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Die Wahrheit stirbt zuletzt

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Titel: Die Wahrheit stirbt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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mein Priester.«
    »Was zum Teufel meinst du damit, Däne?«
    »Ich bin dir keine Beichte schuldig.«
    »Du bist mir eine Antwort schuldig, was dein Gewissen dazu sagt, dass dein kleiner Bruder in den Kampf zieht, während du nur zusiehst, wie die Welt in Flammen aufgeht.«
    »Es hört sich aber so an, als wärst du der Meinung, dass ich eigentlich kein Gewissen habe.«
    »Du bist Mads’ Bruder. Irgendein Gewissen musst du also haben.«
    »Ach, tatsächlich? Außerdem wüsste ich gern, was dich das überhaupt angeht. Du bist schnell mit deinem Urteil über andere Menschen. Ein Blick auf einen Mann, und schon weißt du alles über ihn. Es geht dich überhaupt nichts an, Bertil. Lass mich einfach in Ruhe.«
    »Du befindest dich im Kreise unserer Kameraden. Alles hier geht mich was an.«
    »Aha. Aber eigentlich besuche ich nur meinen Bruder.«
    »Das ist natürlich auch das Einfachste, nicht wahr? Zu Besuch sein. Sich aus dem Kampf raushalten. Du glaubst, man kann neutral sein. Aber das kann man nicht. Auch wenn du dich nicht für eine Seite entscheidest, beziehst du Position.«
    »Wenn du das sagst.«
    »Du glaubst, du kannst dich raushalten. Aber das kannst du nicht, Däne.«
    »Du bist besoffen. Lass mich in Ruhe. Und vielen Dank auch für das Essen.« Magnus schaut zu Mads hinüber, der den Kopf gesenkt hat und den letzten Rest Soße mit Brot auftunkt. Magnus kennt solche Situationen. Überall, wo Männer zusammensitzen und trinken, kann eine gemütliche Stimmung ohne ersichtlichen Grund kippen und plötzlich aggressiv und gewalttätig werden. Es ist eine Art von Gewalt, die untrennbar mit Wirtshäusern verbunden ist, und diese Kirche ist ja jetzt nichts anderes als ein Wirtshaus. Er betrachtet den großen Schweden und weiß, dass er keine Chance gegen ihn hat, sollte es zu einem Kampf kommen.
    Mads starrt auf den Tisch, aber die beiden Männer aus dem Café beobachten Bertil und wirken unruhig. Magnus sieht Bertils Pistole im Holster an seinem Gürtel hängenund ahnt, dass es böse für ihn endet, wenn es ihm nicht gelingt, die Situation zu entschärfen. Offenbar fürchtet Bertil, er sei gekommen, um ihm Mads wegzunehmen. Magnus’ Tasche steht neben seinem Stuhl auf dem Boden, aber sein Revolver ist nicht geladen. Was hat Mads gesagt? In Spanien sollte man seinen Revolver immer geladen haben. Er schwört sich, in Zukunft immer fünf Patronen in der Trommel liegen zu haben.
    Bertil hat etwas gesagt, das Magnus nicht verstanden hat. Möglicherweise wiederholt er es gerade: »Warum glaubst du, dass ich besoffen bin? Glaubst du etwa, ich vertrage keinen Cognac?«
    Mads hebt den Kopf. »Bertil«, sagt er leise, aber Bertil scheint sich in seiner eigenen betrunkenen, blutgeschwängerten Welt zu befinden. Er steht auf, und sein Stuhl kippt nach hinten. Die Leute an den umstehenden Tischen schauen zu ihnen herüber.
    Bertil richtet sich zu voller Größe auf und erhebt seine Stimme: »Was zum Teufel machst du eigentlich hier?«
    »Ich besuche meinen Bruder.«
    »Das behauptest du. Aber wer sagt denn, dass du hier nicht für die Faschisten spionierst. Du bist Journalist, sagst du. Aber bist du das auch wirklich? Oder vielleicht doch ein Spion?«
    »Bertil«, sagt Mads, diesmal etwas lauter.
    »Fünfte Kolonne. Ein elendes Pack. Einen Schmarotzer kann ich vielleicht gerade noch ertragen, aber einen Faschistenspion auf gar keinen Fall.«
    »Bertil, es reicht jetzt«, sagt Mads.
    Bertils Hand bewegt sich in Richtung Pistolenholster. Magnus schiebt seinen Stuhl zurück, und mit derselben Bewegung schüttet er dem Schweden den Wein aus seiner halb vollen Blechtasse ins Gesicht. Der stößt daraufhin einen gewaltigen Schrei aus, sodass alle in der Kirche entweder aufschauen oder sich erheben.
    »Magnus. Hau ab. Das endet sonst böse«, sagt Mads flehend.
    »Dann hilf mir doch.«
    Bertil läuft um den Tisch herum und stürzt auf Magnus zu, der die fast leere Weinflasche vom Tisch nimmt und sie seitlich gegen Bertils Kopf schlägt. Der Schwede wankt und schüttelt den Kopf, aber entweder hat er einen unglaublich harten Schädel oder er ist zu betrunken, um Schmerzen zu empfinden. Er bringt seine Fäuste in die klassische Boxerposition.
    Magnus tritt ihm mit Wucht in den Schritt, und als sich Bertils Hände instinktiv nach unten zu seinen schmerzenden Geschlechtsteilen bewegen, schlägt er ihm die Flasche auf den Kopf. Der Blick des großen Schweden verschwimmt, als er auf die Knie sinkt. Magnus stellt die Flasche auf den Tisch

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