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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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gezielt Ben an. «Mein lieber
     Ben. Du könntest mir helfen, das Spiel richtig in Fahrt zu bringen. Schön versaut und |118| lustig, so wie es sein soll. Wahrheit oder Pflicht? Und antworte schnell, sonst schlaf ich noch ein.»
    «Wahrheit.»
    «Gut. Genau das hab ich gehofft. Und ich hab auch schon eine Frage für dich parat.» Alice hebt die Augenbrauen und beugt sich
     vor. «Also, mein lieber Ben, was war der spannendste Ort, an dem du je Sex hattest? Und du musst antworten, sonst darf ich
     dir eine Aufgabe stellen. Und das wird keine angenehme sein.»
    Ben lacht nervös und schaut nach unten auf seinen Cocktail. «Ähm, also, da fällt mir eine Sache ein, ist aber schon ein paar
     Jährchen her. Als ich gerade frisch in Australien war, da hab ich dieses total wilde Mädchen kennengelernt. Und sie hat mich
     total angemacht. Richtig heiß war die. Und Gott, hatte die einen Körper, der Wahnsinn, also hab ich mich auch nicht lange
     bitten lassen. Jedenfalls, eines Abends waren wir bei einem Freund zu Hause, und dieses Mädchen schleppt mich plötzlich ab
     ins Elternschlafzimmer. Und wir machen gerade ordentlich rum auf dem Ehebett, als die Eltern kommen, und wir schaffen es ganz
     knapp, uns in den Wandschrank zu verziehen, so ein riesiges Ding, eher ein Ankleideraum, und jedenfalls, es ist hübsch dunkel
     und gemütlich dadrin, und wir machen einfach weiter, wo wir aufgehört haben.» Er verstummt, blickt Alice an und grinst. Alice
     erwidert seinen Blick, lächelnd, aufmunternd, und plötzlich ist sonnenklar, dass das Mädchen, von dem er erzählt, Alice ist.
     Robbie starrt ausdruckslos Ben an, doch ich sehe, dass er eine Hand im Schoß zur Faust geballt hat. Und wieder überkommt mich
     Panik, das überwältigende Verlangen, dass das alles aufhört. Zurückgespult wird. Bis an den Anfang. Der Abend wird doch furchtbar
     enden. Robbie hatte recht.
    Aber Ben merkt gar nichts, und ich frage mich, ob er überhaupt begriffen hat, dass Alice und Robbie zusammen sind. |119| Alice ist es jedenfalls bestens gelungen, so zu tun, als würde Robbie ihr nichts bedeuten.
    «Aber es kommt noch besser», fährt Ben fort. «Richtig abgefahren war   –»
    «Danke, Ben», unterbricht Robbie ihn mit einer Stimme, die laut und kalt und beißend sarkastisch klingt. «Vielen herzlichen
     Dank. Ich glaube, wir haben genug gehört. Und danke, Alice, für die überaus intelligente Frage. Denn ich fand’s total interessant,
     war richtig toll, das zu hören. Ich wusste es gar nicht, aber jetzt weiß ich es, dass zotige Sexgeschichten so ein Spiel erst
     richtig lustig machen. Super. Schönen, lieben Dank, Ben. Ich werde mir alle Mühe geben, genauso   … ähm, unfein zu sein, wenn ich an die Reihe komme.»
    Ben läuft dunkelrot an und schlürft hektisch an seinem Cocktail, und Philippa erstickt ein erschrockenes, verlegenes Lachen
     mit der Hand.
    «Ich bin dran, ich bin dran», sage ich mit falscher Heiterkeit. Ich schaue Philippa erwartungsvoll an und hoffe, dass sie
     mir hilft, die Situation möglichst zu entschärfen. «Philippa? Wahrheit oder Pflicht?»
    «Wahrheit», sagt Philippa entgegenkommend. «Ich finde Wahrheit tausendmal besser als Pflicht. Ihr nicht auch? Da sind die
     Antworten manchmal rasend komisch. Man kann ein paar tolle Geheimnisse über andere rausfinden. Und die Fragen sind auch hochinteressant.
     Sie verraten oft wesentlich mehr über die Fragenden als über die Gefragten, findet ihr nicht?»
    Ich lächle Philippa an, dankbar für ihr Geplapper. Doch es fällt mir keine Frage für sie ein, und ich denke einen Moment schweigend
     nach.
    «Katherine», sagt Alice lachend. «Du hast dir noch gar keine Frage überlegt, stimmt’s? Lass mich nochmal. Ja? Noch eine einzige.
     Ich frage dich.»
    |120| «Aber du warst schon dran», sagt Robbie. «Lass Katherine jetzt.»
    «Wir spielen doch sowieso nicht richtig. Eigentlich wäre Ben jetzt dran. Also ist es doch wohl egal, oder?», sagt Alice. Jetzt
     ist ihr deutlich anzumerken, wie betrunken sie ist. Sie spricht langsam, vorsichtig, bemüht, jedes Wort zu artikulieren, aber
     sie lallt trotzdem leicht. «Und seit wann nimmst du es mit den Regeln so genau, Robbie? Seit wann bist du so eine langweilige
     Spaßbremse?»
    «Spaßbremse?» Robbie lacht. «Hier gibt’s nicht viel Spaß, den man bremsen könnte, Alice.»
    Alice beachtet ihn nicht und sieht mich an.
    «Wahrheit oder Pflicht?», fragt sie.
    Ich zögere mit der Entscheidung. Ich habe so viele

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