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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Stiefel waren aus dunkelbraunem Wildleder. Spitzen und Hacken waren mit Metall verstärkt.
    »Echtes Silber«, erklärte sie und ließ den Absatz auf den Boden knallen. »Nicht billig.«
    Annmari prustete los. Silje versuchte, das zu unterdrücken, aber ihr Mund verzog sich zu einem unfreiwilligen Lächeln.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Annmari aufrichtig. »Ich hatte keine Ahnung, daß ich dermaßen übertrieben habe. Das wollte ich wirklich nicht. Ich werde mich zusammenreißen. Versprochen.«
    Siljes Wut hatte sich gelegt. Sie wußte, daß böse Zungen sie »Mini-Hanne« nannten, wenn sie außer Hörweite war. Bisher hatte sie das als Kompliment aufgefaßt, aber nun ging ihr auf, daß dieser Spitzname sich vielleicht nicht in erster Linie auf ihre Tüchtigkeit bezog. Mit Wutausbrüchen über belanglose blöde Sprüche gab sie vermutlich nur Wasser auf die feindlichen Mühlen. Obwohl Annmari vermutlich nicht zu den Lästermäulern gehörte, tröstete sich Silje.
    »Schon in Ordnung«, sagte sie mürrisch. »Aber manchmal habe ich einfach die Nase voll.«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, daß du nicht darauf achten darfst, was die Leute so reden«, sagte Hanne und streichelte mütterlich ihren Kopf.
    Silje wich aus, ein wenig zu heftig. Hanne zuckte mit den Schultern.
    »Außerdem würde ich dich eher um deinen Vater beneiden.«
    Sie fing Siljes Blick auf und hielt ihn fest.
    »Du Glückskind!«
    Dann wandte sie sich ab und verschwand. Annmari und Silje blieben schweigend sitzen. Hannes Absätze klapperten am Ende des Flurs. Aus der Ferne hörten sie schrille, mißtönende Weihnachtslieder. Irgendwer rief etwas und erhielt ein Lachen als Antwort.
    »Du hast wirklich Glück«, sagte Annmari leise. »Hanne mag dich rundum gut leiden.«
    Draußen fiel noch immer der Schnee. Trotz der wechselhaften Temperaturen würde es vielleicht ein altmodisches weißes Weihnachtsfest geben.
    Billy T. hatte Ronny Berntsen seit Jahren nicht mehr besucht. Jetzt stand er vor Ronnys Wohnung in der Urtegate und fragte sich, warum. Ronny war nicht so einer, der andere verpfiff. Er hatte Billy T. zwar in einigen Fällen mit wertvollen Informationen und klugen Vorschlägen geholfen. Aber er hielt die Klappe über sich und seine Freunde, und er äußerte sich nie zu Dingen, die ihn seiner Ansicht nach nichts angingen. Auch dann nicht, wenn ihm das etwas einbringen könnte.
    Ronny besaß eine Moral. Sie stimmte zwar nicht so ganz mit den Zehn Geboten überein, da er seinen Lebensunterhalt mit Verstößen gegen das siebte und das neunte verdiente, das sechste überaus gern übertrat und auf die restlichen mehr oder weniger pfiff. Ronny besaß aber seine Lebensregeln. Eine davon war, nie Leute zu verpfeifen, die das nicht verdient hatten. Die Frage, wer durch diese Einstellung beschützt wurde, ging er inzwischen ganz pragmatisch an.
    Das Haus gehörte zu jenen in der Innenstadt, denen alle Sanierungsversuche erspart geblieben waren. Der Putz der Fassade war abgeblättert. Die ursprüngliche Farbe war einfach nicht zu erkennen, die Farbreste hier und da an den Wänden machten einen schmuddeligen, grauen Eindruck. Die Gesimse waren schon längst abgebrochen. Die Fenster stammten wohl aus den dreißiger Jahren, sie waren schief und vom Wind verzogen. Billy T. grinste, als er den nach Abfällen und Katzenpisse stinkenden Zugangsweg entlangging. Während andere Wohnungen in diesem dreistöckigen Haus als heruntergekommene Schließfächer für Junkies und andere Vogelfreie dienten, war Ronnys eine Oase: gedämpfte Farben, teure Designermöbel.
    »Hallo«, sagte Ronny durch die angelehnte Tür.
    Er war fast so groß wie Billy T., aber hatte sich, so seltsam das klingen mochte, viel besser gehalten. Seine Haut war sonnengebräunt, im Kontrast dazu blitzten seine Zähne kreideweiß auf, als er den Polizisten begrüßte.
    »Job oder privat?«, fragte er, ohne die Tür weiter zu öffnen.
    »Beides irgendwie«, sagte Billy T. »Sowohl als auch.«
    »Keine Hausdurchsuchung?«
    »Nein. Will nur eine Runde quatschen.«
    Die Tür wurde ganz geöffnet. Das Licht der Diele durchflutete das dämmrige Treppenhaus, wo in der einzigen Lampe die Glühbirne kaputt war. Billy T. kniff die Augen zusammen und folgte Ronny in ein großes Wohnzimmer. Auf dem Couchtisch türmten sich tropische Früchte in einer riesigen Obstschüssel. Billy T. ließ sich in ein fünfsitziges Sofa fallen, streifte die Schuhe ab und legte die Füße hoch. Die Spitze einer Ananas

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