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Die Wahrheit stirbt zuletzt

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Titel: Die Wahrheit stirbt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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liegen Feldsteinreste und etwas, das an die Überreste eines Altars erinnert oder vielleicht an einen Steinsarg, der früher einmal vor dem Loch gestanden hat.
    Ramon muss tief in die Hocke gehen, um durch das Loch zu passen. Kurz darauf dringt flackerndes Licht zu ihnen heraus. Der junge Mann hat sich sein kurzes Gewehr quer über den Rücken gehängt, beugt sich hinunter und verschwindet ebenfalls durch das Loch. Joe sieht Magnus an, schüttelt leicht den Kopf und bekommt seinen großen Körper nur mit Mühe hindurch.
    Magnus klettert als Letzter hinein und kann zu seiner Überraschung in dem langen Gang, der in den Fels gehauen ist und ihn weiter nach unten führt, aufrecht stehen. Ramon hat zwei Petroleumlampen angezündet und geht, gefolgt von Francisco, voran. Der Gang muss von Menschen angelegt worden sein, denn er besteht aus großen, behauenen Steinquadern, die mit Sorgfalt und Präzision verlegt wurden, wie Magnus im flackernden Lichtschein der Petroleumlampen erkennt.
    Zwei fette schwarze Ratten laufen an der Wand entlang, und Joe tritt angewidert nach ihnen. Magnus ist an siegewöhnt, sie stören ihn nicht. Er erschießt sie, wenn sie ihm zu nahe kommen, und er lässt sie laufen, wenn sie es nicht tun, aber Joe zischt: »Fuck, diese Teufelsviecher. Ratten werden im Krieg immer so richtig fett.«
    »Hast du Angst vor Ratten, Joe?«
    »Ich habe dir doch gesagt, Partner, dass ich vor nichts Angst habe, aber diese Viecher hasse ich.«
    Sie gelangen in einen größeren Raum, in dem die Wand aus steinernen Treppenstufen besteht, die wie in einem Amphitheater oder in einer Stierkampfarena nach oben hin ansteigen. Die terrassenartigen Sitzplätze sind auf der einen Seite eingestürzt, aber auf der anderen Seite ist das Theater noch relativ gut erhalten.
    Ramon führt sie daran vorbei in einen Raum, der rechts von ihnen liegt. Hier zündet er zwei weitere Petroleumlampen an. Sie hängen an der Wand und werfen ein gelblich flackerndes Licht an die grob behauenen, aber durchaus schön gestalteten Wände. In die Wände sind in regelmäßigen Abständen Vertiefungen mit Steinbänken eingelassen. Eine wirklich beeindruckende Handwerksarbeit, findet Magnus.
    Ramon Irribarne sagt: »Es handelt sich hierbei um ein altes römisches Theater, das unter der Kirche liegt. Hier waren früher einmal Bäder drin, in der Ecke befindet sich ein tiefer Brunnen, also seien Sie vorsichtig.«
    »Was hat er gesagt?« Mercers Stimme klingt seltsam hohl und ruft ein ebensolches Echo hervor. Magnus übersetzt und macht dabei einige Schritte nach vorn.
    Ramon hebt warnend die Hände. Magnus und Joe erkennen, warum. In der einen Ecke des rechtwinkligen Raumes befindet sich ein tiefes Loch mit einem Durchmesser von knapp zwei Metern. Joe geht in die Knie, hebt einen Stein auf und wirft ihn in das schwarze Loch. Sie müssen lange warten, bis der Stein schließlich mit einem leisen Geräusch auf dem Grund des Lochs aufkommt.
    »Pozo Romano«, sagt Ramon Irribarne.
    »Römischer Brunnen oder Quelle«, übersetzt Magnus und fährt fort: »Ist dir eigentlich klar, wie großartig das hier ist? Es ist bestimmt zweitausend Jahre alt. Wie alt ist die Kirche? Tausend Jahre vielleicht. Man hat sie einfach über dem Tempel der Heiden errichtet, oder was auch immer das hier früher einmal gewesen ist, und dann hat man das alte Bauwerk einfach vergessen. Das ist doch fantastisch, oder?«
    »Das ist ein Haufen alter Steine, Magnus. Was geht mich das alles an? Ich komme aus einem Land, in dem etwas als alt gilt, wenn es fünfzig Jahre lang irgendwo herumgestanden hat. Und dann reißen wir es ab und sehen zu, dass stattdessen etwas Neues entsteht. Das finde ich sehr angenehm. Dieses ganze alte Zeug überlasse ich gern den Archäologen. Also frag unseren Freund lieber, wo er das Gold versteckt hat.«
    Magnus schüttelt verständnislos den Kopf und fragt stattdessen: »Was ist das hier, Don Irribarne? Und wie sind Sie darauf gestoßen?«
    »Ich sehe, dass Sie Sinn für Geschichte haben und für das, was unsere Vorfahren uns hinterlassen haben. Wie so vieles in unserem Land stammt es von den Römern. Ich bin vielleicht kein sonderlich gebildeter Mann, aber ich weiß Qualität zu schätzen. Die Römer haben so gebaut, dass es Bestand hat. Akuratesse ist das Wort, das mir dazu einfällt. Niemand wusste, dass sich das hier unter der Kathedrale befindet. Es sieht aus, als hätten sie Steine aus dem alten römischen Theater für das Fundament der Kathedrale benutzt.

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