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Die Wahrheit stirbt zuletzt

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Titel: Die Wahrheit stirbt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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gesagt«, rutscht es Magnus heraus.
    Winston Ruttgers sagt wie zu sich selbst: »Ja. Der gute alte Joe. Wo zum Teufel steckt er eigentlich? Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Das sieht Joe gar nicht ähnlich, sich ein Fest wie dieses durch die Lappen gehen zu lassen. Normalerweise riecht er so etwas doch meilenweit. Gratis Schnaps und massenweise Frauen. Völlig untypisch für Joe, sich das entgehen zu lassen.«
    Magnus sieht weg, schüttelt den Kopf und wiederholt die Lüge, er habe gehört, dass Joe nach Madrid oder vielleicht auch nach Barcelona habe reisen wollen. Niemand ahnt etwas, aber trotzdem ist es ihm unangenehm, wenn Joes Name fällt. Es ist nicht so sehr die Angst, entdeckt zu werden. Es ist eher sein schlechtes Gewissen, das an die Oberfläche kommt. Da nützt es auch nichts, dass ersich damit zu trösten versucht, dass er in Notwehr gehandelt hat.
    Irgendwann nach Mitternacht tanzt Irina endlich wieder mit ihm. Es ist ein langsamer Tanz, und Irina schmiegt sich an ihn und legt ihren Kopf auf seine Schulter, und er nimmt den Duft ihres Haares wahr.
    »Macht der Krieg dich high, Irina?« Sie schnurrt wie eine zufriedene Katze, und er fragt nochmals: »Wirst du high davon?«
    »Du tanzt einfach wunderbar, Magnus. Wirklich.«
    »Ist die Gefahr eine Droge, von der du immer mehr brauchst, damit sie wirkt?«
    »Nein, so ist es nicht.«
    »Aber du wirst high davon, stimmt’s? Es geht ins Blut, gefährlich zu leben.«
    Sie nimmt ihren Kopf von seiner Schulter und schaut ihm in die Augen: »Wenn man in der Nähe des Todes war, fühlt man sich hinterher so unglaublich lebendig. Kannst du das nicht verstehen? Du könntest es, wenn du es schon einmal erlebt hättest.«
    »Man muss einen hohen Preis dafür zahlen.«
    »Das habe ich keineswegs vor. Tanz einfach weiter mit mir. Und jetzt genug geredet. Du redest einfach zu viel.«
    »Und du bist betrunken.«
    »Freu dich doch darüber.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil ich mich dann traue, dir zu sagen, dass du mich jetzt nach oben ins Bett begleiten sollst. Ich hatte mir geschworen, mich nicht wieder zu verlieben. Das ist viel zu schmerzhaft, aber du hast mich so weit gebracht, dass ich das Versprechen, das ich mir selbst gegeben habe, breche.«

23
    » D u bist so wundervoll. Ich glaube, ich liebe dich.«
    Magnus ist von seinen eigenen Worten überrascht, aber weil das Blut wie ein angenehmer, lauwarmer Fluss durch seinen Körper strömt, redet er, ohne darüber nachzudenken. Zusammen mit dem Alkohol und der großen Befriedigung, die er in jeder Faser seines Körpers spürt, macht die ganze Situation ihn offen und wehrlos. Er sagt diesen Satz und denkt im selben Augenblick, dass er den gleichen Satz in Argentinien zu Dolores gesagt hat. Während Irinas Reaktion nur in ihrem katzenartigen Schnurren besteht, hatte Dolores angefangen zu weinen, sein Gesicht mit Küssen und Tränen bedeckt und nach jedem Kuss gesagt: »Ich dich auch, mein Geliebter. Ich dich auch, mein Geliebter.«
    Irina liegt auf ihm, sein Gesicht ist nah an ihrem, und er ist noch immer in ihr. Sie hat kleine Schweißperlen über ihren hellen Augenbrauen, und ihre Lippen sind gerötet und ein wenig geschwollen. Ihre Haut fühlt sich glatt und weich an, als er seine Hände langsam über ihren Rücken gleiten lässt, um sie auf ihre nackten Pobacken zu legen. Es ist warm im Zimmer, und die Lampe, die sie über dem Schreibtisch hat brennen lassen, taucht es in ein schönes, gedämpftes Licht.
    Sie waren schließlich in ihrem Zimmer gelandet. Das Bett sei größer, hatte sie gesagt und ihn zu sich herangezogen und mit leidenschaftlichem Begehren geküsst. Sie hatten es nicht erwarten können. Das erste Mal hatte er sie noch halb bekleidet an der Wand genommen und ihr den Mund zugehalten, um ihre Schreie zu ersticken, und war mit einer Wucht gekommen, dass ihm schwarz vorAugen wurde. Hinterher im Bett hatten sie sich langsamer und hingebungsvoller geliebt, und er konnte sich nicht daran erinnern, dass es jemals eine solche Wonne gewesen wäre. Die Welt existierte nicht mehr, wenn er ihren weißen, geschmeidigen Körper liebte, und er war dankbar dafür, dass er sich so lebendig fühlte. Dankbar dafür, genau in diesem Moment an diesem Ort zu sein, in diesem Bett, in diesem warmen Zimmer in einer Stadt, aus der der Krieg ausgeschlossen, und zusammen mit einer Frau, die jetzt die Seine war.
    Magnus findet nicht die passenden Worte für seine Gefühle. Er trägt sie in sich, aber er bringt nichts

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