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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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kalt, was zweifelsohne in der ihm angeborenen Arroganz begründet lag. In Hongkong hatte sie das überrascht, jetzt erkannte sie den Grund dafür. Es lag ihm im Blut. Er hatte nichts dafür tun müssen, um es sich anzueignen. Wie ungemein englisch von ihm.
    Aber wie dem auch sei, es war schließlich nicht das erste Mal, dass sie es mit arroganten Männern zu tun hatte. Jener Sorte, die glaubte, Minas Ruf, ihre Unabhängigkeit und dass sie eine Firma besaß, gäbe ihnen das Recht, sich danebenzubenehmen. Aber sie hatten schnell dazugelernt. Wenn die Umstände es erforderten, schlug Mina sehr hart zu. Unter anderem gehörte es übrigens zu Mr Tarburys Aufgaben, sich stets in ihrer Nähe aufzuhalten, um sicherzustellen, dass die Männer nicht zurückschlugen. Schade, dass Mr Tarbury jetzt nicht bei ihr war.
    Mina gab sich alle Mühe, das Lächeln nicht zu verlieren, während sie die Katze am Hals kraulte. Wer lächelte, fühlte sich mutiger. Tarbury hatte den Kater Washington genannt, ein verheißungsvoller Name für einen Verbündeten im Kampf gegen einen Engländer. Vielleicht war es möglich, ihm beizubringen, auf Kommando Urin abzusetzen. »Wie heißen Sie wirklich?«
    »Phin Granville.«
    Für Mina klang sein Name nach verkniffenen Lippen und Lebertran. Sie zermarterte sich das Gehirn, was ihre Mutter ihr über englische Etikette beigebracht hatte. Bedauerlicherweise hatte sie nie gut zugehört. Zu öde war das Bild des Geburtslandes ihrer Mutter, das sich vor ihrem inneren Augen formte. Muffige Häuser mit ausgestopften Tierköpfen an den Wänden. Stocksteife Hypokriten, die bei dem Gedanken an ehrliche Arbeit in Ohnmacht fielen. Zahllose Regeln und eine lange Liste von Folgen für all jene, die es wagten, sich dagegen aufzulehnen. Solltest du dich je in einem der großen Häuser aufhalten, Mina, darfst du niemals direkt mit den Bediensteten sprechen. Rufe stattdessen den Butler, der dein Anliegen weitergibt . Es lag klar auf der Hand, dass derart konservative Snobs einem Jungen diesen Namen aufbürdeten. »Sie heißen also Lord Granville?«
    »Lord Ashmore, um genau zu sein.«
    »Baron Ashmore?« Von diesen Baronen schien es eine Menge zu geben.
    »Earl, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    Nun denn. Immerhin war er kein Herzog.
    »Aber zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf«, sagte er mit ernster Stimme, doch das eigentümliche Glimmen in seinen Augen versetzte sie in Alarmbereitschaft. »Sie können mich mit Lord anreden. Ihnen ist aber bewusst, dass es sich dabei um ein Entgegenkommen meinerseits handelt, nicht wahr? Schließlich weiß ich, dass ihr Yankees nicht sonderlich mit unseren Gepflogenheiten vertraut seid, und ich möchte nicht, dass Sie in Verlegenheit geraten.«
    »Wie freundlich von Ihnen«, sagte sie mit zuckersüßer Stimme. Falls er vorhatte, sie durch Snobismus einzuschüchtern, würde er sich schnell einen neuen Plan zurechtlegen müssen. »Genau genommen bin ich ziemlich altmodisch. Wir New Yorker erkennen traditionell schon keinen Titel an.«
    »Verstehe«, murmelte er. »Wie misslich für Sie.«
    »Nicht im Geringsten«, entgegnete sie aufgeräumt. Als sie sich nach hinten lehnte, versuchte Washington, von ihrem Schoß zu springen. Der Versuch, den Griff um seinen Bauch zu verstärken, endete damit, dass er Mina in den Finger biss.
    »Wie charmant«, sagte Ashmore, nicht minder aufgeräumt.
    Mit wachsendem Unmut über den Kater zog sie die Hand zurück, doch Washingtons Zähne ließen nicht locker. »Aus!«
    »Das ist ein Kommando für Hunde, Miss Masters.«
    »Und was sagt man bei Katzen?«
    »Ich glaube nicht, dass es für Katzen etwas Entsprechendes gibt.«
    Mina stieß einen Seufzer aus, war aber eigentlich nicht überrascht. Bei Hunden schätzte sie vor allem deren Abhängigkeit und Dankbarkeit. Katzen hingegen besaßen keinerlei Benehmen. Jedes Mal, wenn sie Jane besuchte, versteckten sich ihre getigerten Hausgenossen, oder sie begrüßten sie wild fauchend an der Tür. Insgeheim hatte Mina gehofft, dass Washington in Bezug auf sie ein besseres Urteilungsvermögen besaß. Tagsüber war er die personifizierte Gleichgültigkeit, aber an den vergangenen drei Morgen hatte er beim Aufwachen zusammengerollt neben ihr gelegen und geschnurrt. Und Mina war entzückt gewesen.
    Wie naiv von ihr.
    Als der Kater endlich ihren Finger freigab und von ihrem Schoß heruntersprang, schenkte sie Ashmore ein breites Lächeln. »Ich muss gestehen, dass ich eigentlich kein Katzenmensch bin. Und mir

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