Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
finden«, hielt Mina dagegen. »Er muss irgendwo hier sein.« Verzweifelt fügte sie hinzu: »Egal, ob Sie ihm glauben oder nicht, er ist der Verräter.«
    »Alles deutet zumindest darauf hin.« Ein verbissenes Lächeln legte sich um Ashmores Lippen. »Der schöne Bonham steht also in Ridlands Diensten. Eigentlich logisch.« Er blickte die leere Straße entlang. »Er war es, der mir den Brandy in die Hand gedrückt hat. Vermutlich, weil er dachte, ich wäre seinen betrügerischen Machenschaften auf die Schliche gekommen.«
    Doch für Vergangenes war jetzt nicht die Zeit. »Worauf warten Sie noch? Suchen Sie ihn. Dann sind Sie all Ihre Sorgen los.«
    Als Ashmore sie wieder ansah, verriet sein Gesichtsausdruck nichts. »Es hat keinen Sinn, sich an seine Fersen zu heften. Er ist hinter Ihnen her, Mina. Er wird uns folgen.« Entnervt blickte er in die Runde der Schaulustigen, die augenblicklich zu tuscheln begann, und seufzte. »Am besten wäre, er würde uns zu einem Ort folgen, der uns zum Vorteil gereicht.«
    Das zerstörte Cottage thronte auf einer Klippe, von der aus sich ein guter Blick auf das Meer bot. Viel war von dem Gebäude nicht mehr übrig; überall lagen verkohlte Holzreste und geschmolzenes Glas, das in der Sonne funkelte. Einzig der weiße Zaun um das Grundstück sowie die Fuchsien und die Myrte, die sich sachte in der Brise wogen, waren unbeschadet geblieben – ein wahrhaft grotesker Anblick vor einer so idyllischen Landschaft. Überlagert wurde das Ganze von dem beißenden Geruch nach Verbranntem, den auch der Wind noch nicht hatte vertreiben können. Es war ein grässlich penetranter Geruch, der Mina auch noch drei Stunden später, als sie in einem Privatabteil saßen und auf die Abfahrt nach Plymouth warteten, zu riechen glaubte. Sie konnte den Geruch einfach nicht abschütteln, obwohl sie nun überzeugter denn je war, dass Bonham die Wahrheit sprach. »Der Ring wäre durch das Feuer gewiss in Mitleidenschaft gezogen worden«, sagte sie zum wiederholten Mal.
    Ashmore, der ihnen ein wenig Privatsphäre erkauft hatte, indem er den Schaffner bestochen hatte, setzte sich neben sie. »Das scheint in der Tat wahrscheinlich.«
    Seine Antwort stellte sie nicht zufrieden. »Er hat keinen Grund zu lügen.«
    »Und ob er den hat. Unzählige Gründe sogar. Wir haben es Ridland zu verdanken, dass er denkt, Sie könnten einen Beweis dafür haben, dass er den Geheimdienst betrogen hat.«
    »Vielleicht bin ich ja tatsächlich im Besitz von Beweisen«, entgegnete sie scharf. »Wir können uns noch immer auf einen Handel einlassen. Ich schicke einfach ein Telegramm nach New York, in dem ich nach den Unterlagen frage. Jane könnte eine Transkription schicken.«
    Ashmore hüllte sich in tiefes Schweigen.
    »Das ist das Einzige, das er gemeint haben könnte«, sagte sie.
    Als seine Hand sich um ihre Wange legte und er ihren Kopf zu sich drehte, blinzelte sie, weil eine unerwartete Wärme von seinen Fingern ausging. »Wir werden ein Telegramm schicken«, sagte er sanft. »Und wir gehen einfach davon aus, dass er die Wahrheit sagt. Aber machen Sie sich nichts vor, Mina. Er hat Grund genug, uns anzulügen.«
    Mina riss sich los. »Aber meine Mutter war hier. So viel steht fest. Der Friedensrichter hat es bestätigt.«
    »So scheint es zumindest.«
    »Glauben Sie etwa, dass er auch lügt?«
    Einen Moment lang schwiegen beide. »Nein«, sagte Ashmore schließlich. »Aber andererseits …«
    Andererseits . Mina atmete zitternd ein, drehte sich weg und sah aus dem Fenster. Für gewöhnlich mied sie diesen Ausdruck. Für alle jene, die auf sich selbst gestellt sind, war Zweifel der schlimmste Feind, den es gab. Nein, sie würde nicht an sich zweifeln. Bonham hatte die Wahrheit gesagt.
    Mina warf einen verstohlenen Blick in Ashmores Richtung, der finster dreinblickte. Doch er war nicht der Einzige, dem man hier einen Vorwurf machen konnte. Vor zwei Nächten . Vor zwei Nächten war das Cottage noch intakt gewesen. »Ich hätte es Ihnen früher sagen sollen.« Die Worte brannten. »Schon in Whitechapel. Dann hätten wir keine wertvolle Zeit verloren.«
    Ashmore schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe es Ihnen ja auch nicht leicht gemacht, mir zu vertrauen. Schließlich habe ich Sie mit zu Ridland genommen … Sie hatten keinen Grund, mir Ihr Vertrauen zu schenken.«
    Wie großzügig von ihm. Wie immer, wenn es um seinen Stolz ging, schien er großzügig. Das machte ihn, was ihre Erfahrung mit Männern betraf, einzigartig.
    Mina

Weitere Kostenlose Bücher