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Die Wahrheit stirbt zuletzt

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Titel: Die Wahrheit stirbt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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Landarbeiter sich im Juli 1936 gegen ihre Unterdrücker aufgelehnt und den Gutsbesitzer, die Zivilgarde und den Priester vertrieben haben, erklärt Mads, als sie bei der Kirche ankommen. Die Unterdrücker seien natürlich Anhänger Francos gewesen, aber sie hätten weder mit dem Zorn des Volkes noch mit seiner Lust und seinem Willen, sich zur Wehr zu setzen, gerechnet. Die meisten früherenBewohner seien nach Albacete geflüchtet. Sie hätten befürchtet, das Dorf könnte Ziel eines Luftangriffs werden, sagt Mads. Vielleicht hätten sie auch Angst vor Racheaktionen gehabt, weil sie die Freiwilligen aus dem Ausland beherbergt hätten.
    Die Sonne steht tiefer, und die Luft ist kühler geworden. Ihre Kleidung ist immer noch feucht. Einige Männer in blauen Overalls sitzen am Brunnen, lehnen sich gegen eine sonnenbeschienene Mauer, rauchen und lassen einen Weinschlauch kreisen. Sie winken Mads zu, der zurückgrüßt, indem er mit der Hand kurz sein dunkelblondes, weiches Haar berührt.
    »Habt ihr Bertil gesehen, Kameraden?«, fragt er auf Deutsch.
    »Er ist in der Kirche. Er hat vor Kurzem ebenfalls nach dir gefragt«, antwortet ein kleiner, muskulöser Mann mit einem kurz geschnittenen Vollbart in einem runden Gesicht und einer schwarzen Baskenmütze auf dem Kopf. Seine Nase ist rot und geschwollen und von blauen Adern durchzogen. »Nimm deinen Kameraden ruhig mit hinein, Mads. Heute gibt es reichlich zu essen.«
    Das Kirchenschiff ist groß, und durch die hohen Fenster dringt helles Licht. Die Kirchenbänke sind entfernt worden, stattdessen hat man dort Tische und Stühle aufgestellt. In einer Ecke steht ein Rednerpult. An den Tischen sitzen etwa fünfzig Männer und essen von Blechtellern, in der einen Hand einen Löffel und in der anderen einen Kanten Weißbrot mit einer dicken Kruste, den sie in die Soße eintunken. Es wird geredet, geraucht und geschmatzt. Magnus entdeckt Bertil oben im Altarraum. Man hat dort große Eisenschwellen auf mehreren Feldsteinen befestigt. Unter drei großen, gusseisernen Töpfen, die auf den Schwellen stehen, brennt ein munteres Feuer, und aus den Töpfen steigt ein verführerischer Duft nach Öl, Knoblauch und Lammfleisch auf. Durch ein Loch inder Decke können der Rauch und der Essensdunst abziehen.
    Bertil entdeckt Mads und Magnus und winkt sie zu sich herauf. Er sagt in seinem nordschwedischen Dialekt: »Es gibt was zu essen, Mads. Wir haben doch glatt ein Schaf geschlachtet, und dann haben wir Mohrrüben, Petersilie, Kohlrabi, Linsen und Zwiebeln dazugetan. Manuel hat das alles zusammengewürfelt. Was sagst du dazu?«
    »Ich sage, du und Manuel seid die wahren Helden der Revolution.«
    »Dein Bruder ist natürlich ebenfalls herzlich willkommen.«
    »Man dankt«, sagt Magnus.
    »Was macht dein Bruder noch mal?«
    »Er ist Journalist, Bertil.«
    »Doch hoffentlich nicht für die bürgerliche Presse?«
    »Er ist mein Bruder, Bertil.«
    »Natürlich. Deshalb ist er hier auch willkommen, aber du kennst meine Meinung über bürgerliche Journalisten oder Leute, die sich vor dem Kampf drücken.«
    »Wir haben Hunger, Bertil.«
    Mads hat einen Blechteller, einen Löffel und eine Blechtasse in seinem Rucksack, Magnus leiht sich das Geschirr von Bertil, der offensichtlich bereits gegessen hat. Der knochige, sehnige Schwede ist einen ganzen Kopf größer als Magnus. Seine Augen sind rot gerändert, und er riecht nach Alkohol und Knoblauch. Er hält ein Wasserglas in der Hand, das halb mit Cognac gefüllt ist.
    Der Eintopf duftet herrlich, und sie genießen den Anblick der verführerischen Fettaugen, die auf der Oberfläche glänzen. Das Schmorgericht köchelt vor sich hin, große Stücke Fleisch wogen sanft zwischen weißen Bohnen, in Stifte geschnittenen Mohrrüben, grob gehackter Petersilie, Zwiebelwürfeln, Linsen und kleinen Kohlrabistücken. Magnus läuft das Wasser im Munde zusammen.Bertil lädt ihre Teller mit einer großen Kelle voll, reicht jedem von ihnen ein Stück Brot mit einer kräftigen goldbraunen Kruste und deutet auf zwei freie Plätze an einem Tisch, auf dem eine Flasche Rotwein ohne Etikett steht.
    Der Wein ist kühl, aber er schmeckt Magnus ebenso wie der Lammeintopf, der zum Besten gehört, was er seit Langem gegessen hat. Sie essen schweigend, schauen einander an und trinken, nachdem sie mit den Blechtassen angestoßen haben. An ihrem Tisch sitzen auch die beiden Männer, mit denen Mads im Café gewesen war. Sie beachten sie aber nicht weiter, sondern wischen gerade

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