen.“
„Nichts wird mich davon abhalten. “ Mary ergriff Merediths eiskalte Hände und zwang sie, ihr gerade ins Gesicht zu sehen. „Ihr wisst nicht, wie lange ich davon geträumt habe, mich wie eine ganz normale Frau zu fühlen. Ich möchte einmal in meinem Leben frei sein, möchte als Frau und nicht als Königin geliebt werden. Und Ihr werdet meinen Traum wahr machen.“
„Majestät, ich bitte Euch“, flüsterte Meredith. Sie brachte die Worte kaum heraus, ihre Kehle war plötzlich wie ausgetrocknet. „Was soll ich den Leuten sagen, die Euren Rat und Eure Urteile hören wollen?“
„Ihr werdet die richtigen Entscheidungen fällen.“
„Werdet Ihr sie morgen widerrufen?“
„Nein, Meredith, seid unbesorgt.“ Mary legte den Arm um Meredith und zog sie an sich. „Wenn Ihr heute auf dem Thron sitzen werdet, dann werdet Ihr die Königin sein und als Königin sprechen. Was immer Ihr verkündet, es ist Gesetz. Gesetz für alle Zeiten. Seid Ihr nun beruhigt?“
Was die Königin als Besänftigung gemeint hatte, machte al-les nur noch schlimmer. Meredith zitterte am ganzen Körper. „Majestät, ich kann keine Urteile über Menschen und Schicksale sprechen. Ich habe nicht das Recht dazu.“
„Ich verleihe Euch das Recht“, sagte Mary streng. „Bin ich nicht Eure Königin?“
„Doch, Majestät.“
„Dann kniet nieder, Meredith MacAlpin, und nehmt den Erlass Eurer Königin entgegen.“
Meredith gehorchte, und die Königin legte ihr leicht die Hand auf die Schulter. „Ich, Mary Stuart, Königin von Schottland“, verkündete sie in feierlichem Ton, „ernenne Euch, Meredith MacAlpin, für den heutigen Tag zur Trägerin meines Titels und Wappens. Alle Eure Entscheidungen werden gültig und rechtskräftig sein. Niemand darf Eure Erlasse widerrufen.“
Benommen nahm Meredith die Worte der Königin auf. Als sie sich erhob, sah sie bestürzt, dass die vier Marys nicht mehr lachten. Offenbar war ihnen bewusst geworden, was für ein gefährliches Komplott in Gang gesetzt war.
„Und nun“, fuhr die Königin würdevoll fort, „könnt Ihr zu Euren Schwestern und zu dem unbesiegbaren Highland-Krieger gehen, der sein Herz an Euch verloren hat.“
Meredith wollte hinauseilen, aber Mary hielt sie am Arm zurück. „Bewahrt Stillschweigen über unseren Plan. Ihr dürft niemandem etwas sagen! Niemandem, habt Ihr verstanden?“ Wieder erhoben sich Bedenken in Meredith, und von Neuem wollte sie protestieren.
Mary gab ihr einen freundschaftlichen Schubs. „Ich befehle Euch, keine Angst zu haben.“
Meredith wusste, dass sie diesen königlichen Befehl nicht befolgen konnte.
Als ihr das Diadem aufs Haupt gesetzt wurde, hatte Meredith das Gefühl, die Bürde der ganzen Welt zu tragen. Sie betrachtete sich im Spiegel. Eine Königin blickte ihr entgegen.
Mary Stuart hingegen sah zum ersten Mal so aus wie das blühende junge Mädchen, das sie war. Ihre Freundinnen umringten sie und zupften an dem fließenden blassrosa Kleid aus hauchzartem Musselin.
Glücklich lachend ging Mary auf Meredith zu. Das Haar fiel ihr in Wellen auf die Schultern. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen leuchteten. „Meredith MacAlpin. Eure Königin wird Euch ewig dankbar sein.“
„Majestät.“ Meredith beugte die Knie zu einem Hofknicks.
„Das dürft Ihr nicht tun, Meredith. Heute wird man sich vor Euch verneigen. Vergesst nicht, Ihr seid die Königin.“ Mary bemerkte die Tränen in Merediths Augen. „Merkt Euch, eine Königin weint nicht. Flem, begleitet Ihre Majestät zu Lord Aston!“ Zu Meredith gewandt, erklärte sie: „Er hat die Liste der Bittsteller und Kläger und wird heute die Audienz leiten.“
„Majestät, noch ist Zeit, diese Scharade zu beenden.“ Meredith sprach im Flüsterton, sodass die anderen sie nicht hören konnten.
„Schaut mich an!“, befahl die Königin.
Meredith sah ihr fest ins Gesicht.
„Verlangt Ihr, dass ich darauf verzichte, einmal so zu leben, wie Ihr anderen es jeden Tag könnt?“
Meredith schüttelte den Kopf. „Es gebührt mir nicht, irgendetwas von Euch zu
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