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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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bereits gerötet sind, füllen sich plötzlich mit Tränen, und er schüttelt genervt
     den Kopf, als wollte er sie dadurch loswerden. «Der ganze Abend war einfach total beschissen, nicht?» Er lacht verbittert.
    «Ja.» Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Philippa kommt zurück, und wir trinken unseren Tee, still, ohne zu reden, jeder in
     seinen eigenen Gedanken gefangen, seiner eigenen Müdigkeit, seinem eigenen Unglück.
    Als wir den Tee getrunken haben, ist es vier Uhr morgens, und ich überrede Robbie und Philippa, bei mir zu übernachten. Ich
     hole Robbie eine Decke und ein Kissen, damit er auf dem Sofa schlafen kann, und frage Philippa, ob es ihr was ausmacht, mit
     mir das Bett zu teilen. Der ganze Abend hat uns emotional derart ausgelaugt, und Philippa und ich sind so erschöpft, dass
     wir ohne jedes Gefühl von Peinlichkeit nebeneinander unter einer Decke liegen können. Ich empfinde es als tröstlich, dass
     sie bei mir ist. Und ehe ich die Augen schließe, um zu schlafen, lächelt Philippa mich an und drückt mir die Hand.
    «Schlaf gut», sagt sie.
    «Danke», sage ich, als ich die Augen schließe. «Ich glaube, das werde ich.»
    Als ich wach werde, scheint die Sonne hell in mein Zimmer, |128| und Philippa liegt nicht mehr neben mir. Aber ich kann das leise Gemurmel von Stimmen aus einem anderen Raum hören. Eine gehört
     ihr und eine Robbie, und ich bin froh, dass sie beide noch da sind, dass ich den Tag nicht allein angehen muss. Ich schließe
     wieder die Augen.
    Als ich das nächste Mal aufwache, ist die Sonne an meinem Fenster vorbeigezogen, und ich erkenne an der Tönung des Lichts,
     dass es Nachmittag ist. Ich höre Robbie und Philippa nicht mehr, aber stattdessen Konservengelächter und blecherne Musik aus
     dem Fernseher. Ich stehe auf und gehe ins Wohnzimmer.
    Philippa sitzt auf dem Sofa und guckt sich irgendeinen alten Schwarz-Weiß-Film an, und sie schaut auf, als ich komme. «Gu ten Morgen! Besser gesagt, Nachmittag. Ich wollte warten, bis du aufwachst. Ich hab mir diesen alten Film angesehen,
Alles über Eva
. Einfach genial! Könnte dir gefallen. Musst du dir mal auf DVD besorgen. Robbie und ich wussten nicht, ob du lieber allein
     sein willst oder nicht. Und er musste zur Arbeit. Aber er hat gesagt, er kommt später wieder.» Sie hält kurz inne, um Luft
     zu holen, und lächelt dann herzlich. «Wie geht’s dir?»
    «Ganz gut.» Ich setze mich neben sie aufs Sofa. «Danke, dass du geblieben bist.»
    «Ach, nicht der Rede wert.» Sie nimmt die Fernbedienung und stellt den Fernseher stumm. «Hast du Hunger?»
    «Ja.» Ich nicke. «Ich hab tatsächlich Hunger.»
    «Gut. Ich hab Sachen für einen Salat eingekauft. Es ist ein herzhafter Salat, eigentlich eine volle Mahlzeit, mit Tomaten
     und Schinken und Spargel und gekochten Eiern und so, und ich hab auch frisches Brot besorgt. Schmeckt superlecker. Mein absoluter
     Lieblingssalat. Hast du Lust drauf? Soll ich ihn jetzt sofort machen?»
    «Wow. Ja, bitte. Aber nur, wenn du wirklich willst. Du musst |129| das nicht alles tun. Mir geht’s wirklich gut. Ehrlich. Aber wenn du willst, wäre das super.»
    «Gott sei Dank.» Sie springt auf. «Ich komm nämlich schon um vor Hunger.»
    Ich biete ihr meine Hilfe an, aber Philippa lehnt ab und sagt, sie kann gemeinsames Kochen nicht leiden. Daher setze ich mich
     auf einen Hocker in der Küche und schaue zu, und als der Salat fertig ist, nehmen wir ihn mit nach draußen auf den Balkon.
     Und wir essen schnell, beide mit Heißhunger. Wir reden nicht über Alice, Gott sei Dank, oder Rachel oder über das, was am
     Abend zuvor passiert ist, aber Philippa ist von Natur aus so mitteilsam, dass kaum ein Augenblick Schweigen herrscht. Philippa
     ist dreiundzwanzig und macht gerade ihren Master in Psychologie. Sie erzählt mir von ihrem Fach, wie faszinierend sie es findet,
     etwas darüber zu erfahren, wie Menschen denken, und wie wenig wir noch immer über die menschliche Psyche wissen.
    «Ich find’s unglaublich, dass du erst siebzehn bist», sagt sie. «Du wirkst älter, viel ernster als die meisten Siebzehnjährigen.»
    «Das kriege ich oft zu hören.» Ich lächle. «Und ich weiß nie, ob ich das als Kompliment auffassen soll oder als Beleidigung.»
    Sie erzählt mir von ihrem jüngeren Bruder Mick, dass er Drummer in einer Band ist, die sogar langsam von der Musikszene von
     Sydney ernst genommen wird.
    «Die spielen Freitagabend im Basement. Sie sind absolut genial. Richtig talentiert. Hast du

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