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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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ihrer Haut sichtbar war. Die vielen kleinen Erschütterungen brachten ihren Körper in Bewegung. Ihre Glieder zuckten in regelmäßigen Abständen. Ihm war bislang nicht bewusst gewesen, dass das Leben umso anstrengender sein musste, je kleiner und zierlicher der Körper war.
    Sie hatte die Stirn leicht gerunzelt und musterte ihn, wie sie es in den letzten vierundzwanzig Stunden häufiger getan hatte. Es war ihr anzumerken, dass sie sich im Zustand der Feindseligkeit um einiges wohler fühlte. Es konnte aber auch sein, dass Mutter Natur so zierliche Persönchen wie sie mit einem besonders starken Selbsterhaltungstrieb ausstattete, der sie schon früh vor verdächtigen Absichten eines größeren Gegenübers warnte, selbst wenn dieses noch gar nichts getan hatte. Durch seinen Körperbau hatte Phin keinerlei Probleme, das Gleichgewicht zu halten, während sie an den Wänden des Gangs nach Halt suchen musste, damit die Schlingerbewegungen des Zuges ihr nicht den Boden unter den Füßen wegrissen. Dabei hatte er sowieso vor, sie bei nächster Gelegenheit von den Füßen zu reißen. Das war jetzt schon eine Weile überfällig. Vier Jahre und fünf Monate, um genau zu sein. Es fiel ihm schwer, seine Vorfreude im Zaum zu halten. »Haben Sie etwa Einwände?«
    »Nein«, antworte sie. »Nur, dass wir ohnehin nicht in der Lage wären, die Männer zu erkennen, die uns verfolgen. Einen Mann aus der Reserve zu locken, ist eine gute Möglichkeit, ihn einzuschätzen, oder nicht?«
    »Beim Allmächtigen.« Er schluckte ein Lachen herunter. »Jetzt sagen Sie nur noch, es gehörte zu Ihrer Strategie, auf das Godey’s Lady’s Buch zu verweisen.«
    Als Mina lächelte, wurde Phin klar, dass es keinen Grund gab, mit seiner Belustigung hinter dem Berg zu halten. Inzwischen glaubte er zu wissen, dass sie einem guten Scherz nicht abgeneigt war. »Sie würden mir ja sowieso nicht glauben«, entgegnete sie. »Und das ist auch genau der Grund, warum die Strategie aufgeht. Niemand würde dahinter eine Absicht vermuten.«
    Ihre Überlegung faszinierte ihn. Vielleicht hatte sich gerade ein weiterer Riss in ihrer Maske gezeigt, was er direkt herausfinden wollte. »Ja, natürlich«, sagte er. »Gespräche über Modemagazine bewegen Bösewichte nahezu immer zu Geständnissen.«
    Seinen Sarkasmus überhörte sie geflissentlich und erwiderte einfach sein Lachen. »Sie müssen schon zugeben, dass es sich um eine weitaus subtilere Methode handelt, als eine Waffe zu zücken.«
    Was für ein bizarrer und charmanter Spleen. Sie spann seinen Scherz weiter, wenngleich er auf ihre Kosten ging. »Vielleicht sollten Sie gleich auf den Kern der Sache zu sprechen kommen. Lassen Sie die Zeitschrift einfach weg, versuchen Sie es doch stattdessen mit einem Kleid aus ihrem Koffer und fragen Sie nach Meinungen.«
    Als ihr Gesicht wie ein Kronleuchter aufstrahlte, machte sein Herz einen Aussetzer. »Ja«, sagte sie. »Je hässlicher, desto besser. Etwas Braunrotes oder … Magenta und Orange.«
    Ein Blick über Minas Kopf hinweg verriet Phin, dass der Schaffner bereits auf der Lauer lag. Großartig. Ihr sagte er, sie solle keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nur um sie auf den Flur zu zerren und dort mit ihr zu scherzen. Es behagte ihm ganz und gar nicht, wie mühelos sie seinen Humor auf den Plan rufen konnte. Genau das hatte ihn in Hongkong zu Fall gebracht und konnte sich jetzt wiederholen. Keiner von ihnen ging mit niedrigem Einsatz in das Spiel. »Genug jetzt der Flachserei. Meine Bitte ist mehr als simpel. Gehen Sie zurück ins Abteil, setzen Sie sich hin und verhalten Sie sich ruhig. Ich und die anderen Mitreisenden werden es Ihnen danken.«
    Als ihr Gesicht einen leeren Ausdruck annahm, meldete sich sogleich sein schlechtes Gewissen. »Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, murmelte sie.
    Er öffnete die Tür zum Abteil. Der rothaarige Mann, der schräg gegenüber von Miss Masters gesessen hatte, stand jetzt an der Tür und kramte in einer Tasche im Gepäcknetz. Die Matrone hatte den Platz eingenommen, auf dem der Rotschopf gesessen hatte. Phin beäugte den Mann, als er Miss Masters Platz machte, damit sie an ihm vorbeigehen konnte. Die Jacke des Mannes spannte unter den Armen. Eigentlich sollte man meinen, dass jemand, der eine Fahrkarte erster Klasse löste, sich eine bessere Garderobe leisten konnte. Seine Schuhe waren solide gearbeitet, wenngleich die Sohlen bereits fast durchgelaufen schienen.
    Nicht sehr professionell, dass ihm das erst jetzt auffiel. Nur zu

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