Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)
ist vollkommen klar, dass Sie Katzen nicht ausstehen können. Es wäre töricht, das verheimlichen zu wollen.«
»Ehrlich gesagt sind sie mit einerlei.«
»Sie können es ruhig zugeben. Ich kann auch nicht viel mit ihnen anfangen.«
»Tatsächlich?« Er lehnte sich zurück und nahm die Haltung eines Mannes ein, der sich darauf einstellte, von einem Narren unterhalten zu werden. Und Mina hatte nicht vor, ihn zu enttäuschen.
»Ja«, sagte sie. »Ich bevorzuge Hunde. Als ich jünger war, hatte ich einen schottischen Terrier.« Sie seufzte. »Es ist eine äußerst tragische Geschichte. Er wurde ermordet. Der Priester von Saint Patrick hat ihn in angetrunkenem Zustand mit einer Schubkarre überfahren. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht als einen neuen Hund. Wie kommt es, dass Sie keine Katzen mögen?«
»Wie ich schon sagte, sie sind mir …« Er zögerte. »Haben Sie gerade gesagt, ein betrunkener Priester habe Ihren Hund umgebracht?«
Hab ich dich! Mina machte es sich bequem und ahmte seine lässige Körperhaltung nach. Washington, der auf dem Boden saß und sich die Pfote leckte, hielt indes inne, um sie mit einem bitterbösen Blick zu bedenken. Konnte es sein, dass sein Interesse an ihr sich darauf beschränkte, sich das Bett mit ihr zu teilen? Typisch männliches Verhalten! »Der Priester hatte hinterher ein ziemlich schlechtes Gewissen, aber ich habe mich unversöhnlich gezeigt. Er musste mir Unmengen an Schokolade kaufen, damit ich niemandem davon erzähle. Jede Woche eine Schachtel.« Lächelnd tippte sie sich mit der Fingerspitze gegen die Unterlippe. Als Ashmore den Blick nicht abwandte, ließ sie die Hand sinken. »Sie können sich gar nicht vorstellen, welche Macht Schokolade über mich hat. Ich bin überzeugt davon, dass es fast schon anrüchig ist.« Der Teil stimmte zumindest.
»Sie haben also einen Geistlichen erpresst?«, sagte er.
»Erpresst? Nennen wir es lieber ein freundschaftliches Abkommen . Am Ende des Jahres wünschte ich mir einen weiteren Terrier, den er umbringen konnte. Nein, das stimmt nicht«, fügte sie schnell hinzu. »Das wäre böse gewesen, nicht wahr? Mongol war mir lieber als Schokolade. Hunde sind immer besser als Schokolade, schließlich sind es Lebewesen.« Sie hielt kurz inne und zog die Stirn in Falten. »Betrachtet man Schimmel als ein Lebewesen, dann war ein Teil der Schokolade zumindest ebenfalls lebendig. Jene, die mit Kirschen gefüllt ist, wenn Sie verstehen, was ich meine. Kirschen habe ich noch nie gemocht. Wie dem auch sei, das ist alles ziemlich verwirrend.« Hilfe suchend blickte sie zu Washington, der jetzt mit peitschendem Schwanz dasaß.
Beim Allmächtigen, sie hasste Katzen.
Ashmore setzte sich auf und lächelte ungläubig. »Erlauben Sie sich gerade einen Spaß mit mir, Miss Masters?«
»Ach du meine Güte. Nehmen Sie etwa Anstoß daran, dass ich den Schimmel weggeworfen habe? Es ist keine sonderlich ansprechende Lebensform, oder? Ich bin überzeugt, Sie verstehen, warum ich Mongol lieber mochte.«
Er sprach betont sachlich. »So hieß Ihr Hund?«
»Ja. Aber im Nachhinein hätte ich ihn lieber Attila nennen sollen.« Sie hielt inne, um Erstaunen vorzutäuschen. »Meine Güte, ist es nicht erstaunlich, dass ein Mensch nach so vielen Jahren seinen Erinnerungen immer noch etwas Neues hinzufügen kann?«
»Das vermag ich nicht zu sagen«, entgegnete er. »Erinnerungen sind für mich ohne Bedeutung.«
Sollte das eine Warnung sein, ihn tunlichst nicht daran zu erinnern, dass er in ihrer Schuld stand? »Das tut mir leid. Heißt das, Sie haben sich eine schwere Kopfverletzung zugezogen? Ich vermute, es könnte an dem Gift gelegen haben. Ich dachte, ich hätte Sie noch rechtzeitig behandelt, aber ja, das würde erklären, warum Ihr Erinnerungsvermögen eingeschränkt ist. Andererseits hätte ich auch große Probleme, hätte ich schon so viele Namen benutzt wie Sie. Granville, Ashmore, Monroe. Letzterer war nur ein Fantasiename, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete er gedehnt. »Sie verstehen gewiss, dass ich mich Collins nur ungern mit meinem wahren Namen vorstellen wollte.«
»Ihm und allen anderen«, sagte sie mit zuckersüßer Stimme.
Er hielt inne und musterte sie. »Ja, ihm und allen anderen. Und wenn ich sage, dass Erinnerungen für mich ohne Bedeutung sind, heißt das nicht, dass ich keine habe. Ich erinnere mich durchaus der Nacht, die ich in Ihrer Gesellschaft verbracht habe.«
»Oh!« Sie kicherte. »Die Nacht in meiner Gesellschaft. Also
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