Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)
angewiesen. Wenn er ihr jedoch erklärte, dass er sie schützen musste, um zu verhindern, dass man ihm in einer dunklen Gasse die Kehle aufschlitzte, würde sie es als Aufforderung auffassen, ein Chaos anzuzetteln – wohl wissend, dass er sie weder wegschicken noch schlecht behandeln konnte. Wenn die Vernunft sie jedoch nicht dazu brachte, sich zu benehmen, so gab es noch eine Reihe anderer Methoden, derer er sich bedienen konnte. So wie die, die er als Nächste anwenden würde.
Zumindest sagte er sich das, wenngleich er sich keine Mühe gab, es auch zu glauben. Sie besaß das eigenartige Talent, eine gewisse Habgier in ihm ins Leben zu rufen, so wie alte Landkarten unweigerlich den Wunsch in ihm weckten, sie zu besitzen. Wenigstens war sie um Längen zuträglicher als Opium oder Pistolenkugeln, zudem war sie vergnüglicher und weniger lebensgefährlich. Er suchte nach möglichen Skrupeln in sich, stieß aber stattdessen nur auf das Erstaunen darüber, dass er nach endlosen Monaten endlich wieder Gefallen an etwas fand.
In mancher Hinsicht war es gar nicht so schlimm, der Sohn seines Vaters zu sein.
Er legte die Hand auf ihre sanft geschwungene Hüfte. »Sie haben keine Ahnung, wie wenig Schutz Sie in diesem Moment haben«, murmelte er.
Mina brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um den ursprünglichen Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. »Es wird schon von Nutzen sein. Liberty verwendet nur die besten Stoffe für seine Kleider.«
Keck wie eh und je, dachte er bei sich, während er mit der Hand über ihre Brust strich, die von keinem Korsett eingezwängt wurde. Als sein Daumen die leichte Erhebung ihrer Brustwarze ertastete und sie liebkoste, schluckte Mina. »Nutzt es was? Für welchen Zweck, was meinen Sie?«
Gott im Himmel, wie wunderbar es war, sie zu berühren. Ihre blauen Augen fingen seinen Blick mit einer fast schon unerträglichen Selbstbeherrschung auf. »Auch dafür, nehme ich an.«
Er lachte. Selbst in Hongkong, unter dem Einfluss von Drogen und Gift und getrieben von dem Gedanken an Flucht, hatte er wahrgenommen, über welch unglaubliche Selbstbeherrschung sie verfügte – eine Tugend, die bei einer Frau oft nicht gewürdigt wurde. Aber die meisten Männer waren nun mal Idioten, ihn eingeschlossen; zumindest bis jetzt.
Ein Lächeln lag um seinen Mund, als er ihre Brustwarze streichelte. Anders als jetzt hatte er vor vier Jahren keine Verwendung für Mina Masters gehabt. Und sie, sie wusste, mit wem sie es zu tun hatte, nachdem er beim Aufeinandertreffen im Arbeitszimmer seine Maske hatte fallen lassen und sie sein wahres Gesicht gesehen hatte. Sie stellte keine Erwartungen an ihn, die er erfüllen oder nicht erfüllen würde. Allein dieses Wissen hatte eine erregende Wirkung auf ihn. »Sie scheinen das zu genießen«, sagte er, als er spürte, wie sich ihre Brustwarze verhärtete.
Sie bog den Kopf in den Nacken und sah ihn an. »Das könnte man so sagen.«
»Ich werte das als Aufforderung, weiterzumachen.«
»Das habe ich noch nicht endgültig entschieden«, sagte sie atemlos. »Lassen Sie mich noch ein wenig länger darüber nachdenken.«
Mit wie wenig Aufwand es ihr gelang, ein Gefühl der Unzulänglichkeit in ihm wachzurufen, sodass er sich wie ein tölpelhafter Diener vorkam, der seiner Herrin zu Diensten sein musste. »Entscheiden Sie sich schnell. Meine Geduld neigt sich langsam dem Ende zu.« Die Worte klangen in seinen Ohren noch nicht einmal nach einer Lüge. Ihr weicher Körper unter seinen Händen, gepaart mit ihrer Dickköpfigkeit und dem frechen Mundwerk, entfachte sein Mitleid für jeden Leibeigenen. Er konnte einer von ihnen werden, wenn es das war, was sie von ihm wollte. Es wäre nicht das erste Mal. Konnte es sein, dass sie nach einer Herausforderung suchte?
Als Mina den Kopf drehte und die Wange gegen die Wand drückte, fiel ihr eine Haarsträhne über die Schulter und legte sich kühl und sanft über ihr Handgelenk. »Ja«, sagte sie und schmiegte sich tiefer in seine Hand. »Vielleicht«, korrigierte sie sich mit leiser Stimme. »Wenn Sie ein wenig anders vorgehen, sind Sie womöglich so gut wie Hans.«
Hans? Phin umfasste ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich. »Sehen Sie mich an.«
Mina öffnete die Augen, die sich sogleich weiteten und ihn unschuldig ansahen.
»Ich bin keiner von Ihren verdammten Liebhabern.«
»Gewiss nicht«, sagte sie bedächtig. »Nicht, wenn ich es mir aussuchen könnte. Doch für gewöhnlich verlange ich ein wenig mehr Geschick bei
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