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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Verkäufer in Anzug und Krawatte, die ihn längst erkannt hatten und begriffen, was passieren würde.
    Passan hob die Axt mit beiden Händen und wollte gerade zuschlagen, als sich zwei starke Arme um ihn schlangen und er einen stählernen Lauf in seinem Nacken spürte. Jemand drehte seine Hände auf den Rücken und hielt sie fest. In seiner Wut hatte Passan die Kollegen vergessen, die zur Überwachung Guillards eingesetzt waren.
    Eine Sekunde später lag er mit dem Gesicht in einer Pfütze. Er wurde entwaffnet, und eine Stimme brüllte ihm ins linke Ohr:
    »Immer mit der Ruhe, Passan. Scheiße, wenn du so weitermachst, lege ich dir Handschellen an. Ehrlich!«
    Passan hob den Kopf und brüllte in Richtung Werkstatt:
    »Komm da raus, Arschloch! Ich glaube, wir haben uns einiges zu sagen.«
    Schweigen. Im Showroom bewegte sich nichts. Nur das Rauschen des Straßenverkehrs war hinter ihnen zu hören.
    Passan versuchte den Kopf zu drehen und sagte zu seinen Bewachern:
    »Schon gut. Ihr könnt mich loslassen. Alles okay.«
    »Bist du sicher?«
    »Klar doch«, zischte er. »Lasst mich aufstehen.«
    Die Polizisten traten zurück. Passan war von Kopf bis Fuß klatschnass. Er warf den beiden Bewachern – Albuy und Malençon – einen prüfenden Blick zu. Der erste sah aus wie ein Gigolo. Er trug einen eng sitzenden Anzug von Arnys und verbarg seine Augen trotz des Regens hinter einer Ray Ban Wayfarer. Der andere stand im Surferlook vor ihm. Ausgebeulte Shorts, ein ärmelloses Shirt mit dem Bild der Red Hot Chili Peppers und ziemlich ausgelatschte Vans. Der eine hatte eine Glock 17 9 mm Para im Gürtel, der andere eine Sig P226 Blackwater.
    »Spinnst du oder was?«, schimpfte Albuy. »Hast du nicht schon genug Ärger?«
    Passan blickte an sich hinunter und stellte fest, dass man ihm seine Beretta bereits abgenommen hatte. Die Axt war fast zwei Meter weit weggeflogen. Plötzlich erfüllte ihn eine Vorahnung. Sein Blick wanderte unwillkürlich zur regennassen Schaufensterscheibe. Ein Schatten war im Hintergrund aufgetaucht. Das Vieh war dort – im Schutz der gehärteten Glasscheibe. Unbeweglich stand er da. Seine Bodybuilderfigur steckte in einem schwarzen Stoffanzug.
    Passan packte die Axt und schmetterte sie mit aller Gewalt gegen die Scheibe. Die Schneide prallte mit solcher Wucht zurück, dass es ihm den Stiel aus den Händen riss. Die beiden Polizisten stürzten sich auf ihn.
    »Wenn du meiner Familie noch einmal zu nah kommst, bringe ich dich eigenhändig um«, brüllte Passan außer sich. »Ich würde dir die Eier abreißen, wenn du welche hättest.«
    »Verdammt, Passan, beruhige dich.«
    Einer der Polizisten hielt ihn am Kragen fest, als wolle er seinen Kopf ins Jackett drücken.
    »Ich schwöre dir, wir nehmen dich mit.«
    Passan spürte einen Eisengeschmack auf den Lippen. Im Handgemenge hatte er einen Schlag auf den Mund abbekommen, und seine Lippe war aufgeplatzt. Er spuckte das Blut aus und schrie:
    »Dieses Schwein ist diese Nacht bei mir im Haus gewesen.«
    »Diese Nacht? Unmöglich. Wir waren die ganze Zeit hier und haben aufgepasst.«
    Passan betrachtete den Bullen im Sonntagsanzug. Regen strömte über sein Gesicht, an dem die nassen Haare klebten. Sein schicker Anzug knatterte wie ein zerrissenes Segel in den Windböen.
    »Ein Typ wie der schafft es spielend, euch auszutricksen.«
    »Für wie blöd hältst du uns? Ich schwöre dir, in dem Fall kannst du Guillard wirklich nichts anhängen.«
    Passan drehte sich um. Sein Feind war verschwunden. Die beiden Polizisten lockerten ihren Griff. Er musterte sie erneut. Sie waren hart, zäh und absolut vertrauenswürdig.
    »Schützt ihr ihn oder überwacht ihr ihn?«
    »Wir sind für die allgemeine Sicherheit zuständig«, meinte Albuy grinsend.
    Die Atmosphäre entspannte sich. Passan massierte sich die Schläfen.
    Und wenn er sich nun tatsächlich geirrt hatte?
    Eine Polizeisirene näherte sich. Um das Maß vollzumachen, hatten die Verkäufer von Feria die Polizei gerufen.

29
    Guillard hatte sich in einen toten Winkel des Verkaufsraums geflüchtet, sich nicht mehr bewegt und nur seinem Herzschlag gelauscht, der allmählich wieder zu einem normalen Rhythmus fand. Jetzt beobachtete er, was sich draußen abspielte. Seine Angestellten erklärten den herbeigerufenen Polizisten von der Wache in Aubervilliers, was passiert war. Passan und die beiden Beschatter verteidigten sich gestenreich. Die Szene wirkte äußerst komisch und hätte gut in einen Stummfilm

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