Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)
werden. Dadurch wäre ich als Verräter gebrandmarkt gewesen, und die Tatsache, dass ich die Grenze überschritten hatte, wäre als Beweis für meine Illoyalität gewertet worden.« Er seufzte. »Selbst wenn ich all das gewusst hätte, wäre mir dennoch nichts anders übrig geblieben, als mich dem Befehl zu beugen. Wenigstens hatte ich die Chance, ein Team zusammenzustellen. Ich habe zwei Assistenten mitgenommen, die leider den Tod fanden, ehe uns bewusst wurde, dass wir in eine Falle getappt waren.«
Als Mina spürte, wie sich seine Finger verkrampften, drückte sie seine Hand fester, um ihm zu zeigen, dass sie für ihn da war. Es gab Situationen, in denen brauchte das Gegenüber genau das. Das hatte sie heute im Zug gelernt. »Das tut mir sehr leid.«
Er zuckte die Achseln. »Was ich eigentlich damit sagen will – mir hat ein einziger Tag gereicht, um Ridland aus vollem Herzen hassen zu lernen. Der Hass hat die nächsten zehn Jahre begleitet und ist immer größer geworden.« Er wandte den Blick von der Wand ab und sah Mina an. »Tag für Tag. Vor allem an jenem Tag, an dem ich Sie in Hongkong am Fenster zurückließ.«
»Sie haben gezögert«, entgegnete Mina sanft. Und Sie haben versucht, mir das Messer wegzunehmen.«
»Ein Augenblick des Mutes. »Und dann habe ich einfach meine Instinkte ignoriert.«
»Sie sagten doch, Sie hätten keine andere Wahl gehabt.«
»Das habe ich mir im Nachhinein auch gesagt. Aber es ist schwer, das zu rechtfertigen, wenn man weiß, dass man eine Frau in der Höhle des Löwen zurückgelassen hat.« Mina spürte, wie sie errötete, woraufhin sich der Hauch eines Lächelns um seine Lippen legte. »An jenem Tag habe ich mich entschieden, nicht auf meine Instinkte zu hören; genau wie damals, als ich Ridland mein Vertrauen schenkte. Deshalb hoffe ich inständig, dass Sie mir glauben, wenn ich sage, ich werde diese Instinkte nicht noch einmal ignorieren. Genau genommen grenzt es fast schon an ein Wunder, wie gut sie funktionieren.«
Er streckte die Hand aus und strich ihr zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht. Die Berührung war so sinnlich, dass Mina sich in sie hineinfallen ließ und die Augen schloss.
»Ihre Instinkte sind auch nicht schlecht.« Seine Fingerspitzen berührten sanft ihre Wange. »Wenn sie Ihnen etwas mitteilen wollen, Mina, sollten Sie unbedingt hinhören.«
Mina blieb regungslos sitzen. Ihre Instinkte waren kaum der Sprache mächtig, von der er redete, aber sie spürte, dass sie es mit aller Kraft versuchten. Wie eigenartig. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich verlieben würde. »Und was, wenn meine Instinkte etwas anderes sagen als Ihre?«
»Wenn es um Kleinigkeiten ginge, würde ich mich mit Ihnen streiten«, kam die prompte Antwort. »Und bei wichtigeren Fragen? Wenn unsere Instinkte nicht übereinstimmten, würden wir dieses Gespräch jetzt gar nicht führen.«
Mina öffnete die Augen. »Aber was, wenn sie bei größeren Fragen verschiedene Sprachen sprächen?«
»Dann würde ich Ihnen keinesfalls vorschreiben, was Sie zu glauben haben. Mir wurde jahrelang eingebläut, mir selbst nicht zu trauen. Ich werde mich davor hüten, Ihnen so etwas einzureden.«
Mina sah Phin lange an. Sie hatte immer auf sich selbst vertraut, bis sie angefangen hatte, sich nach ihm zu sehnen. Das machte es einfach, seinen Ratschlag anzunehmen. Und sollten sie in vermeintlich wichtigen Fragen nicht auf einer Linie liegen, konnten sie deren Klärung auf den nächsten Tag verschieben. »Schlaf mit mir«, sagte sie und zog ihn zu sich.
Er folgte ihr widerstandslos.
Vielleicht war Phin töricht gewesen anzunehmen, sie wolle wirklich nur schlafen . Als sie ihn zärtlich in den Hals biss, stieß er einen überraschten Laut aus und lag für einen Moment ganz still da. Sie erinnerte ihn an einen Wolf, der kurz davor war, seine Beute zu töten. Als sie denn Kopf hob, streifte ihr heißer Atem seine Haut. »Vertrauen müsstest du mir schon, Phin.«
Phin drehte sich um, und ehe Mina wusste, wie ihr geschah, lag er auf ihr, packte sie bei den Handgelenken und streckte ihr die Arme über den Kopf. »Das Gleiche könnte ich sagen«, raunte er und biss sie ähnlich zärtlich ins Kinn.
Für einen Moment lag Mina reglos da und kämpfte gegen den Impuls an, seinen Biss abzuwehren. Sie würde einen Weg finden, ihm zu vertrauen, aber es musste ihr eigener sein.
Als er sie freigab, fasste sie nach seinem Hemd und zog daran. »Ich ziehe es vor, wenn du nichts anhast.« Sie hörte, wie er
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