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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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sein. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für Geschichten die Reporter, die dich haben herkommen sehen, sich jetzt ausdenken.« Dann werden seine Züge weicher, und ein jungenhaftes Lächeln legt sich auf seine Lippen. »Aber vielleicht hast du es ja keine Minute länger ohne mich ausgehalten.«
    Ich schlucke hart. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du für Metz aussagen wirst?«
    Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme mitten im Satz bricht. Zuerst zuckt Ian zusammen wie ertappt, aber dann lacht er zu meiner Überraschung unbekümmert. »Joan hat es dir gesagt.« Ich nicke. »Hat sie erwähnt, wie unkooperativ ich gewesen bin?« Ian streckt die Hände nach mir aus. »Mariah, ich sage für dich aus.«
    Ich atme den Geruch seines Hemdes ein. Sogar jetzt, da ich ihn eigentlich hassen sollte, registriere ich den Duft seiner Haut. Ich stähle mich innerlich und rücke von ihm ab. »Vielleicht ist es dir ja entgangen, aber Malcolm Metz ist nicht mein Anwalt.«
    »Das ist richtig. Ich bin zu ihm gegangen und habe ihm unwiderlegbare Beweise dafür versprochen, dass du als Erziehungsberechtigte völlig ungeeignet bist. Wenn es aber dann soweit ist, vor Gericht auszusagen, steht ihm eine unangenehme Überraschung bevor, ich werde nämlich ganz anders auftreten, als er es erwartet.
    »Aber Joan…«
    »Ich hatte keine andere Wahl, Mariah. Ich kann mit Metz meine Aussage durchgehen und dann im Zeugenstand plötzlich Suaheli sprechen, ohne dass mir viel passieren kann. Immerhin bin ich sein Zeuge, und man könnte mir lediglich schlechtes oder auch unmoralisches Benehmen vorwerfen. Aber wenn ich Joan Standish bei einer eidlichen Aussage belüge und dann vor Gericht etwas völlig anderes erzähle, ist das Meineid. Ich musste mich heute mehrfach auf mein Aussageverweigerungsrecht berufen, um ihr Ärger zu ersparen sowie natürlich auch mir selbst, vor allem aber, um Metz nicht misstrauisch zu machen.«
    Ich möchte ihm glauben. Und wie. »Das würdest du für mich tun?«
    Ian neigt den Kopf. »Für dich würde ich alles tun.«
    Als er mich diesmal in die Arme nimmt, lasse ich es geschehen. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    Sanft streicheln seine Hände meinen Rücken. »Je weniger du weißt, desto besser. Dann geschieht dir nichts, falls es einen Mordswirbel gibt.« Er küsst mich auf den Mundwinkel, die Wange, die Stirn. »Du darfst Joan noch nichts sagen. Wenn sie vor dem Prozess von meinem Plan wüsste, könnte sie das in Teufels Küche bringen.«
    Anstatt zu antworten, stelle ich mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn, zuerst noch etwas schüchtern, aber richtig. Ich schmecke Kaffee und etwas Süßeres wie Karamell. Wenn Ian mich anlügen würde, würde ich es doch merken müssen. Wenn er lügen würde, besäße ich genug gesunden Menschenverstand, um ihn zu durchschauen.
    Wie in der Vergangenheit? Ich schließe die Augen und verdränge entschlossen den Gedanken an Colin und seinen Treuebruch. Ich fühle Ians wachsende Erregung, spüre, wie er den Unterleib fest an mich presst.
    Nach Luft schnappend, reißt er sich von mir los. »Schatz, da draußen stehen tausend Leute, die neugierig sind, ob du den Winnebago lebend wieder verlassen wirst. Und wenn wir so weitermachen, kann ich für nichts garantieren.« Keusch küsst er mich auf die Stirn und tritt dann entschieden einen Schritt zurück. Der Anflug eines Lächelns umspielt seine sinnlichen Lippen.
    »Was ist?«
    »Du siehst nicht wirklich so aus, als hätten wir uns gestritten.«
    Errötend streiche ich mir mit den Händen über das Haar und fahre dann leicht mit den Fingerspitzen über meine Lippen. Ian lacht. »Mach ein böses Gesicht und geh zügig zurück zum Haus, Sie werden denken, du würdest innerlich immer noch kochen vor Wut.«
    Er umschließt mein Gesicht mit beiden Händen, und ich küsse seine Handfläche. »Ian … Danke.«
    »Miss White«, murmelt er, »es war mir ein Vergnügen.«
    Joan und meine Mutter warten an der Tür und nehmen mich in ihre Mitte, kaum dass ich das Haus betreten habe. Sie erinnern mich an Akrobaten, die an der Leiter zum Hochseil warten, dass ihr Kollege am Trapez heil wieder herunterkommt. »Großer Gott, Mariah«, schimpft Joan. »was haben Sie sich denn dabei gedacht?«
    Meine Mutter sagt kein Wort. Sie blickt nur auf meine vom Küssen geröteten Lippen und wölbt fragend eine Braue.
    »Ich habe nicht nachgedacht«, gestehe ich, und das ist nicht einmal gelogen. »Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Dass er in

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