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Die Wahrheit stirbt zuletzt

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Titel: Die Wahrheit stirbt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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ausgegeben, aber mithilfe des Kreditbriefes von seiner dänischen Bank hat er problemlos neue Pesetas abheben können.
    Er bemerkt einen schwachen Luftzug, dreht sich um und sieht zwei Männer in der Tür stehen. Der eine ist Gerhardt Pandrup aus dem Hauptquartier der Brigaden in der alten Kaserne der Zivilgarde. Er trägt seine graugrüne Kommissarsuniform mit Schulterriemen und Pistolenholster am Gürtel, halbhohe dunkelbraune Stiefel und eine schwarze Offizierskappe.
    Den anderen Mann kann Magnus zunächst nicht einordnen, aber dann erinnert er sich an ihn. Es ist der Russe vom Flughafen in Valencia, bei dessen Gespräch mit Mercer er gedolmetscht hat. Diesmal trägt er keinen hellen Sommeranzug, sondern eine dunkle Hose und ein graues Uniformhemd unter einem halblangen, offen stehenden Ledermantel, seine Waffe in einem geschlossenen Pistolenholster um die Hüfte und auf dem Kopf ein dunkles Barett. Stepanowitsch heißt er und arbeitet für den neuen kommunistischen Geheimdienst.
    Magnus spürt seinen eigenen Revolver, den er unter seiner Jacke in den Hosenbund gesteckt hat. Man wird ihnnie wieder ohne geladene Waffe antreffen, denkt er zufrieden, als er sieht, wie die beiden Männer auf ihn zukommen. »Guten Tag, Pandrup«, sagt er auf Dänisch.
    Gerhardt Pandrup hat vor Müdigkeit Furchen im Gesicht und sieht älter aus als seine etwa dreißig Jahre. Er raucht eine dicke, selbstgerollte spanische Zigarre mit einem tiefschwarzen Tabak. »Guten Tag, Herr Meyer«, antwortet Pandrup auf Deutsch. »Darf ich Ihnen meinen Kollegen Dmitrij Stepanowitsch vorstellen, vom …«
    »Vom SIM. Wir sind einander schon einmal begegnet. Aber ich wusste nicht, dass du auch für den Geheimdienst arbeitest.«
    »Was meinst du damit?« Pandrup wechselt auf einmal ins Dänische.
    »Du hast ihn einen Kollegen genannt.«
    »Das sagt man doch so. Er ist ein Kamerad aus der großen Sowjetunion, der uns in unserem gerechten Kampf unterstützt.«
    Magnus reicht erst Stepanowitsch die Hand und dann Pandrup. »Darf ich die Herren auf ein Getränk einladen?«
    Sie nehmen einen Brandy, er selbst bestellt ein Bier, und sie suchen sich einen Tisch in einer Ecke. Magnus setzt sich mit dem Rücken zur Wand und mit Blick in den Raum. Als der schweigsame Barkeeper ihnen die Drinks gebracht hat, sehen sie ihm hinterher, bis er zu seiner Glasputzarbeit hinter der Bar zurückgekehrt ist.
    Stepanowitsch nimmt einen Schluck von seinem Brandy und stellt das Glas vorsichtig auf den Tisch, während er Magnus unverwandt in die Augen sieht. Magnus kann das Alter des Russen schwer einschätzen, aber er muss etwa Mitte dreißig sein.
    »Womit kann ich den Herren dienen?«, fragt Magnus.
    »Vielleicht können Sie darüber nachdenken, nach Hause zurückzukehren«, antwortet Stepanowitsch harsch. Magnuserinnert sich an die blassen Augen in seinem schmalen Gesicht. Aus der Nähe betrachtet sind sie noch bleicher, und wie in den Augen so vieler anderer hat der spanische Alltag schwache rote Linien darin hinterlassen.
    »Und warum sollte ich das tun?«
    »Weil es hier anscheinend nichts gibt, worüber du dringend schreiben müsstest. Jedenfalls hast du bisher keinen einzigen Artikel nach Hause geschickt.«
    »Vielleicht habe ich bisher einfach nichts entdeckt, was es wert gewesen wäre, darüber zu berichten?«
    »Oder vielleicht bist du in Wirklichkeit gar kein Journalist?«
    »Natürlich bin ich Journalist. Du hast doch meine Papiere gesehen.«
    »Papiere? Was bedeuten die schon? Mit denen kann man sich den Arsch abwischen. Journalisten berichten. Sie schreiben. Sie stehen in Kontakt mit ihren Redakteuren. Und was tust du, Magnus Meyer?«
    »Ich trinke Bier.«
    Stepanowitsch lehnt sich in seinem Stuhl zurück und macht eine energische Handbewegung. »Du spielst mit dem Feuer. Du hältst das hier alles für Spaß, was?«
    »Du sprichst gut Deutsch. Wo hast du das gelernt?«
    »Das geht dich gar nichts an.«
    »In Berlin, vermute ich. Du sprichst Berlinerisch mit russischem Akzent. In Argentinien habe ich ziemlich viele Deutsche kennengelernt.«
    »Herr Meyer. Tun Sie uns den Gefallen und kehren Sie nach Dänemark zurück. Sonst …«
    »Sonst was?«
    »Sonst müssen wir Sie näher unter die Lupe nehmen, Sie etwa zum Verhör einbestellen. Das ist nicht immer angenehm. In unserem Kampf gegen Fünfte-Kolonne-Saboteure und Spione können wir es uns nicht erlauben, Gnade zu zeigen oder nachgiebig zu sein.«
    »Aha. Und ab sofort sind wir per Sie?«
    »Ja. Ich kann nichts

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