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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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müssen, Mr. Metz. Um des Aufsehens willen natürlich.«
    Metz kneift die Augen zusammen. »Darf ich fragen, warum Sie bislang nichts von alledem in Ihrer Sendung verwendet haben?«
    »Weil es da etwas noch viel Brisanteres gibt, womit ich diesen Riesenschwindel auffliegen lassen werde. Und bevor Sie fragen: nein, diese Info ist nicht verkäuflich.« Ian legt die Fingerspitzen in steilem Winkel aneinander. »So wie ich das sehe, kann Ihr Gerichtssaal ebenso werbewirksam sein wie einer meiner Teaser, um das große Finale einzuläuten. Das Honorar, das ich vorhin genannt habe, umfasst die Informationen und zuvor bereits erwähnten unterschriebenen schriftlichen Erklärungen. Hinzu kommen mein nicht unbeträchtliches Renommee auf diesem Gebiet sowie meine Fernsehprominenz. Und mehr werden Sie auch verdammt noch mal nicht von mir kriegen.«
    Metz nickt bedächtig. »Ich verstehe.«
    »Da ist noch eins, das Sie sich klarmachen müssen. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Ich bin gerne bereit, meine Aussage bezüglich der Informationen, die Sie gerade von mir erhalten haben, mit Ihnen durchzugehen … aber hier und jetzt.«
    »Das kommt nicht infrage. Ich bin nicht vorbereitet. Ich muss …«
    »Sie haben mit mir nur halb so viel Arbeit wie mit einem anderen Zeugen. Ich weiß bereits, wie ich auftreten muss. Sie brauchen mir nur zu sagen, welche Fakten ich anführen soll und in welcher Reihenfolge.«
    Einen Moment herrscht Schweigen; plötzlich scheint es, als wäre das Büro zu klein für zwei Männer ihrer überlebensgroßen Präsenz. »Noch eine zweite Probe einen Tag vor Ihrer Aussage vor Gericht«, fordert Metz.
    Ian grinst. »Abgemacht.«
     
    Mariah öffnet die Tür einen schmalen Spalt weit; auf der Schwelle steht Kenzie Van der Hoven. »Darf Faith zum Spielen rauskommen?«
    Mariah kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Es ist ein bisschen kalt da draußen. Vielleicht könnten Sie beide im Haus spielen.« Der vereinbarte Besuch der Prozesspflegerin ist Mariah sehr willkommen. Sie hat den ganzen Tag auf Faith herumgehackt, weil diese ihr ständig nur in die Quere gekommen ist, eine Aggression, die ganz natürlich ist in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich auch weiterhin kaum aus dem Haus wagen können.
    Faith kommt auf Rollerblades hereingeschossen. Mariah sieht die schwarzen Streifen, die die Räder auf den Fliesen hinterlassen, und muss an sich halten, um ihre Tochter nicht zum hundertsten Mal an diesem Tag anzuschreien, etwas, das sie in Gegenwart der Anwältin tunlichst vermeiden möchte. Stattdessen blickt sie mit strengem Blick auf Faith und ihre Rollerblades und zieht missbilligend eine Braue hoch.
    »Uuuups«, sagt Faith, lässt sich auf den Allerwertesten fallen und reißt die Klettverschlüsse ihrer Rollschuhe auf. »Kenzie, sind Sie gekommen, um mich zu besuchen?«
    »Ja. Ist das okay?«
    »Das ist klasse.«
    Mariah lächelt. »Ich kümmere mich um das Abendessen … Wenn Sie mich brauchen, ich bin in der Küche.«
    Kenzie blickt ihr nach, bis sie fühlt, wie fünf kleine Finger sich um ihre Hand schließen. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen mein Zimmer«, sagt Faith. »Es ist echt cool.«
    »Wirklich?« Kenzie lässt sich von dem kleinen Mädchen die Treppe hinaufziehen. »In welcher Farbe ist es denn gestrichen?«
    »Gelb.« F’aith stößt die Tür auf, und zum Vorschein kommen sonnige Wände und ein weißes Himmelbett. Sie springt auf das Bett und fängt an, mit wehendem Haar darauf herumzuhüpfen wie auf einem Trampolin. Dann lässt sie sich auf den Po fallen und hüpft von der Matratze, um die Gastgeberin zu spielen. »Das sind meine Legosteine. Und mein Bastelkasten, den der Weihnachtsmann mir im letzten Jahr gebracht hat. Und das auf dem Photo bin ich, als ich zwei Tage alt war.«
    Kenzie sieht sich höflich die Aufnahme des winzigen Neugeborenen mit dem krebsroten Gesichtchen an. »Verbringst du viel Zeit in deinem Zimmer?«
    »Das kommt darauf an. Meine Mami erlaubt mir keinen eigenen Femseher, darum kann ich mir keine Videos oder sonst was hier ansehen. Manchmal habe ich auch Lust, unten am Küchentisch zu malen, und gehe mit meinem Malkasten nach unten. Ab und zu male ich aber auch einfach auf dem Fußboden.« Sie hebt die Arme über den Kopf. »Früher habe ich Ballettunterricht genommen.«
    Kenzie sieht zu, wie sie sich in einer Pirouette langsam um die eigene Achse dreht. »Und jetzt nicht mehr? Warum nicht?«
    »Es ist so viel passiert.« Faith zupft an einer Franse der Tagesdecke und

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