Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
wenigen routinierten Handgriffen hatte er sich der Jacke entledigt, ehe er mit ungeduldigen und schnellen Bewegungen den Knoten der antiquierten Krawatte löste. »Oh«, sagte sie, ohne sich zu bemühen, den anzüglichen Ton aus ihrer Stimme zu verbannen. »Kann es sein, dass Sie sich nun doch entschieden haben, dass wir uns ausziehen sollten?«
    Er schleuderte die Krawatte von sich, die sie geschickt auffing und sich um das Handgelenk wickelte, damit ihre Finger etwas zu tun hatten. »Für den Fall, dass Sie in London bleiben wollen, werden Sie wieder in den Räumlichkeiten leben, die Sie bereits kennen.«
    »Nein.«
    »Darüber diskutiere ich nicht mit Ihnen«, brummte er.
    »Das wird nicht funktionieren. Nicht, wenn Sie sich so geben wie in diesem Augenblick.« Ihr kam es vor, als wären ihr ungeweinte Tränen in den Hals gerutscht, sodass sie kaum noch Luft bekam. »Und bevor Sie mir antworten, sollten Sie wissen, dass mein Interesse an Ihnen ebenfalls nichts mit einer Laune zu tun hat.«
    Phins Gesichtsausdruck wandelte sich. Die Wut verpuffte, und mit einem Mal sah er aus, als würde er jeden Moment nach ihr greifen. Mina errötete und wich einen Schritt zurück, was sie augenblicklich bereute.
    Auf sein Mitleid konnte sie gut verzichten. Sie wollte sich nicht schämen müssen, weil sie hektische Flecken im Gesicht trug und sich wie ein Frosch anhörte. Sie war es leid, immer das Gefühl in sich herumzutragen, sie müsse ständig hübsch sein. Als sie spürte, wie sich das kalte Bettgestell in ihre Unterschenkel bohrte, sank sie auf die Matratze und starrte auf das Stück Stoff in der Hand, dem sein Geruch anhaftete und in das sie am liebsten ihre Nase vergraben würde. »Das ist doch vollkommen absurd«, murmelte sie.
    Einen Moment lang herrschte Stille. »Was meinen Sie damit?«
    Mit einem verzagten Lachen entledigte Mina sich der Krawatte und warf sie von sich. Einzig der Mut, ihn anzusehen, fehlte ihr. »Wie lässt sich mein Interesse beschreiben, wenn nicht als launenhaft? Wir sind doch nichts weiter als Fremde. Fremde mit einer interessanten Vergangenheit.«
    Als er sich neben sie setzte, sackte die Matratze ein wenig in die Tiefe. Auf Höhe der Knie waren seine Beinkleider staubig. »Sie sind eine kluge Frau, aber heute Abend haben Sie sich in jeder Hinsicht geirrt.« Er lachte rau. »Ihre Katze hasst Sie nicht.«
    Mina fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase. »Sie wissen doch gar nichts über Katzen. Das haben Sie selbst zugegeben.«
    »Das war eine Lüge. Die Sheldrakes hatten immer Katzen, die mich alle geliebt haben.«
    »Das sieht ihnen ähnlich«, murmelte sie. »Perverse Kreaturen.«
    Phin legte die Hand auf Minas Oberschenkel, sodass sein Handteller nach oben zeigte. Bereits im nächsten Augenblick legte Mina ihre Finger hinein. Als sich seine Hand um ihre Finger schloss, spürte sie, wie diese Berührung sie augenblicklich beruhigte. »Wir können dem hier nicht vertrauen«, wisperte sie.
    »Wenn wir Fremde wären, würde ich nicht wollen, dass Sie nach New York gingen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Natürlich würden Sie das wollen. Es wäre Ihnen einerlei.«
    »Im Gegenteil. Unter den Umständen wäre es sehr bequem, Sie hier zu wissen. Schließlich bin ich hinter Bonham her. Und Sie wären mein Köder. Das zu sagen, rückt mich in kein gutes Licht, Mina, aber würde ich nichts für Sie empfinden, würde ich keine Sekunde davor zurückschrecken, Sie als Mittel zum Zweck zu benutzen. Das sage ich Ihnen, weil es vielleicht angezeigt ist, auch einmal über meine Fehler zu sprechen. Ich bin alles andere als ein Vorzeigemensch. Mein Gewissen ist mir im Laufe der Jahre abhandengekommen. Ich versuche, mich zu ändern, aber …«
    Mina schnaubte. »Glauben Sie wirklich, dass Sie mir all das erzählen müssen? Mir ist längst aufgefallen, dass Sie sich so gut wie nicht darum scheren, Ihre Verpflichtungen in Ehren zu halten. Zumindest nicht in einer manierlichen Art und Weise.«
    Phin lachte leise und drückte ihre Hand. »Dann sollten Sie mir lieber glauben, finden Sie nicht auch? Schließlich sind Sie im Besitz von erstklassigen Beweisen. Wenn ich mir Sorgen um Sie mache, hat das schon etwas zu bedeuten.«
    Mina ließ die Absätze ihrer Schuhe über den Holzfußboden schrammen. »Was Komplimente angeht, haben Sie auf jeden Fall starken Nachholbedarf, so viel steht fest.«
    Er räusperte sich. »Wollen Sie, dass ich Ihnen Komplimente mache?«
    »Nein.«
    »Das konnte ich mir auch nicht vorstellen.

Weitere Kostenlose Bücher