Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)
Nichtsdestotrotz juckte es ihr in den Händen, nach ihm zu greifen und seine Oberschenkel zu berühren, um das faszinierende Spiel seiner Muskeln zu ergründen, das sich einstellte, wenn er sich bewegte. Dass sein Gesäß sich bei jedem Schritt voller Anmut anspannte, bildete sie sich definitiv nicht ein. Ein Hoch auf seinen Schneider! Der Mann hatte ein begnadetes Händchen dafür, die Vorzüge seiner Kunden gekonnt in Szene zu setzen.
Ich bin in der Tat schamlos, dachte sie und stellte erstaunt fest, wie heiß ihr plötzlich war. Vielleicht sollte es so und nicht anders sein. Nicht kalt und mechanisch, sondern vergehend vor Verlangen; fast so, als habe man keine Knochen mehr.
Der Gedanke ließ sie innehalten. Keine Knochen, ja, das war es. Genau da fingen die Probleme an: wenn man begann, sich zu beugen und zu verbiegen, um es einem Mann recht zu machen. Ashmore würde ohne Zweifel ein großes Maß an Unterordnung verlangen; sie wusste schon jetzt, dass er von dieser Sorte war. Die meisten Männer waren das. Meine Regeln, wie auch immer die lauten. Wenn sie den eingeschlagenen Weg weiterging – es würde garantiert ein riskantes Unterfangen werden.
Er griff nach einer verwaisten Teetasse und führte sie zum Mund. Doch der Schluck, den er daraus nahm, schien ihm nicht sonderlich zu schmecken. Er verzog das Gesicht und stellte die Tasse zurück. Dann schaute er über die Schulter zu ihr und bedachte sie mit einem unergründlichen Blick. Sein Verdruss schien verflogen zu sein, wenngleich ein Muskel an seinem Kinn noch immer zuckte. »Wir müssen eine vernünftige Vereinbarung treffen«, sagte er.
Das klang doch ermutigend. Die einzige Vereinbarung, die er bisher ins Auge gefasst hatte, war recht einseitig ausgefallen. »Ja, das sollten wir«, stimmte Mina ihm zu und machte sich daran, sich das Haar zu richten, das ein wenig in Unordnung geraten war. Als sie es sich über die Schulter legte, glatt strich und zu einem Zopf verdrehte, folgte sein Blick jeder ihrer Bewegungen. Er schien ihr Haar zu mögen, sonst hätte er vorhin nicht sein Gesicht darin vergraben. Als sie seinen Atem auf der Kopfhaut gespürt hatte, war ihr zum ersten Mal klar geworden, dass es etwas zwischen ihnen gab, das sie nicht kontrollieren konnte. »Obwohl es überflüssig wäre, ein Abkommen zu treffen, wenn Sie sich endlich dazu bereit erklären könnten, die Suche nach meiner Mutter aufzunehmen. Dann würde ich mich so mustergültig und vorbildlich benehmen wie ein braves Schulmädchen.«
Er schnaubte. »Das würde ich nur zu gern miterleben.«
Sie warf sich den Zopf über die Schulter. »Wenn ich einen triftigen Grund habe, kann ich mich sehr gut benehmen.«
Ashmore setzte sich – nein, drapierte sich sozusagen in einem der Sessel –, und streckte die langen Beine von sich, die er an den Knöcheln überkreuzte. Ein weiteres vielversprechendes Indiz. Noch vor einer Stunde hätte er nicht so entspannt dagesessen. »Es schmeichelt mir, dass Sie eine so hohe Meinung von meinen Fähigkeiten haben, aber eine große Zahl von Regierungsbeamten ist bereits fieberhaft damit beschäftigt, nach Ihrer Mutter zu suchen«, sagte er und fügte schnell noch einen Satz hinzu, um ihren Protest abzuwehren: »Und nein, nicht alle davon unterstehen Ridland. Sie können sogar davon ausgehen, dass einer oder zwei der Beamten vermutlich ehrlicher sind als der Namensgeber Ihrer räudigen Katze.«
Mina seufzte. Vergleiche mit diesem Tier konnten sie nicht wirklich beruhigen. Ehrlichkeit hin oder her, allen, die nach Collins suchten, fehlte eine wichtige Information. Es war jetzt wohl an der Zeit, alles zu sagen, was sie wusste. Immerhin hatte sie Ashmore heute gleich mehreren aufschlussreichen Prüfungen unterzogen: Sie hatte seine Gäste beleidigt, sich über seine Disziplin lustig gemacht und beim Küssen sämtliche Register gezogen. Im Gegenzug hatte er weder die Hand gegen sie erhoben noch sich ihr unsittlich aufgedrängt. Und er hatte auch nicht versucht, sie zu strangulieren. Was für ein berauschendes Fazit, dachte sie trocken. Ein wahrhaftiger Ritter in einer glänzenden Rüstung.
Doch dann meldete sich ihre Skepsis zu Wort. Wenn sie ihn verführen musste, gab es das eine oder andere, das sie zuvor in Erfahrung bringen musste. »Es würde mich interessieren, ob Sie denken, dass ich die Schuld an unserem Kuss trage.«
Die meisten Männer spannten sich an, wenn sie auf der Hut waren. Ashmore hingegen schien davon weit entfernt, denn er griff in seine
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