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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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noch rote Kreise, die vermutlich Brandherde kennzeichneten. Die Kreise schnitten sich und bildeten Gruppen. Es sah aus wie Mengenlehre.
    Fifi deutete auf eine der Gruppen.
    »1987 wurde Guillard in einem Heim bei Le Vigan untergebracht.«
    »Les Hameaux.«
    »Richtig. Sechs Monate später zerstörte ein absichtlich gelegter Brand fünfhundert Hektar Wald zwischen Le Vigan und Saint-Hipployte-du-Fort. Der Täter wurde nie gefunden und der Fall irgendwann zu den Akten gelegt.«
    Fifis Finger wanderte weiter.
    »1989 macht Guillard in der Nähe von Sommières eine Lehre bei der Werkstatt Lagarde. Ende August bricht im Süden von Ganges ein Feuer aus, bei dem mehrere Hundert Hektar Vegetation verbrennen. Auch ein Campingplatz fällt den Flammen zum Opfer. Wie durch ein Wunder gibt es keine Toten. Die Ermittlungen enden erfolglos, aber Brandstiftung ist nicht auszuschließen.«
    Gleißendes Sonnenlicht fiel durch die Fenster herein. Passan schwitzte in seinen schmutzigen Kleidern. Sein Anzug hätte eine Reinigung gebraucht, er selbst eine schöne kühle Dusche.
    »1990«, fuhr Fifi fort. »Wieder ein Brand, dieses Mal zwischen Quissac und Nîmes. Der Wind facht die Feuersbrunst noch an. Tausend Hektar werden ein Raub der Flammen. Die Feuerwehr braucht zwei Tage, ehe sie den Brand unter Kontrolle hat. Hunderte von Helfern sind im Einsatz. Zum Schluss findet man drei Opfer. Auch hier gibt es keinen Täter, doch die Experten sind sich einig, dass es Brandstiftung war. Übrigens kaum dreißig Kilometer von Sommières entfernt.«
    Passan betrachtete die Karte mit den Kreisen. Eine mathematische Darstellung von Guillards Irrsinn. Trotzdem ließ sich nach wie vor nicht ausschließen, dass es sich um Zufälle handelte.
    Fifi schien seine Gedanken zu lesen.
    »Willst du noch mehr? 1991 verschwindet Guillard nach Béziers.«
    »Die Werkstatt Soccart.«
    »Im folgenden Jahr bricht ein Feuer in der Clinique des Champs im Stadtzentrum aus. Keine Toten. Die Ermittlungen verlaufen wie üblich im Sande.«
    Passan wollte etwas sagen, doch Fifi war jetzt richtig in Fahrt.
    »1997 leitet Guillard die Werkstatt des Roches in Montpellier. Sechs Monate später brennt die Entbindungsklinik Notre-Dame-du-Salut im Viertel Mosson. Auch hier schlittert man an einer Katastrophe vorbei. Offenbar hat es Guillard jetzt auf Krankenhäuser abgesehen.«
    Passan bewegte sich einen Schritt in den Schatten. Guillards Wut und Zerstörungswille richteten sich also jetzt gegen Orte, wo Kinder geboren wurden. Der Grund dafür lag auf der Hand.
    Fifi faltete seine Karte wieder zusammen.
    »Das Tollste kommt aber noch. 1999 verkauft Guillard seinen gesamten Besitz und siedelt in die Vereinigten Staaten über. Er arbeitet in mehreren Bundesstaaten. Im Jahr 2000 lebt er in Salt Lake City in Utah. Im gleichen Jahr brennt die Entbindungsklinik des Universitätskrankenhauses nieder. Ein halbes Jahr später bricht ein Feuer in einem Vorort von Tucson in Arizona aus, wohin Guillard gerade gezogen ist.«
    Passan erinnerte sich an eine Mordserie in Deutschland in den 1980er-Jahren. Als man die Reisen des Hauptverdächtigen genauer untersuchte, fand man heraus, dass in Los Angeles ähnliche Morde begangen worden waren, während der Mann sich dort aufhielt. Diese Überschneidung hatte ausgereicht, ihn zu verurteilen. Konnte man Guillard aber anhand der Brände wirklich noch dingfest machen? Das alles war viel zu lange her.
    Und noch etwas fiel Passan auf: die intime Beziehung Guillards zum Feuer. Der Autohändler hatte vermutlich nie im Leben Sex gehabt. Er konnte weder eine Erektion bekommen noch ejakulieren, aber auch zu einem weiblichen Orgasmus war er nicht fähig. Ihm blieb nichts als die verhängnisvolle Affinität zu den Flammen, die zerstören, reinigen und verwandeln konnten.
    »Hat sich nie jemand um die Zusammenhänge zwischen all diesen Bränden gekümmert?«
    »Über eine Entfernung von Tausenden Kilometern? Um die Stecknadel zu finden, braucht man erst einmal einen Heuhaufen.«
    Als er die ersten Brände legte, hatte Guillard vermutlich seine Macht entdeckt. Viele Hektar verbrannte Erde. Dörfer, die evakuiert werden mussten. Später schlug er dann präziser zu. Und indem er Entbindungskliniken ins Visier nahm, wollte er die gesamte Menschheit in ihrer Entwicklung treffen.
    Die Konsequenzen dieser Überlegungen waren erschreckend: Guillard plante vermutlich, Passans Haus samt seiner Familie abzufackeln. Und nichts und niemand konnte ihn daran hindern. Schon gar

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