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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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diese sachliche Feststellung, während sie ihre Aufmerksamkeit auf die Straße vor sich richtete. Die weißen Fassaden der Häuser, die die Hauptstraße säumten, wirkten leicht gräulich, die Dächer waren allesamt so flach, als hätte ein riesiger Daumen sie platt gedrückt. Eine Schar krächzender Krähen ließ sich, die glänzenden Flügel schwingend, auf einem der Dächer nieder. Alles war so deprimierend, einen effektiveren Weg, eine Landschaft zu verschandeln, gab es nicht. Weit und breit war jedoch kein niedergebranntes Haus zu entdecken. »Ich würde gern das Haus sehen, ehe wir abreisen.«
    »Mina.«
    »Ich bestehe darauf.« Sie musste wissen, ob ihre Mutter die Aussicht auf das Meer gehabt hatte.
    Ashmore half ihr in die Kutsche, ehe er sich entfernte, um nach dem Weg zu fragen. Mina blieb allein zurück. Sie öffnete die Hand und starrte auf den Ring, bei dem es sich, genau wie bei dem Medaillon, um ein Geschenk von Collins handelte. Ihre Mutter hatte beides aus einem bestimmten Grund getragen. Nicht, um sich etwas Bestimmtes in Erinnerung zu rufen, wie Mina zuerst vermutet hatte. Du bist viel zu sentimental, Mina. Das ist bildschöner Schmuck, der bei anderen pure Bewunderung auslöst. Wieso sollte ich ihn ablehnen ?
    Anfänglich hatte dieser kalte Pragmatismus Mina ein wenig verwundert. Erst später ging ihr auf, dass es sich um ein Zeichen für die Stärke ihrer Mutter handelte.
    Gedankenverloren steckte Mina sich den Ring an. Ihre Mutter hatte ihn getragen, als der Tod sie ereilt hatte. Welch eigenartiger Wunsch, ihn tragen zu wollen. Sie und ihre Mutter hatten dieselbe Ringgröße.
    Im selben Moment befiel sie eine abgrundtiefe Übelkeit. Hektisch griff sie nach ihrem Pompadour und stopfte den Ring hinein. In diesem Augenblick wurde der Schlag aufgerissen. Minas Finger streiften den Kolben der Pistole, als sie den Blick hob und in ein Gesicht sah, das nicht Ashmore gehörte. Es dauerte einige Sekunden, bis sie dem Antlitz einen Namen zuordnen konnte. Dann setzte jäher Schock ein. Nein, dieses Lächeln würde sie nie vergessen. Wie auch, wenn sein Mund aussah, als wollte er seine Lippen verschlucken. Vor ihr stand der Mann, der in Hongkong um sie geworben hatte: Bonham.
    Im selben Moment, in dem er seinen Fuß in die Kutsche setzte, schloss sich Minas Hand um den Kolben der Pistole. Sie hob den Pompadour, zielte mit der Mündung auf Bonhams Kopf und machte die Waffe mit einer oft geübten Bewegung scharf. Er hielt ebenfalls eine Pistole in der Hand.
    »Falsch«, sagte sie. Er irrte, wenn er dachte, dass Trauer sie lähmte und er sie leicht überwältigen konnte.
    In leicht gebückter Haltung verharrte Bonham im Türrahmen, halb in der Kutsche, halb draußen. »Warten Sie.«
    Minas Finger am Abzug zuckte. Bonham, Collins’ ganz spezieller Protegé. Mr Bonham bewundert dein Temperament; lass ihn damit fertigwerden . »Werfen Sie die Waffe weg«, sagte Mina mit ruhiger Stimme.
    »Sie verstehen nicht ganz«, entgegnete er. »Ich will Ihnen einen Handel vorschlagen.«
    »Ich sagte wegwerfen .«
    Wie befohlen schleuderte Bonham die Pistole außer Sicht, er war ein wenig blass um die Nase geworden.
    In wenigen Augenblicken würde er noch blasser werden. Dieses Scheusal würde lernen, was es hieß, sich mit ihr anzulegen. »Sie sind der Verräter.« Eine andere Erklärung gab es nicht. »Haben Sie sie umgebracht?«
    Er schüttelte hektisch den Kopf. »Sie ist nicht tot.«
    »Lügner«, entgegnete Mina tonlos. »Ich habe ihren Ring.«
    »Womöglich will er damit bezwecken, dass Sie denken, sie sei nicht mehr am Leben.« Speicheltropfen flogen umher. »Ich biete Ihnen ein besseres Geschäft an. Sie haben die Informationen gestohlen, nicht wahr? Granville hatte keine Ahnung, Sie waren es die ganze Zeit. Im Austausch für den Geheimcode verrate ich Ihnen, wo sie sich befindet.«
    Als sein Blick zu der Pistole in ihrer Hand schoss, spannte Mina sich an. Diese Männer agieren blitzschnell . »Zurück mit Ihnen, Hände über den Kopf.«
    Brav stellte Bonham einen Fuß auf die Trittleiter an der Außenseite der Kutsche. Mina konnte unmöglich riskieren, ihn zu töten. Was, wenn das, was er über ihre Mutter gesagt hatte, stimmte?
    »Was für einen Code?«, fragte sie. Als sie sah, dass er die Hand nach hinten nahm, als wollte er sie im nächsten Moment schlagen, zielte sie auf sein Bein und drückte ab.
    Nichts. Nur das hohle Schnappen des Hammers. Bonhams Körper zuckte. Eine Krähe krächzte, und von einem auf

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