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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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erklärt, dass Sie in dieser Zeit damit beschäftigt waren, ihren angeblichen Wundern auf den Grund zu gehen -, was hatten Sie dann an Bord dieser Maschine zu suchen, Mr. Fletcher?«
    Ians Gesicht ist eine einstudierte blanke Maske. »Ich habe Freunde besucht.«
    Metz steht jetzt so dicht vor ihm, dass seine Worte auf Ian niedergehen wie Regentropfen. »Was für Freunde?«
    »Einspruch, Euer Ehren«, sagt Joan. »Ich weiß zwar nicht, warum, aber Mr. Metz setzt seinen eigenen Zeugen unnötig unter Druck.«
    »Ich stimme dem zu, Mr. Metz«, pflichtet der Richter ihr bei. »Mr. Fletcher hat Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet.«
    Metz wagt es nicht, Fletcher noch einmal anzusehen; er ist sich nicht sicher, ob er sich selbst davon abhalten kann, den Hurensohn zu erwürgen. »Keine weiteren Fragen«, sagt er zähneknirschend und nimmt wieder neben Colin White Platz.
    »Was zum Teufel war denn das?«, fragt Colin irritiert.
    Metz sieht, wie Joan eindringlich auf ihre Klientin einredet. »Das«, sagt er, »war ein Reinfall. Der Kerl hat mich reingelegt.«
     
    »Was zum Teufel war denn das?«, tragt Joan leise.
    Mariah antwortet nicht, sondern faltet und entfaltet mit größter Konzentration den Stoff ihres Rockes. Im ersten Moment, als Ian durch den Saal zum Zeugenstand gegangen ist, hat sie kaum noch Luft bekommen vor Anspannung. Sie hat sich gefragt, ob Ian sie nicht doch, trotz all seiner Versicherungen der vergangenen Wochen, belogen hat und sie bloßstellen wird.
    »Sie haben es gewusst«, sagt ihre Anwältin fassungslos. »Unglaublich.«
    »Er will mir helfen«, entgegnet Mariah leise. »Er war der Meinung, es wäre besser, wenn Sie nicht eingeweiht wären.«
    Joan starrt sie einen Moment sprachlos an. »Dann verraten Sie mir eins: Wie weit ist er bereit zu gehen?«
     
    Als Ian Joan ansieht, springt der Funke über, und es en steht ein Band zwischen ihnen, geknüpft aus einem g meinsamen Ziel. »Sie haben einige Zeit darauf verwandt, Mariah zu beobachten und ihre Vergangenheit zu durchleuchten.«
    »Ja.«
    »Sie haben feststellen können, dass Mariah eine gute Mutter ist.«
    »Ja.«
    »Können Sie mir mehr dazu sagen?«
    Ian lehnt sich im Zeugenstand vor. »Mir ist noch nie eine Frau mit einem so ausgeprägten Beschützerinstinkt gegenüber ihrem Kind begegnet, Ma’am. Miss White hat ihr Bestes versucht, um Faith gegen die Medien abzuschirmen, gegen die religiösen Eiferer auf ihrem Grundstück und sogar gegen mich. Wie Mr. Metz vorhin bereits erwähnt hat, hat sie versucht, ihre Tochter von dem ganzen Wirbel wegzubringen und ist mit ihr nach Kansas City geflogen. Als ich sie mit ihrer Tochter ins Krankenhaus begleitet habe in der Nacht, in der Faith’ Hände anfingen zu bluten, wich sie dem Mädchen keine Sekunde von der Seite. Ich muss gestehen, dass ich bei meiner Ankunft in New Canaan mit genau dem rechnete, was Mr. Metz Mrs. White eben unterstellt hat: eine Frau, die sich wichtig machen will, indem sie ihr eigenes Kind als religiöse Wunderwirkerin vermarktet. Aber die Fakten ergaben ein völlig anderes Bild. Miss White ist eine anständige Frau und gute Mutter.«
    »Einspruch!«, ruft Metz.
    »Mit welcher Begründung?«, möchte der Richter wissen. »Nun … er ist mein Zeuge!«
    »Abgelehnt.« Rothbottam nickt Ian zu. »Fahren Sie bitte fort, Mr. Fletcher.«
    »Ich wollte eben hinzufügen, dass mir in meiner Kindheit in Georgia eingeschärft wurde, mich niemals zwisehen eine Bärenmutter und ihr Junges zu stellen, weil die Mutter alles niederwalzen würde, um zu ihrem Jungen zu kommen - alles. Natürlich habe ich das damals für eine maßlose Übertreibung gehalten. Als ich etwa acht Jahre alt war, geriet ich prompt zwischen eine Bärenmutter und ihr Junges, und ich habe drei Stunden oben auf einem Baum gesessen, bis sie endlich das Interesse an mir verlor. Aber nie habe ich den Ausdruck in den Augen dieses wilden Tieres vergessen - da war etwas, das mir bewusst machte, dass ich verrückt gewesen war, mich mit ihr anzulegen. Und dreißig Jahre später habe ich denselben Ausdruck auf Mariah Whites Gesicht gesehen.«
    Joan versucht, sich ein Lächeln zu verkneifen. Ian Fletcher ist nun einmal in erster Linie Schauspieler. Er versteht es, seinen Text überzeugend rüberzubringen. »Danke, Mr. Fletcher.« Lächelnd blickt sie zur Gegenseite hinüber. »Und danke auch Ihnen, Mr. Metz. Keine weiteren Fragen.«
     
    Um halb zwei öffnet Faith zum ersten Mal seit zwölf Stunden die Augen. Die Krankenschwester

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