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Die Wahrheit stirbt zuletzt

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Titel: Die Wahrheit stirbt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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denn in dem Moment glitten vier Legionäre in ihren staubig grünen Uniformen vom Felsvorsprung über uns herunter. Ich versuchte, meinen Karabiner in Schussposition zu bringen, fiel aber um, als einer von ihnen mir seinen Gewehrkolben in den Bauch rammte. Als er anfing, mich zu treten, rollte ich mich wie ein Embryo zusammen, sah aber noch, wie Mads einen Schlag in die Nieren und einen in den Nacken bekam, sodass er wie eine kraftlose Puppe neben Rafael zu Boden sank, der mit leblosen Augen langsam den Felsen herunterglitt. Sie traten nach Mads. Ein Unteroffizier brüllte etwas auf Spanisch, das zu bedeuten schien, dass sie aus dem Weg gehen sollten, dann zog er eine Luger aus seinem Pistolenholster und richtete sie auf Mads, als auf einmal eine andere tiefe und gutturale Stimme ertönte, die irgendetwas auf Deutsch rief.
    Ich schaute auf und sah einen großen blonden Mann mit dem typischen Helm der Deutschen, einer schweren grünen Offiziersjacke und edlen Lederhandschuhen. Er hatte ebenfalls eine Luger in der Hand, aber sie war auf die Legionäre gerichtet. Er rief wieder etwas. Es war ein Befehl, und ich verstand zumindest, dass die Idioten die Saboteure und Spione verdammt noch mal nicht töten sollten, bevor man sie verhört hatte. Selbst mit meinen geringen Deutschkenntnissen war das nicht misszuverstehen.
    »Verdammte Idioten!«, wiederholte er, während ich mir in meinem schmerzvollen Zustand beinahe wünschte, dass die Legionäre uns auf der Stelle erschossen hätten. Zwar waren wir noch am Leben, aber unsere Aussichten waren nicht gut, das wussten wir.
    Sie fesselten uns die Hände auf dem Rücken, schmissen uns hinten auf einen Lastwagen und fuhren mit uns die Bergstraße hinab. Es war eiskalt, und ich hatte großen Durst. Jedes Mal, wenn wir versuchten, ein Wort miteinander zu wechseln, bekamen wir einen Legionärsstiefel zu spüren. Der deutsche Offizier saß vorn. Mads war zwar wieder bei Bewusstsein, wirkte aber, als habe er eine Gehirnerschütterung. Er war verwirrt und stöhnte, was aber auch bedeuten konnte, dass er gerade wieder den Stiefel an seinem Körper oder im Gesicht zu spüren bekam.
    Wir rumpelten sehr lange in dem Lastwagen dahin, aber es war immer noch hell, als wir schließlich anhielten. Die Persenning wurde zur Seite gezogen, wir wurden hochgerissen und auf die frostharte Erde geworfen. Wir befanden uns in einem Klosterhof in einer Stadt. Man musste uns nach Teruel gebracht haben, wo die Faschisten ein altes Kloster am südlichen Ende der Stadt in eine Mischung aus Kommandozentrale und Gefängnis umgewandelt hatten. Einige einfache Nationalistensoldaten zwangen uns auf die Beine, stießen uns ihre Gewehre in den Rücken und führten uns in ein niedriges Gebäude. Wir gelangten in einen langen Gang, an dem sich auf beiden Seiten schwere braune Türen aus Holzplanken befanden. Sie lösten Mads die Fesseln. Seine Hände waren weiß und blutleer. Sie zogen ihm seine Winterjacke aus, öffneten eine der Türen und schubsten ihn hinein.
    Mit mir machten sie dasselbe. Meine Hände schmerzten, als das Blut in sie zurückkehrte. Wenn Mads’ Zelle ebenso war wie meine, war sie etwa fünf Quadratmeter groß, und es befanden sich ein schmales Bett mit einer Decke und ein Eimer in einer Ecke darin. Die Wände bestanden aus grob behauenen Steinen. Ganz oben in der einen Wand war ein einzelnes kleines Fenster angebracht, das man aber nicht erreichen konnte. Es waren die altenMönchszellen, die man jetzt als Gefängniszellen nutzte. Ich hatte großen Durst, und wo die Legionäre mich getreten hatten, taten mir die Rippen weh. Die Zelle war düster, und während der Stunden, die man uns dort schmoren ließ, wurde es schnell sehr dunkel.
    Die Nationalsozialisten und ihre Handlanger hatten ihre ganz eigenen Methoden. Sie waren nicht sonderlich raffiniert. Ich wusste bestens über sie Bescheid. Wir hatten uns ja oft genug darüber unterhalten. Erst kocht man das Opfer weich, dann befragt man es, bevor man zu den ausgefeilteren Verhörmethoden übergeht.
    Mitten in der Nacht kamen drei Männer in meine Zelle. Sie hatten Knüppel bei sich und dicke Stiefel an den Füßen. Es waren drei große spanische Kerle, die mich windelweich prügelten und nur ab und zu ein Grunzen von sich gaben, wenn sie sich ein wenig anstrengen mussten. Dann ließen sie mich in meinem eigenen Blut und Erbrochenen zurück, bevor sie quer über den Flur gingen und Mads die gleiche Behandlung angedeihen ließen. Ich konnte seine

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