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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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sie sich dort nach einem Amerikaner irischer Abstammung und seiner blonden Begleiterin erkundigten, wurde der untersetzte Wirt schlagartig blass und erzählte etwas von einem Feuer.
    Auf dem anschließenden Weg zum Haus des Friedensrichters war Mina zumute, als liefe sie geradewegs in einen Albtraum. Ihre Sinne funktionierten nicht mehr richtig und spielten ihr Streiche; Tast- und Hörsinn überlagerten ihr Sehvermögen. Dem stetig wachsenden Tross neugieriger Anwohner, der sich ihnen tuschelnd anschloss, war sie sich dennoch bewusst. Bereitwillig lieferte der Wirt Erklärungen, worauf die Dorfbewohner mit gedämpften und aufgeregten Stimmen antworteten. Ein Geheimnis stand kurz davor, gelöst zu werden. Ein Geheimnis, das ihr ganz und gar nicht behagte.
    Ashmore hatte sie beim Ellbogen genommen, was ihr erst auffiel, als er den Druck auf ihren Arm erhöhte, um sie zu stützen. Als sie eine von einem niedrigen Steinwall gesäumte Straße entlanggingen, wollte sie ihm sagen, dass es ihr gut ging, brachte aber keinen Ton heraus. Stattdessen spürte sie den Sprühregen, den die Gischt erzeugte, und der ihr wie kalter Atem ins Gesicht wehte. Das war der Moment, in dem ihr aufging, dass die Schönheit der Landschaft eine Bedeutung haben könnte, dass sie sich ihren Lebtag daran würde erinnern müssen, dass dies der Ort war, an dem ihre Mutter den Tod gefunden hatte.
    Dieser Gedanke brachte einen Vorgeschmack auf den Kummer, der sie für lange Zeit in die Knie zwingen würde. Sie hatte nur noch ihre Mutter gehabt. Ihr Mutter war der Grund für alles, was sie getan hatte.
    Als der Friedensrichter, den sie beim Tee störten, in feierlicher Manier jene Gegenstände hervorholte, die man aus dem Feuer gerettet hatte – einen Spiegel, einen Löffel und einen Ring –, verschlug es Mina die Sprache. Sie erkannte den Ring mit dem Brillanten wieder. Diamanten zählen zu den Härtesten aller Edelsteine, hatte ihre Mutter einmal erklärt, woraufhin Mina gedacht hatte, wie passend es doch war, dass Männer Frauen Diamanten schenkten, um ihrer Liebe Ausdruck zu verleihen. Mein Herz ist so hart wie ein Diamant; es wird weder für dich brechen noch sich verändern. Ja, das ergab Sinn. Keinen Sinn hingegen ergab das, was Mina vor sich sah, auch nicht, als man ihr erklärte, man hätte in dem Haus hoch auf den Klippen, das von einem Mann und einer Frau gemietet worden war und das vor zwei Tagen in Flammen gestanden hatte, Knochen gefunden. Bislang hatte niemand eine Erklärung für den Brand finden können.
    Als der Mann sich weigerte, ihr den Ring auszuhändigen, da sie sich nicht ausweisen konnte, fand Mina ihre Stimme wieder. »Sie lügen«, sagte sie. »Sie wollen den Stein für sich behalten.«
    Dem beleibten Friedensrichter, der in seinem roten Mantel wie ein gemästeter Gockel aussah, kroch die Röte ins Gesicht. Mina machte auf dem Absatz kehrt und lief hinaus in die wartende Menge, die sich bei ihrem Anblick teilte, als hätte sie eine ansteckende Krankheit.
    »Mina.« Eine Hand auf ihrem Arm: schon wieder Ashmore, der jedoch nicht versuchte, sie aufzuhalten, sondern ihr lediglich Geleit geben wollte. »Hier«, sagte er, nahm ihre Hand und legte etwas hinein. Der Brillantring, dem noch die Wärme seiner Hand anhaftete. Der Anblick holte sie schlagartig in die Gegenwart zurück. Abermals brandete Getuschel hinter ihnen auf. Ihr war, als könnte Ashmore etwas Dramatisches getan haben, dass womöglich die Wut, die eigentlich sie empfinden müsste, auf ihn übergesprungen war und sich darin entladen hatte, dass er dem Friedensrichter die Faust ins Gesicht geschlagen hatte. Als sie über die Schulter zurückschaute, sah sie, dass der Gockel in ein ernstes Gespräch mit jemandem vertieft war. Er hob den Kopf, um ihnen nachzublicken, ehe sein Gesprächspartner es ihm gleich tat. Aus der Entfernung war es ihr nicht möglich, den Ausdruck auf den beiden Gesichtern zu erkennen. Klar war nur, dass sie über sie sprachen.
    »Was haben Sie ihm gegeben?«, fragte sie.
    »Nur das, was er verdient hat.«
    »Ein gutes Geschäft war das aber kaum.« Ihre Stimme klang alarmierend verträumt. Sie gab sich Mühe, mit mehr Nachdruck zu sprechen. »Collins hat ihr diesen Ring geschenkt.« Jetzt klang sie, als wäre sie stolz auf den Umstand. Ihre Finger schlossen sich um die scharfen Kanten des Steins. »Sie trug ihn Tag und Nacht.«
    »Dann gehörte er ihr«, sagte er. »Und aus dem Grunde sollen Sie ihn haben.«
    Wie freundlich er war. Sie traf

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