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Die Wahrheit des Alligators

Die Wahrheit des Alligators

Titel: Die Wahrheit des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Empfehlung«, begrüßte ich ihn. Er sah sich um, kam dicht zu uns heran und flüsterte: »Tut so, als wärt ihr Kunden. Mein Schwager kontrolliert mich, er fürchtet, irgendwelche alten Genossen könnten Kontakt zu mir aufnehmen und mich wieder in Schwierigkeiten bringen.« Dann nahm er den Entwurf für ein Plakat und sagte laut, so daß alle es hören konnten: »Hier … gehen wir gemeinsam noch einmal den Text durch, dann können wir es gleich in den Druck geben.«
    Er bedeutete uns, uns über den Tisch zu beugen. Das Plakat kündigte ein Tanzturnier in einer bekannten Diskothek der Gegend an.
    »Also, was wollt ihr?« fragte er.
    »Du mußt uns einen Plan ausarbeiten«, antwortete ich. Seine Augen leuchteten auf. »In einer Stunde bin ich fertig mit der Arbeit. Ich gehe zum Abendessen immer in eine Trattoria hier in der Nähe, Bei Ennio. Wir treffen uns dort.«
    Diese Trattoria war in Wirklichkeit eine üble Kaschemme, die dringend eine ordentliche Grundreinigung gebraucht hätte. Der Besitzer wies uns mit einem Grunzen einen Tisch an und brachte uns, ohne auf eine Bestellung zu warten, einen Krug Weißwein und zwei Gläser.
    Dann kam seine Frau, die, wie die Fettflecken auf ihrer Schürze verrieten, auch die Köchin war. Sie leierte die Speisekarte herunter.
    Ich sagte ihr, daß wir noch einen Freund erwarteten, und sie zog sich in die Küche zurück.
    Mit raschen Schritten trat der Oberst ein und kam zu unserem Tisch, wobei er sich die Hände rieb. »Um welches Objekt geht es?« fragte er, kaum daß er saß. Ich erzählte ihm von der Klinik und von der Art von Informationen, die wir haben wollten.
    Die Köchin kam. Er bestellte Kutteln und Frikassee. Wir beschränkten uns darauf, Mineralwasser zu verlangen. Er aß schweigend, gedankenversunken. Dann nahm er die Serviette, wischte sich sorgfältig den Mund ab und fragte: »Ist es wichtig, daß der Feind über diese Informationsbeschaffung im unklaren bleibt?«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Schade«, meinte er. »Die einfachste Operation wäre nämlich eine nächtliche Besetzung des Objekts mit vorübergehender Aussperrung des Personals und gezielter Durchsuchung … Schade, wirklich schade … Nun, da bleibt keine andere Lösung als Infiltration in die Reihen des Feinds, Auskundschaftung und zuletzt Durchführung einer Reihe von Verhören.«
    »Mit anderen Worten?« entgegnete Benjamino. »Ihr gebt euch an der Klinikpforte als Inspektoren vom Amt für Berufssicherheit aus, ihr zeigt euren hübschen Ausweis vor – keine Sorge, um diese Details kümmere ich mich –, dann laßt ihr euch die Büros der Verwaltung zeigen. ihr sagt, ihr seid vom Landesamt für Berufssicherheit beauftragt, die Rechtmäßigkeit der Einstellungen zu überprüfen, und ihr verlangt, daß euch die Stellenpläne vorgelegt werden. Dann sucht ihr die Namen derjenigen Krankenschwestern und -pfleger heraus, die in dem Jahr, das euch interessiert, Dienst taten und in der Zwischenzeit in Pension gegangen sind. Anschließend wählt ihr diejenigen aus, die eurer Ansicht nach die brauchbarsten und gefügigsten sind, ihr nehmt Kontakt zu ihnen auf und versucht, euch mit den Mitteln eurer Wahl Zugang zu ihrem Gedächtnis zu verschaffen.«
    Er sah uns an und bemerkte unseren überraschten und verdutzten Gesichtsausdruck.
    Mit der geduldigen Freundlichkeit, die man Geisteskranken entgegenbringt, fragt Benjamino: »Entschuldige, Oberst, aber wozu soll ein solcher Plan gut sein?«
    »Los, Jungs, ein bißchen Phantasie«, forderte er uns auf. »Wenn ihr euch an das heute diensthabende Personal wendet, ob Ärzte oder Pflegepersonal, bekommt ihr gar nichts heraus. Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, ist heute als Abschreckmittel äußerst wirksam. Die Pensionierten hingegen haben die Brücken zur Arbeitswelt abgebrochen, sie haben nichts mehr zu verlieren, und es geht ihnen wirtschaftlich schlecht«, sagte er, und rieb Zeigefinger und Daumen aneinander. »Krankenschwestern und – pfleger wissen alles, was in einer Klinik vor sich geht, besser noch als die Ärzte. Ihr habt gesagt, der Junge wurde von dem Psychiater Agostino Andreose behandelt, der heute ein hohes Tier ist: Von dem werdet ihr nie etwas erfahren. Nur die Krankenschwestern, die Zugang zum Patienten hatten, können euch die Informationen geben, die ihr braucht.«
    »Glaubst du, die Geschichte mit den Inspektoren klappt?«
    »Da bin ich sicher. Das ist ein Trick, den ich mehrmals verwendet habe, und er hat immer funktioniert. Er muß

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