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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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gehalten, der ihr doch immerhin Zeit geben wollte, die Unterlagen wegzuräumen. Sie seufzte laut und sah nach, ob auf ihrem Mobiltelefon irgendwelche Kurznachrichten eingelaufen waren.
    »Ich muß Silje anrufen«, sagte sie leise und kehrte der Presse den Rücken zu. »Eilt, steht hier. Kümmerst du dich um die Presse, bitte.«
    »Ich? Ich kann doch nicht …«
    »Doch«, sagte sie und wählte die Nummer, dann hielt sie sich das Telefon ans Ohr und ging einige Schritte in Richtung Richtertisch.
    »Gut gegangen?« fragte Silje am anderen Ende der Leitung.
    »Ja. Vier Wochen. Was ist los?«
    »Du mußt herkommen. Zu Hermines Wohnung.«
    »Habt ihr sie gefunden?«
    Annmari flüsterte jetzt und hielt sich die Hand vor den Mund, damit niemand etwas hören konnte.
    »Nein. Aber du mußt kommen.«
    »Was ist denn los?«
    »Das will ich am Telefon nicht erzählen. Also komm.«
    »Na gut. Es kann aber einen Moment dauern.«
    »Ich warte. Komm so bald wie möglich.«
    Annmari beendete die Verbindung und steckte das Telefon in ihre Handtasche.
    »Sie können mit meinem Kollegen Henriksen sprechen«, sagte sie und bahnte sich einen Weg durch die Menge von Presseleuten und Fotografen. »Aber eigentlich gibt es im Moment nicht mehr zu sagen.«
    Als sie endlich die Tür zum Foyer erreicht hatte, hörte sie Eriks Stimme.
    »Sie haben Frau Skar gehört. Mehr gibt es nicht zu sagen. Wirklich nicht. Haben Sie nicht gehört? Das war alles!«
    Sie lächelte und lief weiter. Am CJ Hambros plass versuchte sie, eins der vielen vorüberfahrenden Taxis anzuhalten. Sie hätte Erik wohl mit den vielen Koffern mit Unterlagen helfen müssen, überlegte sie. Endlich hielt ein silberfarbener Mercedes. Als sie einstieg, sah sie, wie Erik mit einem Koffer unter jedem Arm und einem in jeder Hand auf die Treppe zum Gerichtsgebäude gerannt kam, wie ein Piccolo, der von unzufriedenen Hotelgästen verfolgt wird. Er hielt wild nach allen Seiten Ausschau. Dann fuhr neben ihm ein Streifenwagen vor.
    Da hat er ja schon Hilfe, dachte Annmari und ihr Gewissen versetzte ihr einen Stich.
    Hermine Stahlbergs Wohnung war eine seltsame Mischung aus gutem Geschmack und Schlamperei. Die Möbel waren schlicht und modern. Die Wände und der Boden waren hell, fast bleich. Nur Teppiche, Bilder und Kissen wiesen Farbe auf. Die Bilder hingen sozusagen lässig an den Wänden, ohne zu protzen, ohne voneinander abzulenken. Als sie die stickige Luft wahrnahm, rümpfte Annmari Skar die Nase. Hier war bestimmt lange nicht mehr saubergemacht worden. Die Böden waren schmutzig, der Couchtisch war mit einer dicken Staubschicht bedeckt und wies kreisrunde Glasabdrücke auf. In einer großen Schale lagen vier fast schwarze Bananen.
    »Sieht so aus, als ob eine Zeitschrift für Wohnkultur eine Reportage geplant und die Sache dann vergessen hätte«, sagte Annmari.
    Silje nickte zerstreut.
    »Und ich habe den Verdacht, daß jemand hier war und nach irgend etwas gesucht hat«, sagte sie. »Als wir herkamen, hingen mehrere Bilder schief. Viele Schubladen waren nicht richtig geschlossen. Und darin lag alles wild durcheinander. Natürlich kann Hermine einfach die totale Chaotin sein. Das wäre ja nicht unvorstellbar.«
    Sie ließ einen Finger über den Fernseher wandern, hielt ihn sich vor die Augen und schnitt eine Grimasse.
    »Aber Frauen wie Hermine Stahlberg halten doch immerhin Ordnung in ihren Toilettesachen. Und die lagen im Badezimmerschrank ebenfalls kreuz und quer herum. Ich meine … Es gab jedenfalls kein für mich erkennbares System. Ihre Wimperntusche lag zum Beispiel ganz weit hinten. Und die braucht man doch dauernd.«
    Annmari lächelte.
    »Davon habe ich wirklich keine Ahnung.«
    »Aber weshalb ich dich so dringend hergebeten habe: Das hier steckte zwischen zwei Büchern über Mumien und Hieroglyphen. Wirklich eine witzige Dame, diese Hermine. Jede Menge Bücher, aber fast alle nagelneu. Sie knistern, wenn man sie aufschlägt! Sie scheinen nur zur Zier hier zu stehen. Schau mal.«
    Annmari griff nach dem Papier, das Silje ihr hinhielt. Sie hatte vorsorglich bereits Plastikhandschuhe übergestreift und faßte das Dokument so behutsam wie möglich an.
    »Noch ein Testament«, sagte sie tonlos und schlug die letzte der drei numerierten Seiten auf. »Datiert 3.   Dezember 2002.«
    »Datiert, unterschrieben von Hermann und Turid Stahlberg und außerdem …«
    Silje zeigte auf den letzten Paragraphen des Testaments.
    » Hiermit werden alle früheren Verfügungen außer Kraft

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