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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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bin … nicht ich selbst, quasi halb tot.« Er merkte, dass es ihm nicht mehr so leichtfiel, mit ihr zu sprechen, da er nicht wusste, was sie vorhatte. »Sie sollten sich nicht einmischen.«
    »Weshalb nicht?«
    »Collins wird das nicht gefallen.«
    Mina hob das Messer vom Boden auf. »Vermutlich nicht. Versuchen Sie mal aufzustehen.«
    Ja, das sollte er längst getan haben. Es war seltsam, wie weit er gedanklich von seiner Situation entfernt war. »Was meinen Sie? Werde ich in einer Stunde tot sein?«
    Sie legte sich die Hand auf den Mund und musterte ihn gründlich. »Wissen Sie was, Mr Monroe? Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung.«
    »Nun denn«, sagte er in Ermangelung einer anderen Antwort. Als sie dieses Mal lachte, überraschte er sich selbst, indem er in ihr Lachen einfiel – ein rostiges Geräusch, das ihm Schmerzen in der Brust bereitete und nach Luft schnappen ließ.
    Sie packte ihn bei den Ellbogen und half ihm auf die Beine. Langsamen Schrittes gingen sie zum Fenster. Er konnte es noch immer nicht begreifen: Er war dem Tode nahe, und seine Retterin war ausgerechnet ein hohlköpfiges Frauenzimmer mit einem Hang zum Kichern. Nein, genau genommen war sie mehr als das. Er war nicht der Einzige hier, der seiner Umwelt etwas vormachte. Mit welcher Überzeugungskraft sie ihn doch an der Nase herumgeführt hatte!
    Die Antwort traf ihn mit plötzlicher Klarheit. Sie würde ihr Leben niemals für einen Fremden riskieren. Sie musste Teil des Spiels sein. Das Messer lag ihr in der Hand, als wäre sie im Umgang mit Waffen geübt.
    Während sie sich anschickte, die Fensterläden zu öffnen, indem sie sich mit der Klinge an den unteren Riegeln zu schaffen machte, tippte er ihr auf die Schulter. »Auf wessen Seite stehen Sie?«
    Sie schaute zu ihm hoch. »Auf meiner. Ich bin, wie ich bin.« Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte, sah sie ihm tief in die Augen und erschreckte ihn bis ins Mark damit, dass sie ihm einen Kuss auf den Mund drückte. Als sie sich von ihm löste, umspielte ein eigenartiges Lächeln ihre Lippen. Seine eigenen waren gerade dabei, aus einem langen Schlaf zu erwachen. Sie fühlten sich voll und empfindsam an und trugen noch die Erinnerung an ihren Mund auf sich. »Denken Sie daran«, sagte sie. »Denken Sie immer daran, wem Sie etwas schuldig sind.«
    Phin zwang sich, den Blick abzuwenden und schaute auf den Baum vor dem Fenster. Er bot einen möglichen Fluchtweg, wenngleich ein Großteil der Äste aussah, als könnten sie sein Gewicht nicht tragen. Doch der Arzt würde gleich hier sein, Collins’ spezieller Freund. Wenn Mina Masters die Wahrheit sagte und keine Ahnung von diesem Metier hatte, durfte er sie nicht wehrlos zurücklassen.
    »Was könnten Sie sonst tun, Mr Monroe? Sie sind recht wacklig auf den Beinen.«
    Wie unvorsichtig. So etwas laut auszusprechen. Es musste ziemlich schlimm um ihn stehen. »Sie werden allein sein.«
    »Gäbe es denn eine Alternative? Hätte ich denn eine Wahl?« Sie klang neugierig.
    Es gab nie eine Wahl. Doch die Nachwirkungen seiner Hilflosigkeit hatten selten derart bitter geschmeckt. Mit eingeklemmtem Schwanz davonzulaufen mochte kein so schweres Vergehen wie Mord sein, aber er war noch nie so rücksichtslos gewesen, jemanden zurückzulassen, der die Konsequenzen seines Handelns würde ausbaden müssen. Und schon gar nicht solch ein blutjunges Mädchen. »Ich stehe in Ihrer Schuld«, sagte er rau. Leere Worte. Gott stehe ihr bei, wenn sie tatsächlich annahm, es würde ihr helfen, bei ihm etwas gutzuhaben, bei einem Mann, dem es verwehrt war, eigene Entscheidungen zu treffen.
    »Ja, das tun Sie«, erwiderte sie, ehe sie ihm sanft, aber bestimmt auf die Fensterbank hinaufhalf. Phin hielt kurz inne, um sich zu sammeln. Seine Beine zitterten, und der Schwindel nahm wieder zu. Sie berührte ihn am Arm, als wollte sie ihm helfen, zog die Hand dann aber wieder zurück. Erst jetzt dachte er darüber nach, was sie mit ihrer Frage, ob es eine Wahl gäbe, gemeint hatte. Vielleicht hatte sie gar nicht von ihm gesprochen. Sie werden allein sein. Auf diese Bemerkung hatte sie geantwortet.
    »Sie können unmöglich mit mir kommen«, sagte er.
    Sie lachte, als hätte er etwas Törichtes gesagt. Vielleicht hatte er das auch. Er fühlte sich, als wäre er aus dem Gleichgewicht geraten, als suchte er nach etwas, von dem er nicht wusste, was es war. Er setzte den Fuß auf einen der stärkeren Äste und räusperte sich. »Heute.« So viel konnte er ihr immerhin sagen.

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