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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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Lust, sie dir anzuhören? Mit mir?
     Fänd ich schön. Ich gebe gern mit ihnen an. Sie sind wirklich super.»
    Ehe ich antworten kann, ehe ich auch nur darüber nachdenken kann, ob ich Ende der Woche möglicherweise Lust haben könnte,
     mir eine Band anzuhören, klopft es an der Tür.
    |130| «Robbie.» Philippa legt ihre Gabel hin und dreht sich um. «Er hat gesagt, er kommt nach der Arbeit wieder.»
    Ich gehe zur Tür. Aber als ich sie öffnen will, als ich die Klinke schon gedrückt habe, klopft es wieder, lauter und hartnäckiger.
     Und plötzlich weiß ich, dass es nicht Robbie ist. Er wäre niemals so ungeduldig.
    Aber es ist zu spät für einen Rückzieher, denn im selben Moment wird die Tür auch schon aufgedrückt. Es ist Alice.
    Sie hat einen riesigen Strauß roter Rosen in der Hand und trägt ein schlichtes weißes T-Shirt und Jeans. Sie ist ungeschminkt, das Haar hat sie nach hinten aus dem Gesicht gebunden. Ihre Augen sind gerötet, als hätte
     sie geweint, doch davon abgesehen sieht sie so jung und frisch und unschuldig aus, dass ich sie kaum mit der Alice vom Vorabend
     in Verbindung bringen kann. Als ich sie jetzt so vor mir sehe, ist es nahezu unvorstellbar, dass sie bösartig sein und so
     viel Kummer verursachen kann.
    «Es tut mir leid, Katherine.» Ihre Unterlippe fängt an zu beben, und ihre Augen füllen sich mit Tränen. «Es tut mir so schrecklich
     leid. Ich weiß einfach nicht, was da in mich gefahren ist.»
    Sie reicht mir die Rosen, und ich nehme sie, sage aber kein Wort.
    «Ich   … manchmal da   … ich weiß nicht.» Und jetzt schluchzt sie, die Hände vor dem Gesicht, mit zuckenden Schultern, ihre Stimme heiser und gebrochen.
     «Manchmal kommt irgendwas über mich, und ich verliere   … ich werde einfach total – total wütend. Als würden alle mich, keine Ahnung, verurteilen oder so. Aber ich weiß, es ist verrückt,
     weil ich denke, sie verurteilen mich für das, was ich tun werde – was ich tun werde, das weiß ich   –, noch bevor ich es überhaupt getan habe   … und dann hab ich das Gefühl, dass ich es tun muss, um sie auf die Probe zu stellen, um zu sehen, ob ihnen wirklich was an
     mir liegt. Und |131| ich weiß, es ist unfair, ich weiß, ich kann von anderen nicht erwarten, dass sie, na ja, sich so was gefallen lassen, aber
     ich kann mich nicht   … ich meine, ich weiß, ich werde irgendwas total Furchtbares machen oder sagen, aber ich kann   … ich kann mich nicht bremsen, und auf einmal will ich es auch. Als hätte ich so einen selbstzerstörerischen Zwang, andere
     zu verletzen – die Menschen, die mich gernhaben.»
    Ich spüre, wie der harte Kern meines Zorns zu schmelzen beginnt. «Komm rein.» Ich fasse ihren Arm und ziehe sie sanft in die
     Wohnung.
    Ich hole einen Teller für Alice. Sie setzt sich zu Philippa und mir auf den Balkon, und sie isst von dem Salat. Erst ist Philippa
     misstrauisch und unterkühlt und beobachtet Alice argwöhnisch. Doch Alice zeigt sich von ihrer gewohnt offenen, herzlichen
     und einnehmenden Seite. Sie entschuldigt sich überschwänglich für den Abend zuvor. Sie lacht über sich selbst und macht sich
     mit so erfrischender Selbstironie über ihr eigenes Verhalten lustig – sie ist zerknirscht und beschämt und amüsant zugleich   –, dass es unmöglich ist, ihr nicht zu verzeihen. Und nach einer Weile merke ich, dass auch Philippa weich wird, dass sie
     trotz ihres Misstrauens Alice’ Charme erliegt. Wir drei bleiben noch lange nach dem Essen auf dem Balkon und plaudern und
     lachen und gehen erst rein, als die Sonne untergeht und es draußen zu kühl wird.
    «Wie wär’s, wenn wir uns ein paar Filme ausleihen. Pizza bestellen», schlägt Alice vor.
    «Ach, ich weiß nicht», sage ich. «Morgen ist Montag. Schule. Ich brauch echt Schlaf.»
    «Es muss ja nicht spät werden», sagt Alice. «Aber ich will einfach nicht, dass der Tag schon zu Ende geht. Es ist gerade so
     schön. Ich will nicht nach Hause und allein sein.» Sie geht zu Philippa und umfasst ihren Arm mit beiden Händen. «Bitte, |132| Philippa? Lass mich beweisen, dass ich in Wirklichkeit nicht dieses schreckliche Biest bin, das du gestern Abend kennengelernt
     hast. Ich geh die Filme besorgen. Und was zu essen. Ihr zwei müsst gar nichts machen. Auch keinen Cent ausgeben. Ich lade
     euch ein. Bitte?» Sie blickt flehend zwischen Philippa und mir hin und her. «Mir zuliebe? Bitte?»
    Philippa sieht mich an. «Das muss Katherine entscheiden. Es ist

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