Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
einfach unerträglich. »Ja, ich war mit der Familie Cavendish befreundet.«
»Sie Glückspilz. War das alles?«
»Nein, ich habe noch eine Frage. War Tatjana immer allein bei Ihnen oder hat sie auch ab und zu ihre Schwester mitgebracht?«
»Sehen Sie auf den Fotos eine Frau oder zwei?«
»Eine.«
»Genau. Glauben Sie mir, wenn ich zwei von diesen Weibern gehabt hätte, wären die beide vor der Kamera gelandet. Da können Sie Gift drauf nehmen.«
»Danke. Das war alles, was ich wissen wollte.«
»Haben Sie sich die Filme schon angesehen?«
»Welche Filme?«
»Na die Filme mit der Kleinen. Die sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Immerhin haben Sie dafür bezahlt!« Steel lachte dreckig, dann legte er auf.
Alex starrte auf den Bildschirm. Sollte er sich diese Filme wirklich ansehen? Tatjana war tot. Aber sie sah ihrer Schwester so ähnlich. Und die Sehnsucht nach Emma war für ihn fast unerträglich. Er fand Pornos ekelhaft. Aber das hier war etwas anderes, oder etwa nicht? Er startete den Film. Und dann sah er Tatjana, leicht bekleidet, die sich langsam und lasziv vor der Kamera auszog. Ihr langes blondes Haar glitt an ihrem zarten und elastischen Körper entlang, wie ein seidiger Vorhang und verführerisch streichelten ihre Hände ihren perfekten Körper. Sie sah Emma so ähnlich. Alex stöhnte und schloss die Augen.
»Was machst du denn da?« Cindy war hereingekommen und stand plötzlich hinter ihm.
Alex fuhr hoch und blitzschnell beendete er das Programm.
»Nichts!«
Cindy war blass, ihre grünen Augen funkelten. »Du siehst dir Pornofilme an?«
Alex wusste, dass er ihr nicht die Wahrheit sagen konnte. Aber was konnte er ihr sagen, was nicht wie eine alberne Ausrede klang?
»Cindy, es ist nicht so, wie du denkst.«
»Ach ja, wie ist es dann?«
»Cindy, ich habe noch nie Pornos angesehen. Aber hier handelt es sich um eine Ausnahme.« Er wusste, wie blöd seine Worte klangen. Sie würden Cindy auf keinen Fall überzeugen.
»Eine Ausnahme, ach ja? Eine Ausnahme? Wir schlafen nicht mehr miteinander und du siehst dir solche Filme an?«
Sie starrten sich an. Cindy bebte vor Zorn. Alex wurde die Sache langsam zu dumm. Er stand auf.
»Also gut, du hast recht. Ich sehe mir Pornofilme an!«
Cindy zuckte zurück. »Warum?«
»Warum? Ich bin ein Mann! Alle Männer tun das.«
»Das ist ekelhaft.«
»Ja, so sind Männer eben. Ekelhaft und sexsüchtig!« Alex wurde laut und ging zur Tür.
Cindy schlug mit der flachen Hand nach dem Computer. »Das ist also dein Ersatz für mich?«
Erschöpft lehnte er sich an den Türrahmen. »Würdest du jetzt bitte gehen?«
Cindys Blick fiel auf die Aktfotos von Tatjana, die auf dem Schreibtisch lagen. Ach so lief der Hase! Jetzt war ihr alles klar. Dieses Flittchen arbeitete wirklich mit allen Mitteln. Aber Cindy war ebenfalls eine Meisterin der Intrige. Sie stützte sich am Schreibtisch ab und legte ihre Hand dabei unauffällig auf eines der Fotos.
»Du willst also, dass ich gehe, ja?«
»Ja, bitte.« Alex war jetzt wirklich genervt.
»Würdest du mir dann bitte den Weg freimachen?«
Alex drehte sich um und öffnete ihr weit die Tür. Blitzschnell ließ Cindy in seinem Rücken das Foto in ihre Tasche gleiten. Dann ging sie mit hoch erhobenem Haupt hinaus.
Alex atmete tief durch. Sie ging. Endlich. Das war alles, was im Augenblick zählte.
»Na dann, bis später!« Cindy Schritte hallten im Flur. »Wir sehen uns auf dem Konzert!«
Die Haustür fiel ins Schloss. Stille. Sie war weg. Völlig erschlagen ließ er sich wieder in seinen Stuhl fallen. Seit Emma wieder in der Stadt war, ging wirklich alles Drunter und drüber. »Vor allem in meinem Kopf! Ich kann kaum noch klar denken.« Er zog den USB-Stick aus dem Rechner. Und das hier würde er auf der Stelle vernichten. Er nahm einen Briefbeschwerer und zertrümmerte das Teil. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und schloss die Augen. Emma war hier gewesen. Sie hatte versucht, ihn zu besuchen, und Cindy hatte sie nicht reingelassen. Ob das auch stimmte? So ganz traute er Cindy nicht über den Weg, vor allem nicht, wenn es sich um Emma handelte.
Egal! Emma war hier gewesen. Sie hatte ihn sehen wollen. Das allein war wichtig, das allein zählte! Er würde sie anrufen. Vielleicht hatte sie ja Lust, heute Abend ins Konzert zu kommen. Er würde sie einladen. Mit ihr essen gehen. Und dann würde er… Sein Blick fiel auf die Aktfotos, seine Gedanken liefen sofort in eine Richtung, die er nicht mehr
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