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Die Wahrheit des Alligators

Die Wahrheit des Alligators

Titel: Die Wahrheit des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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zum Telefonieren.«
    »Kann sein. Und was machen wir jetzt? Verfolgen wir die Spur Sartori weiter?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Wir geraten da mit unseren Nachforschungen in Bereiche hinein, die von den sogenannten angesehenen Leuten kontrolliert werden, von denen, die wirklich was zählen in der Stadt. Ich glaube, wir müssen uns erst mal einen Überblick über die Gesamtsituation verschaffen, bevor wir was unternehmen. Ich möchte nicht, daß uns dann plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen wird.«
    »Ah, willkommen in der Wirklichkeit! Vom ersten Augenblick an habe ich dich vor diesen Ermittlungen gewarnt, und endlich gibst du mir recht.«
    »Komm, Benjamino, sei nicht immer so polemisch. Derartige Entwicklungen waren überhaupt nicht vorauszusehen. Apropos«, sagte ich mit einem Blick auf die Uhr, »was hältst du davon, wenn wir eine Kleinigkeit essen gehen?« Wir gingen ins No Se No, einen Club auf dem Corso Trieste, in der Absicht, dort den Großteil der Nacht zu verbringen. Und da machte uns Barbara Foscarini ausfindig. »Täusche ich mich, oder wollten Sie nichts mehr mit uns zu schaffen haben?« fragte ich.
    Sie setzte sich an den Tisch und bestellte einen Gin Tonic. Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Jetzt wißt ihr alles, nicht wahr?« fragte sie niedergeschlagen. »Was alles?«
    »Ihr wißt ganz genau, was ich meine.«
    »Nein, wissen wir nicht, Frau Foscarini. Sagen Sie es uns«, schaltete Benjamino sich ein.
    »Artoni, ich rede von ihm. Ihr seid hingegangen und habt mit ihm geredet, und dann hat er sich erhängt.«
    Wir verzogen keine Miene. Irritiert durch unser Benehmen, fing sie fast schon flehend wieder an.
    »Hört mal, ich will nur wissen, was er euch über den Prozeß um den Mord Mocellin Bianchini gesagt hat.«
    »Ach, und am Tod von Piera Belli und am Schicksal von Alberto Magagnin haben Sie wohl jedes Interesse verloren?« konterte ich.
    »Ich bitte Sie, machen Sie nicht alles noch schwerer … ich will nur wissen, ob er Ihnen etwas über die Rolle von Anwalt Sartori erzählt hat.«
    Benjamino und ich sahen uns an. Ich näherte mich dem Gesicht der Frau.
    »Frau Anwältin, ich denke, der Zeitpunkt ist gekommen, uns alles zu sagen, was Sie uns bisher verschwiegen haben. Und wenn wir es dann für richtig halten, bekommen Sie die Informationen, auf die Sie so scharf sind.«
    »Einverstanden, Buratti«, sie stieß einen tiefen Seufzer aus und leerte gut die Hälfte von ihrem Drink. »1974 heiratete ich den Anwalt Piero De Curtis und wurde Partnerin in seiner Kanzlei. Wenige Monate später lernte ich bei einem Prozeß Anwalt Alvise Sartori kennen. Wir wurden sofort ein Liebespaar. Als Alberto Magagnin mit der Anklage auf Mord verhaftet wurde, fragte mich Alvise, der von der Familie des Opfers engagiert worden war, ob ich die Verteidigung übernehmen wollte. Bis dahin hatte ich noch nie vor dem Schwurgericht verteidigt, aber er drängte mich anzunehmen, mit dem Hinweis, dieser Prozeß könnte ein gutes Training sein … und obendrein eine gute Tat. Der Angeklagte sei ein armer Schlucker ohne eine Lira, ich würde ihm eine gute Verteidigung gewährleisten, besser als die des Pflichtverteidigers, dem das Gericht den Fall schon übertragen hatte. Dennoch gebe es keinen Zweifel an seiner Schuld … Außerdem wäre es eine gute Gelegenheit, sich öfter zu sehen.« Sie trank den restlichen Gin Tonic aus und fuhr dann fort: »Ich sagte ihm, mein Mann würde nicht einverstanden sein, derartige Fälle lagen nicht auf der Linie seiner Kanzlei, aber da erwiderte er, mein Mann bräuchte das gar nicht zu wissen, weil er persönlich die Kosten für die Verteidigung übernehmen würde und über ein paar inhaftierte Mandanten von ihm Magagnin dazu bewegen würde, mich zum Verteidiger zu nominieren. Der Vorschlag klang verführerisch, dieser Prozeß wurde von der Presse beachtet, und mein Name würde in den Zeitungen stehen. eine einmalige Chance für meine Karriere. Also nahm ich an.«
    Benjamino und ich spendeten ihr einen fingierten Applaus. »Bravo, Frau Anwältin«, rief mein Freund aus. »Wann haben Sie bemerkt, daß der gute Alvise Sie in den Prozeß hereingezogen hatte, um die Kontrolle über die Verteidigung zu haben?« fragte ich.
    »Zwei Jahre später, unmittelbar vor der Verhandlung vor dem Berufungsgericht. Ich war bei ihm zu Hause, und zufällig hörte ich auf einem Nebenapparat ein Telefongespräch zwischen ihm und Carlo Ventura mit. Letzterer fragte ihn, ob ich

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