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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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kehrt ihr gerade den Rücken zu, sodass sie nicht gleich bemerkt, dass die kleine Patientin bei Bewusstsein ist. »Kämpf nicht dagegen an, Liebes«, sagt sie, als Faith anfängt, nach Luft zu schnappen. »Du hast einen Schlauch im Hals.« Sie verständigt über den Pieper Dr. Blumberg und den diensthabenden Kinderchirurgen. »Atme ganz normal«, fordert sie Faith auf.
    Aber Faith fährt fort, lautlos den Mund zu öffnen und zu schließen wie ein Fisch auf dem Trockenen, nur dass si nicht nach Luft schnappt, sondern stumm das Wort »Mami« formt.
    »Mr. Metz«, fährt der Richter fort. »Ihr nächster Zeuge.«
    Metz hebt den Kopf. »Euer Ehren, darf ich vortreten?« Joan begleitet ihn zum Richtertisch und wappnet sich für das Gefecht, das ihr bevorsteht - den Kampf wegen des Gutachters, den Metz am Morgen erwähnt hat. »Ich muss einen Zeugen aufrufen, der nicht auf der Liste steht.«
    »Ich habe bereits erklärt, dass ich diesen Zeugen ablehne, Euer Ehren«, sagt Joan sofort. »Ich hatte keine Kenntnis von Mr. Metz’ angeblichem Experten, und ich brauche Zeit, um mich über dieses lächerliche psychologische Syndrom zu informieren, das er irgendwo in der Encyclopaedia Britannica ausgegraben hat.«
    »Ich meine nicht den Münchhausen-Experten«, entgegnet Metz ungeduldig. »Es handelt sich um jemand anders. Und zufällig ist er hier im Saal.«
    Joan klappt die Kinnlade herunter. »Warum haben Sie sich überhaupt die Mühe gemacht, eine Zeugenliste zu erstellen?«
    »Ian Fletcher hat sich als unerwartet feindseliger Zeuge erwiesen, sodass ich bei seiner Befragung einige Dinge nicht ansprechen konnte.«
    Der Richter wendet sich an Joan. »Wie stehen Sie dazu?«
    »Kommt nicht infrage, Euer Ehren.«
    Metz lächelt und formt lautlos das Wort »Wiederaufnahmeverfahren.«
    Joan beißt die Zähne zusammen und zuckt die Achseln. »Also gut. Bitte.«
    Triumphierend kehrt Metz zurück an den Tisch des Klägers. Sein nächster Zeuge wird Fletcher als Lügner entlarven und damit seine ganze Aussage und seine unerklärliche Fürsprache für Mariah infrage stellen. Zumindest wird Metz mit seiner Hilfe den Schaden wettmachen können, den Fletcher seinem Fall zugefügt hat.
    »Der Kläger ruft Allen McManus in den Zeugenstand.«
    Im Zuschauerraum entsteht einige Unruhe, als einige der Reporter aufstehen, um ihren Kollegen nach vorn zu lassen. Sichtlich überrascht steuert McManus den Gerichtsdiener an, der ihn den Eid auf die Bibel schwören lässt.
    Im Stillen sendet Metz ein Dankesgebet an Lacey Rodriguez, die wieder einmal mehr Informationen geliefert hat, als er zu verwenden plante - Informationen, von deren Existenz die meisten Menschen nichts ahnen, wie beispielsweise eine Dienstleistung der Telefongesellschaft, bei der die Telefonnummern sämtlicher ein- und ausgehender Ferngespräche angezeigt werden.
    »Nennen Sie bitte für das Protokoll Namen und Adresse.«
    »Allen McManus«, antwortet der Zeuge. »Zweiviersiebenacht Massachusetts Avenue, Boston.«
    »Wo arbeiten Sie, Mr. McManus?«
    »Ich schreibe Nachrufe für den Globe.«
    Metz verschränkt die Hände hinter dem Rücken. »Wie und wo haben sie das erste Mal von Faith White gehört?«
    »Ich, also, ich wurde beauftragt, über einen Psychiaterkongress in Boston zu berichten. Dort sprach eine Rednerin von einer Patientin, einem kleinen Mädchen, das mit Gott spräche. Damals wusste ich allerdings noch nicht, dass es sich um Faith White handelte.«
    »Und wie sind Sie dahintergekommen?«
    »Ich war im Büro, und mir wurde ein Artikel gefaxt, der von einer Toten handelte, die von ihrer Enkelin ins Leben zurückgeholt wurde. Wie sich herausstellte, hatte sich dieses >Wunder< in derselben Kleinstadt ereignet, in der auch diese Psychiaterin praktizierte. Dann klingelte das Telefon, und ein anonymer Anrufer sagte, ich solle einmal darüber nachdenken, wer am meisten davon profitieren würde, das Kind zur Wunderheilerin hochzustilisieren.«
    »Was haben Sie getan, nachdem Sie diesen Anruf erhalten haben?«
    McManus hebt stolz das Kinn. »Ich habe viele Jahre investigativen Journalismus hinter mir, also beschloss ich, der Sache nachzugehen. Ich stellte Recherchen über die Mutter an.« Er lächelt zufrieden. »Ich war es, der als Erster von ihrem viermonatigen Aufenthalt in der Nervenheilanstalt berichtet hat.«
    »Bekommen Sie öfter anonyme Anrufe?«
    Allen fährt sich mit einem Finger innen am Hemdkragen entlang. »Da ich die Nachrufe schreibe, eher selten. Beim Globe

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