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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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ihren Namen eintragen konnten. Nachdem Harry Rasche Genesung! H.L. Quebert hineingeschrieben hatte, tat er, als würde er gehen, versteckte sich jedoch in seinem Chevrolet. Er wartete noch eine Stunde, und als er den Reverend quer über den Parkplatz zu seinem Auto gehen sah, kehrte er unauffällig ins Hauptgebäude des Krankenhauses zurück und ließ sich Nolas Zimmernummer geben: Zimmer 26 im zweiten Stock. Mit pochendem Herzen klopfte er an. Keine Antwort. Langsam öffnete er die Tür.
    Nola war allein, sie saß auf dem Bettrand. Als sie den Kopf drehte und ihn sah, leuchteten ihre Augen zuerst auf, doch dann wurde ihr Gesicht traurig. »Lassen Sie mich in Ruhe, Harry … Lassen Sie mich, oder ich rufe die Schwestern.«
    »Nola, ich kann dich nicht einfach hier allein …«
    »Sie waren so gemein, Harry. Ich will Sie nicht sehen. Es schmerzt mich, Sie zu sehen. Ihretwegen wollte ich sterben.«
    »Verzeih mir, Nola …«
    »Ich verzeihe Ihnen nur, wenn Sie mich wiederhaben wollen. Wenn nicht, lassen Sie mich in Ruhe.«
    Sie sah ihm fest in die Augen. Er wirkte bekümmert, von Schuldgefühlen geplagt, und sie konnte nicht anders, als ihn anzulächeln. »Ach, allerliebster Harry, kommen Sie mir nicht mit diesem traurigen Hundeblick! Versprechen Sie mir, nie wieder gemein zu sein?«
    »Ich verspreche es.«
    »Bitten Sie mich für all die Tage, die Sie mich vor Ihrer Tür haben stehen lassen, ohne mir zu öffnen, um Verzeihung.«
    »Ich bitte dich um Verzeihung, Nola.«
    »Geben Sie sich ein bisschen mehr Mühe. Knien Sie nieder. Knien Sie nieder, und bitten Sie mich um Entschuldigung.«
    Ohne lange nachzudenken, kniete er nieder und legte den Kopf auf ihre nackten Beine. Sie beugte sich hinab und streichelte sein Gesicht. »Stehen Sie auf, Harry. Umarmen Sie mich, mein Liebster. Ich liebe Sie. Ich liebe Sie seit dem Tag, an dem ich Sie zum ersten Mal gesehen habe. Ich will für immer Ihre Frau sein.«
    Während Harry und Nola sich in dem kleinen Krankenhauszimmer wiederfanden, hatte sich Jenny in Aurora, wo die Gartenparty seit mehreren Stunden beendet war, in ihrem Zimmer eingeschlossen und weinte vor Kummer und Scham. Robert hatte sie trösten wollen, aber sie hatte sich geweigert, die Tür zu öffnen.Tamara hatte soeben wutschäumend das Haus verlassen, um zu Harry zu fahren und ihn zur Rede zu stellen. So verpasste sie knapp den Besucher, der nicht einmal zehn Minuten später an der Tür klingelte. Robert öffnete, und da stand Travis Dawn in Ausgehuniform, streckte ihm mit geschlossenen Augen einen Armvoll Rosen entgegen und stieß ohne Punkt und Komma hervor: »Jenny-willst-du-mit mir-auf-den-Sommerball-gehen-bitte-danke.«
    Robert musste lachen. »Guten Tag, Travis. Möchtest du vielleicht mit Jenny sprechen?«
    Travis riss die Augen auf und unterdrückte einen Schrei. »Mr Quinn? Ich … Es tut mir leid. Ich bin so eine Niete! Eigentlich wollte ich nur …Ich meine, wäre es Ihnen recht, wenn ich mit Ihrer Tochter auf den Sommerball gehe? Natürlich nur, wenn sie einverstanden ist. Aber vielleicht hat sie schon jemanden. Sie geht schon mit einem anderen, oder? Was bin ich für ein Trottel!«
    Robert schlug Travis freundschaftlich auf die Schulter. »Dich schickt der Himmel, mein Junge. Komm rein.«
    Er führte den jungen Polizisten in die Küche und holte ein Bier aus dem Kühlschrank.
    »Danke«, sagte Travis und legte die Blumen auf die Küchentheke.
    »Nein, das Bier ist für mich. Du brauchst was viel Stärkeres.« Robert griff nach einer Whiskyflasche und schenkte ihm einen Doppelten mit Eiswürfeln ein. »Trink das in einem Zug, hörst du?«
    Travis gehorchte. Dann sagte Robert: »Du wirkst zu nervös, mein Junge. Du musst dich entspannen. Mädchen mögen keine nervösen Jungs. Glaub mir, davon verstehe ich was.«
    »Dabei bin ich sonst nicht schüchtern, aber wenn ich Jenny sehe, bin ich total blockiert. Ich weiß auch nicht, was das ist …«
    »Das nennt man Liebe, mein Sohn.«
    »Glauben Sie?«
    »Aber sicher.«
    »Ihre Tochter ist so toll, Mr Quinn. So sanft und klug und schön! Eigentlich sollte ich es Ihnen gar nicht sagen, aber manchmal fahre ich am Clark’s vorbei, nur um sie durch das große Fenster zu sehen. Ich schaue sie an, und dann springt mir fast das Herz aus der Brust, und mir ist, als müsste ich in meiner Uniform ersticken. Das ist Liebe, oder?«
    »Aber sicher.«
    »Und wissen Sie was? In solchen Augenblicken würde ich am liebsten aus dem Wagen steigen, ins Clark’s gehen und sie

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