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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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»Wenn ich überrascht war, dann nur, weil es Ihre Absicht war. Sie wollten nicht, dass ich Sie sehe.«
    »Ja.« Wie clever sie sich vorgekommen war. Sie hatte gedacht, ihrer Mutter einen Riesengefallen zu erweisen, indem sie Ashmore das Leben rettete. Damals hatte sie tatsächlich geglaubt, ihre Waghalsigkeit würde ihnen die Flucht vor Collins ermöglichen. Eine Zeit lang war sie felsenfest davon überzeugt gewesen, eine neue Tür aufgestoßen zu haben. Vier Jahre lang. Nur vier Jahre lang. Mina lehnte den Kopf an seine Brust, als ihr von Neuem Tränen in die Augen stiegen. War es das wert gewesen? Eine Antwort auf diese Frage würde sie erst finden, wenn sie die Wahrheit über ihre Mutter erfuhr.
    Aber hätte sie damals anders gehandelt, dann wäre Ashmore jetzt vielleicht tot. Man konnte nie wissen, ob eine kleine Tat nicht womöglich eine Lawine lostrat, eine völlig neue Welt schuf, in der sich bis dahin ungeahnte Möglichkeiten boten.
    Das Gefühl des Aufbruchs, das sie plötzlich erfüllte, wirkte vollkommen unangemessen. Was, wenn ihre Mutter tot war? Dann würden diese Gedanken, dieses Gespräch, in einem entsetzlich egoistischen Licht erscheinen. Dass sie hier mit ihm saß, Gespräche über ihn und über sich führte, dass sie von längst vergangenen Momenten sprachen, als würden solche Lappalien noch Bedeutung haben, wenn ihre Mutter tot war … »Vielleicht hatten Sie doch recht«, sagte sie und ließ von seiner Hand ab. »Sie haben mich durchschaut. Ich bin noch immer ein hohlköpfiges Püppchen. Sehen Sie sich an, was ich mit Ihnen angestellt habe.«
    Er antwortete so leise, dass sie kaum etwas verstand, spürte aber dort, wo ihre Wange an seiner Brust lag, die Resonanz seiner Worte. »Bitte nicht«, sagte er etwas lauter. »Sie müssen das nicht tun. Der Ring hätte schmelzen müssen.«
    Damit hatte er recht. Immerhin hatte das Feuer das gesamte Gebäude zerstört. »Ich sollte das nicht tun«, korrigierte sie ihn, tat es aber eher für sich als für ihn. So langsam gewöhnte sie sich daran, so gehalten zu werden.
    »Es spielt keine Rolle.«
    Wenngleich er diese Bemerkung nicht als Antwort auf ihre Gedanken verstanden haben wollte, fragte sie sich, ob er womöglich recht haben konnte. Ihre Mutter hatte sich stets von einem Mann aussuchen lassen. Vielleicht war es sinnvoller, wenn Frauen das selbst in die Hand nahmen. Sie konnte ihn auswählen.
    Bei der Vorstellung erfüllte sie ein eigenartiges Prickeln. Sie schlang die Arme fest um ihn, um sich angesichts dieses beunruhigenden Gefühls an ihm festzuhalten. Er reagierte sofort darauf, was Mina ungemein gefiel. So, als bräuchte er sie genauso wie sie ihn. Ich brauche ihn nicht , dachte sie bei sich. Ich begehre ihn . Und was, wenn dem wirklich so war? Brachte das mit sich, dass sie sich ergeben musste?
    Sie saßen einige Minuten lang still da. »Ich habe mir immer geschworen, mich nicht zu bestrafen«, sagte sie schließlich. »Deshalb habe ich mich entschieden, Bonham zu glauben. Ich werde Jane ein Telegramm senden. Sollte ich später herausfinden, dass er gelogen hat, dann …«
    »Denken Sie nicht jetzt schon so weit im Voraus.«
    »Aber …«
    »Still.«
    Wie einfach es war, seinen Befehlen Folge zu leisten, sich einfach gegen ihn fallen zu lassen. Sie war wie gelähmt vor Angst. Erst jetzt dämmerte ihr, dass sie nicht annähernd so mutig war, wie sie immer gedacht hatte. Weshalb sonst fühlte es sich so ungewohnt an, in den Armen eines Mannes zu liegen? Seit Jahren war die Furcht ihre ständige Begleiterin. Die Angst davor, sich eingesperrt zu fühlen, hatte sie bewogen, niemanden zu nahe an sich herankommen zu lassen. Fühlte sich so Freiheit an? Oder handelte es sich vielmehr um eine immerwährende Flucht? In den Momenten, in denen sie felsenfest vom Tod ihrer Mutter überzeugt gewesen war, war ihr aufgegangen, dass ihre Flucht kein Ziel hatte. New York reichte ihr nicht.
    »Sie grübeln ja noch immer«, sagte er dicht bei ihrem Ohr.
    Mina erlaubte sich, die Augen zu schließen. Mit einem Mal fühlte sie sich hundemüde. »Sind Sie allen Ernstes ein Zyniker, Ashmore?«
    Seine Lippen, die dicht an ihrem Ohr lagen, verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich finde«, sagte er, »du solltest mich ab jetzt Phin nennen.«
    Sie verbrachten die Nacht in Bristol, wo ihr erster Weg sie zu einem Telegrafenamt führte, ehe sie sich auf die Suche nach einem Gasthof machten. Beim Abendessen war Mina auffallend schweigsam. Jetzt, da das Telegramm abgeschickt

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