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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Zukunft gefälligst höflich zu meiner Anwältin sein soll«, lüge ich und sehe Joan dabei fest in die Augen, »sonst bekommt er es mit mir zu tun.«
     
    Ein paar Minuten vor dem mit Petra Saganoff und ihrer Filmcrew vereinbarten Termin nehme ich Faith beiseite und ziehe sie zu mir in den kleinen Alkoven neben dem Badezimmer. »Weißt du noch, was wir besprochen haben?«
    Faith nickt feierlich. »Ich soll nicht über Gott sprechen. Kein Wort. Und es wird eine große Kamera dabei sein«, sagt sie. »Wie die da draußen.«
    »Genau.«
    »Und ich darf Petra Saganoff nicht als blöde Zicke bezeichnen.«
    »Faith!«
    »Du hast sie doch so genannt.«
    »Das war falsch.« Ich seufze und sage mir, wenn ich nur diesen Tag überlebe, werde ich mich in meinem ganzen Leben nie wieder beklagen. Über Joan habe ich arrangiert, dass Petra Saganoff eine sogenannte B-Rolle filmen kann - Hintergrundaufnahmen von Faith beim Spielen und von uns im Haus. Dieses Material wird sie hinterher mit eigenem Text vertonen, bevor es in Hollywood Tonight! ausgestrahlt wird. Joan hat dafür gesorgt, dass Saganoff eine Auflistung dessen unterschreibt, was sie filmen darf und was nicht. Trotzdem bin ich nervös. Obgleich ich denke, dass Faith in der Lage ist, sich eine halbe Stunde ganz natürlich zu geben, ist mir bewusst, dass die ganze Sache nach hinten losgehen kann … etwas, worauf Joan mich immer wieder aufmerksam gemacht hat, seit ich diese Exklusivaufnahmen angeregt habe. Unser Leben ist in letzter Zeit schwer vorhersehbar gewesen. Was, wenn Faith plötzlich wieder anfängt zu bluten? Was, wenn sie sich nicht an meine Weisung hält und von Gott erzählt? Was, wenn Petra Saganoff uns alle darstellt wie Idioten?
    »Mami«, sagt Faith und berührt meinen Arm. »Es wird schon gutgehen. Gott kümmert sich darum.«
    »Großartig«, murmele ich. »Wir werden darauf achten, dass sie einen guten Platz in der ersten Reihe bekommt.«
    Es läutet. Auf dem Weg zur Tür komme ich an meiner Mutter vorbei.
    »Das gefällt mir immer noch nicht. Kein bisschen.«
    »Mir auch nicht«, erwidere ich grimmig. »Aber wenn ich nicht Stellung beziehe, werden die Leute das Schlimmste annehmen.« Ich öffne die Tür und setze ein künstliches Lächeln auf. »Ms. Saganoff, es freut mich ja so, dass Sie gekommen sind.«
    Petra Saganoff ist in natura noch attraktiver als im Fernsehen. »Danke für die Einladung«, entgegnet sie. In ihrer Begleitung befinden sich drei Männer, die sie als Kameramann, Tontechniker und Producer vorstellt. Sie sieht mich gar nicht an, sondern blickt sich suchend nach Faith um.
    »Sie ist drinnen«, sage ich trocken. »Kommen Sie doch herein.«
    Wir sind übereingekommen, ihr den Zutritt zu Faith’ Spielzimmer zu gestatten. Was könnte es für einen besseren Weg geben, zu zeigen, dass sie ein ganz normales Kind ist, als sie beim Spielen mit ihren Puppen, Puzzle und Büchern zu beobachten? Aber als Kameramann und Producer endlich entschieden haben, wo Kamera und Scheinwerfer aufgestellt werden sollen, sind schon fast dreißig Minuten vergangen. Faith wird langsam zappelig. Der Kameramann gibt ihr sogar einen Lichtfilter, eine farbige Folie, die mit Wäscheklammern vor den Scheinwerfern angebracht wird. Sie nimmt die Folie und betrachtet die Welt ganz in Gelb, aber ich sehe ihr an, dass sie mit ihrer Geduld am Ende ist. Wenn das so weitergeht, wird Faith die Lust verlieren und das Spielzimmer verlassen wollen, wenn Petra gerade so weit ist, anzufangen.
    Ich denke daran, wie Ian Faith beim Belastungs-EKG meiner Mutter gefilmt hat. Wie leicht kann auch innerhalb eines so begrenzten Raumes etwas schiefgehen. Mitten in diesen Gedanken hinein knallt eine Sicherung heraus. »Verflucht«, schimpft der Kameramann. »Der Stromkreis ist überlastet.«
    Weitere zehn Minuten vergehen, bis das Problem der Sicherung behoben ist. P’aith ist jetzt richtig knatschig.
    Der Kameramann wendet sich an den Producer. »Willst du einen anhaltenden Zeitcode oder die Tageszeit?« Dann hält der Tontechniker Faith eine weiße Karte vor das Gesicht. »Gibt mir eine Tonprobe«, fordert der Kameramann gleich darauf. Dann, einen Augenblick später: »Tempo.«
    Der Producer blickt zu Petra Saganoff hinüber. »Wann du willst.«
    Als das Team anfängt zu filmen, spiele ich mit Faith auf einem Filzteppich. Mich strikt an Joans Anweisungen haltend, spreche ich weder mit Petra, noch sehe ich in die Kamera; ich verhalte mich ganz so, als wären wir allein. Ich versuche, Faith

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