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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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Idioten. Doch genau in
     diesem Moment geht quietschend die Tür auf, und Alice kommt herein.
    «Was treibt ihr zwei denn hier?», fragt sie, als sie an uns vorbei in eine Kabine geht. Sie lässt die Tür offen, hebt den
     Rock, zieht die Unterhose runter, setzt sich aufs Klo und fängt an, geräuschvoll zu pinkeln. «Das Essen ist da. Und es schmeckt
     göttlich. Ihr solltet euch beeilen, sonst haben wir alles weggefuttert, wenn ihr wiederkommt.» Sie erhebt sich und betätigt
     die Spülung, geht ans Waschbecken, um sich die Hände zu waschen, und sieht erst Philippa und dann mich im Spiegel an. «Und
     wisst ihr was? Anschließend gehen wir alle zu mir. Und mixen uns Margaritas. Und wir trinken alle einen. Auch du, Katherine.
     Das ist beschlossene Sache.»
    Wir gehen zurück zum Tisch und essen, und es schmeckt wirklich köstlich, genau wie Alice gesagt hat. Alice widmet ihre |116| ganze Aufmerksamkeit jetzt Philippa und stellt ihr plötzlich interessiert persönliche Fragen. Philippa antwortet höflich,
     aber kurz angebunden, ohne ausführlicher zu werden oder sie zu einem Gespräch zu ermuntern, und zwischendurch wirft sie mir
     immer mal wieder unauffällig Blicke zu.
    Abgesehen davon, dass Philippa Ben offensichtlich die kalte Schulter zeigt, verläuft das Essen ohne weitere Zwischenfälle,
     und als wir das Restaurant verlassen und die Straße hoch in Richtung von Alice’ Wohnung gehen, stelle ich erstaunt fest, dass
     mein Unbehagen verflogen ist. Ja, ich fühle mich richtig entspannt, ich amüsiere mich fast. Es sind viele Leute zu Fuß unterwegs,
     sie lachen und plaudern, und in der Luft liegt etwas Prickelndes, das ansteckend ist. Es ist Freitagabend, und alle sind voller
     Erwartung und Schwung, überall sieht man unbeschwerte Leute in flippigen Klamotten, es herrscht Lärm und Gelächter. Na schön,
     Alice ist leicht betrunken und hat sich ein bisschen danebenbenommen. Na und? Es gibt Schlimmeres. Das ist weiß Gott kein
     Weltuntergang.
    Wir kommen an einem Getränkeladen vorbei und kaufen Tequila für die Margaritas. In dem kleinen Lebensmittelladen an der Ecke
     von Alice’ Straße kaufen wir eine Handvoll Zitronen. Und als wir in Alice’ Wohnung sind, sind schon bald alle gut gelaunt
     mit irgendwas beschäftigt. Wir suchen Cocktailgläser, pressen Zitronen aus, mixen die bittersüßen Getränke. Alice legt Musik
     auf, und wir singen lauthals mit, während wir in der heißen, engen Küche hantieren. Und mit einem Mal sind wir alle bester
     Stimmung und genießen es, zusammen zu sein. Eine Zeitlang vergesse ich sogar, wie Alice sich im Restaurant benommen hat, ich
     vergesse meine Befürchtung, der Abend könnte in einer Katastrophe enden.
    «Lasst uns was spielen», sagt Alice, als jeder von uns einen riesigen, eisgekühlten Cocktail in der Hand hat. Ich habe nicht |117| vor, meinen zu trinken, aber ich werde daran nippen, um Alice bei Laune zu halten, und ihn auskippen, wenn sie nicht hinschaut.
     Ich werde stocknüchtern bleiben. Wachsam.
    «Ja», sage ich. Ich schaue Robbie an und lächle, und das Lächeln sagt: Siehst du, alles wird gut. Wir amüsieren uns alle prächtig.
    Robbie erwidert das Lächeln zögerlich. Er ist noch immer unsicher.
    «Wahrheit oder Pflicht.» Alice reibt sich freudig die Hände und geht ins Wohnzimmer. «Kommt schon. Ich finde das Spiel toll.
     So lernt man sich gegenseitig am besten kennen.»
    Wir folgen ihr und setzen uns im Schneidersitz um den Couchtisch herum. Irgendwer dreht die Musik leiser.
    «Ich zuerst?» Alice streckt Robbie die Zunge raus. «Und du darfst mich fragen. Wo du doch glaubst, mich so gut zu kennen.
     Vielleicht findest du ja noch was Überraschendes raus.»
    «Wahrheit oder Pflicht?», fragt Robbie.
    «Wahrheit.»
    «Also dann.» Robbie nimmt einen Schluck von seinem Drink und sieht einen Moment lang nachdenklich aus. Dann schaut er Alice
     ernst an. «Bereust du manchmal was? Dinge, die du gesagt oder getan hast?»
    Alice blickt ihn eine Sekunde lang an. Dann verdreht sie die Augen. «Herrje, Robbie. Das Spiel soll Spaß machen.» Dann seufzt
     sie. «Ob ich irgendwas bereue   … hm, lass mich nachdenken.» Sie schüttelt entschieden den Kopf. «Nein. Tu ich nicht. Ich bereue nichts. Reue ist was für
     Versager und Unsichere. Und ich gehöre weder zur ersten noch zur zweiten Kategorie. Okay, danke für den langweiligen Beitrag,
     Robbie.» Sie lächelt in die Runde. «Wen soll ich mir als Nächstes ausgucken?» Und dann schaut sie

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